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1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

Titel: 1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
Autoren: Jason Dark
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Altars. Er hatte sie am Nachmittag angezündet. Langsam ging er auf den Mittelpunkt der Kirche zu.
    Im Innern hatte sich die Kälte gesammelt, die ihn wie feuchte Schals umgab. Seine Schritte hörten sich überlaut an, denn bei jedem Auftreten verursachte er Echos.
    Es gab keinen Menschen außer ihm, aber er fühlte sich nicht allein, und so setzte er seinen Weg fort, um dem Zentrum möglichst nahe zu sein.
    Er wollte beten. Er wollte für sich beten und auch darum, dass er endlich von diesem verfluchten Schicksal verschont blieb. Er hasste es, bestimmte Verbrechen im Voraus sehen zu können. Allein daran zu denken, war für ihn das Grauen pur.
    Irgendjemand musste ihm doch helfen können. Er hatte sich darüber Gedanken gemacht und dabei sehr viel überlegt. Der Himmel stand ihm in diesem Fall nicht bei, so musste er sich schon auf die Personen verlassen, die auf der Erde lebten.
    Möglicherweise gab es eine Person, der er sich anvertrauen konnte, doch über diesen Graben war er noch nicht gesprungen. Es brauchte seine Zeit, aber er wusste auch, dass sie bald abgelaufen war.
    Länger wollte er sich diesen Quälereien nicht aussetzen.
    Der Pfarrer ging bis zur ersten Sitzreihe und nahm dort Platz. Er schaute auf den schlichten Altar, der mit einer weißen Decke dekoriert war. Gehalten wurde sie von einem Kreuz, das genau in der Mitte des Gabentisches stand.
    Francis Gallo versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er wollte nicht mehr an den Schrecken denken, der ihn erwischt hatte. Nicht mehr die Bilder sehen, nicht erleben, wie die Menschen starben, denn so etwas konnte kein Mensch lange durchhalten. Daran ging er seelisch kaputt.
    Woher sollte die Hilfe kommen?
    Der Himmel hatte sich nicht einsichtig gezeigt. Ihm machte der Pfarrer auch keinen Vorwurf. Schließlich hatte Gott den Menschen erschaffen, um ihn laufen zu lassen. Er hatte ihm die Verantwortung für sich und die Welt mitgegeben.
    Manchmal zweifelte Francis Gallo daran. Da brauchte er nicht nur an sich zu denken, sondern in die Welt hineinschauen, in der es so viele Kriege gab. Da nahm keiner auf den anderen Rücksicht. Man schlug sich die Köpfe ein, und wer nach dem Grund fragte, der fand keinen. Es gab überhaupt keinen Grund, den Mitmenschen zu töten.
    Und doch musste der Pfarrer das immer wieder erleben. Zwar nicht direkt am eigenen Leib, aber in seinem Kopf. Da sah er die verdammten Szenen, in denen Menschen starben.
    Auch in dieser Nacht würde das wieder so sein. Da war ein besonders schlimmer Killer unterwegs, der sich als Tod verkleidet hatte. Wenn er plötzlich auftauchte und die Menschen mit seiner Verkleidung erschreckte, dann waren sie nicht mal in der Lage, sich zu wehren.
    Gallo faltete seine Hände, wie es jeder Betende tat. Er schaute dabei auf das Kreuz, und seine Lippen fingen an, sich automatisch zu bewegen. Er sprach leise die Worte, die ihm in den Sinn kamen. Es waren Fürbitten abseits der offiziellen Texte. Die Sätze waren in ihm hochgedrungen, und sie waren zugleich ein Produkt seiner Gefühle, denn nur so konnte er sich ausdrücken.
    Es war wenig Zeit vergangen, als er merkte, dass es mit seiner Konzentration nicht so weit her war.
    Es fiel ihm schwer, Worte zu finden. Sein Inneres war aus dem Gleichgewicht gebracht worden.
    Hätte man ihm jetzt eine leichte Rechenaufgabe gestellt, es wäre ihm nicht gelungen, sie zu lösen.
    Etwas störte…
    Etwas war da!
    Gallo zuckte plötzlich zusammen. Er setzte sich anders hin, bog den Rücken durch und sah aus wie jemand, der gleich vom Sitz her in die Höhe springen wollte.
    Er tat es nicht, weil ihn eine andere Macht fest hielt. Sie wollte, dass er sitzen blieb, zumindest für einen Moment noch, um ihn angreifen zu können.
    Francis Gallo brüllte auf. Schmerzen tobten durch seinen Kopf, er sah das schreckliche Bild, er konnte sich nicht mehr halten, warf sich von der Bank nach vorn auf den harten Steinboden und blieb dicht vor dem Altar liegen…
    Beim Fallen war er hart mit dem Kopf aufgestoßen. Der Schmerz war explosionsartig durch seinen Schädel gezuckt, aber er hatte es nicht geschafft, den Angriff aus dem Unsichtbaren zu vertreiben. Er hatte sogar die Macht besessen, den Pfarrer zu lähmen, der bewegungslos auf dem Rücken lag, die Augen weit geöffnet hielt, ebenso den Mund, aus dem die harten Atemstöße drangen.
    Er hätte die Decke sehen müssen. Er sah sie auch, und er sah sie trotzdem nicht, denn zwischen seinen Augen und der Decke tauchten plötzlich die Bilder auf, die er
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