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1249 - Bibliothek des Grauens

1249 - Bibliothek des Grauens

Titel: 1249 - Bibliothek des Grauens
Autoren: Jason Dark
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Erwiderung. Beide Hände hatte er auf seine Oberschenkel gelegt und nahm so eine leicht lauernde Haltung ein. »Sie sind nicht der, für den Sie sich ausgeben, John. Das glaube ich einfach nicht. Sie sind ein Mann, der andere Dinge im Sinn hat. Keiner, der über die Familie Asher schreiben will.«
    »Wer hat Ihnen das gesagt?«
    »Mein Instinkt. Ich kenne mich mit Menschen aus. Bitte, das müssen Sie mir abnehmen.«
    »Könnte stimmen.«
    »Also«, sagte er, »wer sind Sie wirklich?«
    Ich wollte meine Identität nicht preisgeben. »Sagen wir so, Nic. Ich bin jemand, der es gut mit Ihnen meint. Darauf können Sie bauen.«
    Das nahm er mir nicht ab. »Es geht Ihnen um meine Person, nicht wahr? Deshalb sind Sie hier? Allein, dass Sie über meinen Klinikaufenthalt Bescheid wissen, gibt mir zu denken.«
    »Dann sollten Sie auch nicht außer Acht lassen, dass ich Ihnen eine Hilfe sein kann.«
    Er zog den Mund schief. »Hilfe? Wobei denn?«
    »Bei Ihren Problemen, Nic.«
    »Ach ja? Habe ich die denn?«
    Ich tastete mich langsam an das Ziel heran. »Ja, das kann man sagen. Sie haben sich ein schweres Thema ausgesucht. Es erzeugt Druck. Sie stehen unter einer wahnsinnigen Belastung. Ich will es mal so sagen. Die Geister, die Sie riefen, werden Sie so leicht nicht los. Die sind noch immer vorhanden und quälen Sie.«
    »Geister?«
    »Genau. Totengeister.«
    Ich sah, wie er schluckte. Anscheinend war ich auf dem richtigen Weg, um seine Sperre zu lösen. Trotzdem wehrte er sich noch. »Was reden Sie da für einen Unsinn!«
    »Wirklich, Nic? Haben Sie nicht auch die verdammten Flüsterstimmen gehört?«
    Plötzlich bewegte er sich nicht mehr. »Stimmen?«, hauchte er. »Was wissen Sie denn von Stimmen?«
    »Ich hörte sie ebenfalls.«
    Jetzt bewegte er den Kopf wie jemand, der etwas sucht. Aber diejenigen, denen die Stimmen gehörten, waren nicht da. Und wenn, dann hielten sie sich im Unsichtbaren versteckt.
    »Warum geben Sie es nicht zu, Nic? Bitte, ich will Ihnen nur helfen. Glauben Sie mir!«
    Er blickte mich wieder direkt an.
    »Helfen?«, fragte er leise.
    »Wie sollen Sie mir denn helfen? Da gibt es nichts zu helfen.« Er ballte die Hände zu Fäusten und schlug mit den Armen auf und nieder, ohne allerdings etwas zu berühren. Dann brach es aus ihm hervor: »Ja, verdammt, Sie haben Recht, John. Es gibt die Stimmen. Ich habe sie gehört.« Er deutete von zwei Seiten mit den halb ausgestreckten Fingern auf seinen Kopf.
    »Da sind sie. Da genau. In meinem Kopf, verdammt noch mal! Ich höre sie. Sie quälen mich. Sie… sie… lassen mich nicht mehr los. Sie haben einen Kokon des Bösen um mich gewickelt. Ich kann ihn nicht lösen, verstehen Sie? Ich war nicht grundlos in der Klinik. Ich dachte, dass ich sie durch eine Behandlung loswerden könnte. Es hat nicht geklappt. Es war vergebens. Ich bin aus der Klinik gegangen mit dem Vorsatz, es selbst zu versuchen. Ich wollte mich von den Stimmen befreien und dagegen ankämpfen, aber fragen Sie nicht, ob es mir gelungen ist.«
    »Das sehe ich ja. Sie sind noch da.«
    »Ja, sie sind noch vorhanden. In all ihrem Grauen und in ihrer Boshaftigkeit. Sie sind hier im Haus, und ich weiß, dass ich sie mitgebracht habe. Das hier sollte meine Letzte Chance sein. Ich wollte mich ihnen stellen und in der Stille zurechtkommen. Es hat nicht geklappt. Sie waren viel stärker als sonst. Hier scheinen sie ihr eigenes Revier zu haben, John, und ich weiß jetzt, dass ich verloren habe. Ich werde mich selbst ins Jenseits befördern, denn ein derartiges Leben halte ich nicht mehr aus. Da drehe ich durch. Da komme ich dann nicht mehr mit mir selbst zurecht.«
    »Ich habe die Stimmen ebenfalls gehört.«
    »Dann wissen Sie ja, wovon ich rede. Aber es gibt einen Unterschied zwischen uns, John. Sie haben zu diesen Stimmen keine persönliche Beziehung. Das ist bei mir anders. Ich kenne es, ich weiß es. Bei mir ist das anders.«
    »Weil es die Stimmen der toten Serienmörder sind, nicht wahr?«
    Trenton war so erstaunt, dass er seinen Mund kaum zubekam.
    »Ja«, flüsterte er nach einer Weile.
    »Sie haben völlig Recht, John. Es sind die Stimmen der Toten.« Er sprach hektisch weiter. »Sie waren als Menschen zu schlecht. Sie finden im Jenseits keine Ruhe. Sie toben sich in einer Zwischenwelt aus. Selbst die Hölle hat sie wohl nicht haben wollen, und deshalb halten sie sich an einer anderen Stelle auf. Ich weiß es. Ich habe mich damit beschäftigt. Es ist schrecklich und nicht zu fassen, aber es gibt
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