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1251 - Die Heilige und die Hure

1251 - Die Heilige und die Hure

Titel: 1251 - Die Heilige und die Hure
Autoren: Jason Dark
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schloss sie wieder, und Julie bekam Zeit, sich umzuschauen.
    Ja, sie befanden sich auf dem Flughafen. Nicht dort, wo die Linienmaschinen landeten, sondern auf einem Nebenfeld, von dem auch gestartet wurde. Allerdings flogen von hier nur Privatmaschinen, und Julie rechnete damit, bald in eine derartige Maschine steigen zu müssen, um zu einem unbekannten Ziel geflogen zu werden.
    Sie sah die Lichter des Towers, als sie den Kopf drehte. Sie bekam mit, wie eine Maschine landete und eine zweite startete. Sie hörte das Heulen der Triebwerke und dachte daran, dass dies hier die normale und auch moderne Welt war.
    In ihr hatte sie sich immer wohlgefühlt. Sie war ein Kind dieser Zeit, doch die andere Zeit, die tiefe Vergangenheit, war plötzlich stärker gewesen und hatte sie eingeholt.
    Sie als lebende Person wusste nichts davon. Aber sie sollte sich trotzdem erinnern, weil sie mal jemand gewesen war, die durch die Religionsmystik als Heilige und zugleich Hure geisterte.
    Das war mit dem normalen Verstand nicht zu fassen. Hätte man ihr das vor Monaten gesagt, sie hätte darüber nur laut gelacht, doch davor hütete sie sich jetzt.
    Jemand drückte gegen ihre rechte Schulter. »Wir wollen doch hier nicht einschlafen«, sagte einer der Bewacher. »Wo wir hinfliegen, ist das Wetter besser.«
    Sie stemmte sich gegen den Druck und drehte den Kopf zur Seite, um in das Gesicht des Templers zu schauen, in dem sich nichts bewegte. »Und wohin fliegen wir?«
    »In den Süden.«
    »Frankreich, nicht wahr?«
    Der Templer lächelte. »Sehr gut. Ich sehe, du machst Fortschritte, meine Liebe.«
    »Ja, aber es ist nicht schwer gewesen.«
    »Geh weiter.«
    Julie ging langsam. Sie hielt den Kopf gesenkt. Der Mund bildete einen Strich. Sie hörte ihr eigenes Herz überlaut klopfen, und jetzt stellte sie fest, dass ihre Knie weich waren. Diese Bande musste die besten Beziehungen haben. Die Templer waren bewaffnet. Trotzdem war es Ihnen gelungen, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen, und das empfand Julie als schlimm und tragisch.
    Die Beine blieben schwer, und manchmal schlurften die Füße über den Boden hinweg. Sie wollten am Lieferwagen vorbeigehen, aber Julie blieb plötzlich stehen.
    »Einen Moment noch«, sagte sie.
    »Und?«
    Sie drehte den Kopf nach links. So konnte sie die rechte Seite sehen, auf der normalerweise der Beifahrer saß. Sie erinnerte sich, dass ihre Freundin dort eingestiegen war. Aus dem Augenwinkel nahm sie zudem wahr, dass einer der Templer mit dem Handy telefonierte, keine Verbindung erhielt und den Kopf schüttelte.
    Er sagte etwas zu seinem Kumpan, auf das Julie nicht achtete. Sie glaubte jedoch, den Namen Sinclair gehört zu haben, aber da war sie sich auch nicht sicher.
    So konzentrierte sie sich wieder auf Sylvia Servais, die den Sitz des Beifahrers besetzt hielt. Sylvia saß da wie eine Schaufensterpuppe. Sie blickte starr nach vorn, als gäbe es nur die eine Richtung.
    Julie klopfte gegen die Scheibe.
    Auch jetzt bewegte sich Sylvia nicht. Erst als Julie Anstalten traf, die Tür zu öffnen, da geriet Leben in die starre Gestalt. Sylvia drehte den Kopf.
    Beide Frauen schauten sich an. Nur schaffte Sylvia es nicht, dem Blick länger standzuhalten, denn sie senkte die Augen und stierte auf ihre Knie.
    »Ich will noch ein paar Worte mit ihr reden!«
    »Aber nur kurz!«
    Julie zerrte die Tür auf. Auch jetzt regte sich ihre Freundin nicht. Julie Ritter hatte sich so viel vorgenommen, doch jetzt war sie kaum in der Lage, etwas zu sagen. Sie suchte nach den richtigen Worten, die ihr dann schwerfällig über die Lippen kamen.
    »Warum nur, Sylvia, warum?«
    Ein Schulterzucken war die erste Regung.
    »Bitte, sag es doch!«
    »Sie kamen zu mir, Julie, und sie haben mir einiges geboten.«
    »Geld?«
    »Zehntausend Euro.«
    »Mein Gott. Und da hast du mich verraten? Weißt du denn überhaupt, was du damit angerichtet hast?«
    Die Antwort erhielt Julie nach einem schweren Atemzug. »Ich habe nicht gewusst, dass es so schlimm werden und so enden würde. Es tut mir schrecklich Leid, das habe ich nicht gewollt. Aber ich brauchte das Geld, Julie. Ich sollte die Männer nur anrufen, wenn du bei mir erscheinst. Sie sind schon vor einigen Tagen zu mir gekommen und haben mir erklärt, dass so etwas eintreten könnte.«
    »Und du hast nicht an die Folgen gedacht?«
    »Nein.«
    »Das war grausam von dir. Deinetwegen ist jemand gestorben. John Sinclair lebt nicht mehr. Ich werde verschleppt. Und das nur, weil verdammtes
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