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1264 - Justines Geisel

1264 - Justines Geisel

Titel: 1264 - Justines Geisel
Autoren: Jason Dark
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auch zerschlagen, und bei diesem unebenen Boden musste sie mehr als einmal über irgendwelche Hindernisse steigen.
    Mal schleiften ihre Füße durch Bausand, dann wieder musste sie Steinen ausweichen, die wie kantige Köpfe aus dem Boden hervorschauten.
    Aus der Halle hörte sie nichts. Weder Stimmen, Schreie, Schüsse, noch andere Geräusche, die auf einen Kampf hinwiesen.
    Glenda hatte nicht genau darauf geachtet, wohin sie der Weg geführt hatte. Erst als sie mit der linken Schulter über etwas hinwegschrammte und dabei zusammenschrak, stellte sie fest, dass sie die Außenwand einer recht hohen Ruine berührt hatte.
    Glenda blieb stehen, drehte den Kopf und zuckte abermals zusammen, als sie in eine Höhle hineinschaute, die in Wirklichkeit nur ein Fenster ohne Glas war.
    Dahinter war es finster.
    Oder nicht?
    Sie schaute durch die Öffnung. An den Seiten und auch am Sturz über ihr hatte das Material Schaden erlitten. Da waren einige der alten Ziegelsteine herausgebrochen.
    Aus dem Innern des alten Baus wehte es ihr kalt entgegen. Beinahe schon eisig, und sie dachte daran, dass dies auch nicht normal war. Die Gefahr lauerte jedoch woanders.
    Etwas strich über Glendas Rücken hinweg, und zwar so heftig, dass sie es merkte und sich sofort umdrehte.
    Vor sich sah sie nichts, aber etwas war an ihr vorbeigeflogen und hatte es noch nicht geschafft, völlig zu verschwinden. Sie schaute nach oben und sah einen Schatten durch die Luft segeln, der alles andere als eine Wolke war.
    Glenda war durch ihre Tätigkeit immer auf der Lauer. Sie war es auch gewohnt, die Welt aus einem bestimmten Blickwinkel zu betrachten, und sie glaubte zudem fest daran, dass dieser sichtbare Bereich nicht nur von Menschen bevölkert wurde.
    So große Vögel gab es nicht. Es sei denn, man bezeichnete diese riesigen Fledermaus-Vampire als solche.
    Da gab es nur wenige, die zu dieser Größe anwachsen konnten. Unter anderem der König der Vampire, der in der Lage war, beide Zustände anzunehmen. Er konnte sich zum einen als Mensch zeigen, zum anderen auch als Vampir.
    Und dieses Fluggeschöpf erinnerte tatsächlich an Will Mallmann in seiner zweiten Gestalt, denn er sah sich als legitimer Nachfolger des Vlad Dracula an.
    »Scheiße, nur das nicht!«, flüsterte sie. »Das… das… hat mir noch gefehlt.«
    Sie suchte wieder den Himmel ab, der ihr allerdings keine Antwort gab. Er blieb dunkel, wolkenverhangen und schluckte selbst das bleiche Licht der Gestirne.
    Glenda ging davon aus, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Dieser unheimliche Beobachter nahm einen Platz ein, von dem aus er sie sehen konnte, umgekehrt sie ihn nicht.
    Plötzlich kam ihr die Entfernung zwischen dieser halben Ruine und der leeren Fabrik so verdammt weit vor. Es gab nicht viele Hindernisse auf der Strecke, und sie musste damit rechnen, immer beobachtet zu werden, auch wenn sie schnell lief. So etwas gab den etwaigen Verfolgern aus der Luft Gelegenheit, blitzartig zuzugreifen.
    Plötzlich fand sie die Idee, hier draußen zu sein, nicht mehr so gut. Im Freien fühlte sie sich ungeschützt, da hätten ihr die Wände im Innern mehr Deckung und Sicherheit vermittelt.
    Was mache ich richtig?, fragte, sie sich und schaute sich noch mal um. Sie sah zum dunklen Himmel, der hier den Widerschein der Lichter der Großstadt vermissen ließ. Das Gelände kam ihr vor wie ein fremdes Land, in das man sie einfach hineingestellt hatte und in dem sie auf sich selbst angewiesen war.
    Etwas strich kalt über ihren Nacken hinweg. Es gab keinen besonderen Grund dafür. Es war einfach nur ein gewisses Gefühl, und Glenda drehte sich hastig um.
    Vor ihr sah sie das große Fenster.
    In seinem Ausschnitt stand eine Gestalt.
    Dracula II!
    ***
    Es war dieser schrecklich lange Moment des Erkennens, der einfach nicht aufhören wollte. Ihn zu sehen und zu erkennen dauerte vielleicht nur zwei, drei Sekunden, doch in dieser Zeit hatte sie bereits alle Einzelheiten gesehen und für sich eingeordnet.
    Er hatte sich zurück in einen Menschen verwandelt. Zumindest besaß er einen menschlichen Körper.
    Wie immer ahmte er sein Filmvorbild Dracula nach, denn er trug die schwarze Kleidung und den Umhang, der die Schultern umgab.
    So wie er da stand, sah er recht schmal aus, aber davon sollte sich niemand täuschen lassen. Auch nicht von seinem reglosen und bleichen Gesicht, bei dem eines allerdings auffiel: Auf der breiten Stirn, aus der die dunklen Haare nach hinten gekämmt waren, schimmerte ein Buchstabe in
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