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1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch

Titel: 1257 - Gezeichnet durch den Höllenfluch
Autoren: Jason Dark
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Manche waren maskiert gewesen, andere wiederum hatten ihr Gesicht gezeigt, als sie ihre Taten begangen hatten.
    Er hatte Menschen mit Pistolen und Messern erlebt. Andere hatten mit den Händen gewürgt, und es waren niemals nur Albträume gewesen, sondern hatten sich immer als Wahrheit herausgestellt. Am Morgen danach oder einen Tag später hatte er von diesen Taten in den Zeitungen lesen können, und genau das hatte bei ihm stets für einen zweiten Schock gesorgt, aus dem es ihm nur schwerlich gelungen war, sich zu befreien.
    An diesem späten Abend war es nur ein kurzes Bild gewesen. Ein Aufblitzen, nicht mehr, doch er wusste genau, dass es damit nicht erledigt war. Die Nacht lag noch vor ihm und auch vor den anderen Menschen, und der Tod war immer präsent. In der Regel als unsichtbarer Geselle, doch hier hatte er ein Gesicht bekommen.
    Francis Gallo griff zum Glas. Er hob es an und nahm einen kleinen Schluck. Ja, der Whisky tat gut. Er schmeckte. Das reife Korn spürte er auf seiner Zunge allmählich in die Kehle gleiten, und Francis Gallo genoss es, die edle Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
    Der zweite Schluck schmeckte ihm ebenso gut. Und mit dem dritten hatte er das Glas geleert.
    Der Nachgeschmack breitete sich auch weiterhin in seinem Mund aus. Er wollte den zweiten Drink später nehmen, und dann auch einen dritten, um die nötige Bettschwere zu erreichen. Vor allen Dingen war ihm wichtig, dass er es schaffte, seine Seele zu betäuben. Er wollte nicht immer an das verdammte Bild denken, das zu einer grausamen Wahrheit werden konnte.
    Gallo stand auf und ging mit müden Schritten durch den Raum auf die Tür zu. Dahinter erstreckte sich ein kleiner Flur, in dem die mit Büchern gefüllten Regale standen. Das Licht drang aus der Holzdecke.
    Die Lampen klemmten dort fest wie helle Augen.
    Der Pfarrer ging bis zur Haustür weiter und zog sie auf. Die starken Stürme hatten nachgelassen und in manchen Landesteilen ein Chaos hinterlassen. Er hatte Glück gehabt. Im Garten des Pfarrhauses war nur ein Baum umgestürzt. Er war so günstig gefallen, dass er nicht das Haus getroffen hatte.
    Mit den Orkanen war auch die zu milde Luft verschwunden. Jetzt hatte die Kälte wieder die Oberhand gewonnen, und er spürte sie sehr deutlich in seinem Gesicht. Da er das Gesicht dem Wind zuwandte, hatte er das Gefühl, von zahlreichen Nadeln getroffen zu werden, und auch durch seine Hausjacke drang der Wind wie mit scharfen Messern.
    Das linke Bein hatte er zurückgestellt, um es auf der Schwelle stehen zu lassen. So konnte die Tür nicht zufallen. Gallo selbst schaute gegen den Himmel, der sich fast völlig wolkenlos über ihm spannte.
    Er sah dunkelgrau und blau aus. Blau in der Nähe des Mondes, der kalt und voll am Himmel stand, aber nicht so überdeutlich, denn in seiner Nähe trieb der Wind dünne Wolkenstreifen entlang, die wie lang gezogene Federn wirkten.
    Ja, Vollmond!
    Bei diesem Gedanken verzog er den Mund zu einem Lächeln. Der volle Mond war für viele Menschen Gift. Da schliefen sie schlecht. Da wurden sie von schlimmen Albträumen geplagt, aber seine Träume oder Vorhersehungen hatten mit der Veränderung des Mondes nichts zu tun. Ihre Ursache lag tiefer.
    Der Pfarrer ballte die Hände zu Fäusten. Es war der hilflose Ausdruck einer nicht zu bezwingenden Wut, die ihn erfasst hatte. Er kam sich so verdammt hilflos vor. Er konnte gegen diese Überfälle einfach nichts tun, und das brachte ihn fast um.
    Er war vom Schicksal ausersehen worden, um darunter zu leiden. Oft hatte er über die Gründe nachgedacht, doch es war ihm nicht gelungen, sie zu finden.
    Die Kirche lag rechts von ihm. Sie war nicht unbedingt groß und sicherlich kein Bauwerk, das Menschen staunend besichtigten, aber sie gefiel ihm, denn sie war für ihn so etwas wie eine Heimat geworden.
    Jetzt überlegte er, ob er nicht hineingehen und beten sollte.
    Lange brauchte er nicht für seine Entscheidung. Nach drei Sekunden drehte er sich um und ging zurück in das Haus. Dort zog er die Jacke an, in deren Tasche sich auch die Türschlüssel befanden, verließ das Pfarrhaus wieder und ging über den schmalen Weg, den er persönlich plattiert hatte. Er teilte ein Rasenstück, das sich zwischen Haus und Kirche erstreckte. Jetzt merkte der Pfarrer, dass der Wind doch nicht so eingeschlafen war. Auf dem Weg zum Ziel wurde er von einigen Böen getroffen, die an seiner Kleidung zerrten.
    In der Kirche war es dunkel. Nur eine einsame Kerze leuchtete in der Nähe des
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