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1249 - Bibliothek des Grauens

1249 - Bibliothek des Grauens

Titel: 1249 - Bibliothek des Grauens
Autoren: Jason Dark
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zitterten. Ich achtete sehr darauf, aber es gab keine äußerlichen Einflüsse.
    Dann hörte ich die Stimmen.
    Sie waren plötzlich da. Auch relativ laut, obwohl sie flüsterten. Sie zischelten in meine Ohren. Sie tosten durch meinen Kopf, aber ich verstand nicht, was sie sagten.
    Geisterstimmen…
    Stimmen von Toten? Die Stimmen derjenigen, die als lebende Personen so schreckliche Verbrechen begangen hatten und nun als Tote keine Ruhe fanden?
    Das war alles möglich, doch ich hatte noch keinen Beweis für meine Annahme erhalten. Ich wusste auch nicht, weshalb ich sie hörte. Wahrscheinlich wollten sie mich warnen und kamen auf eine andere Art und Weise nicht an mich heran. Aber das war mir egal. Ich ließ mich von ihnen nicht aufhalten und setzte meinen Weg fort.
    Die Stimmen blieben auch bei mir, als ich das Ende der Treppe und den Beginn des Flurs erreichte. Auch hier wies mir das Licht den Weg. Aber es gab auch Schatten, und sie hatten sich wie schwache Netze über die Bilder gelegt.
    Bis zu meinem Zimmer wollte ich nicht durchgehen. Mich interessierte Trenton. Für mich war er der Dreh- und Ange lpunkt. Seine Zimmertür war geschlossen. Als ich dicht vor ihr stehen blieb, da verstummten die Stimmen plötzlich. Sie schienen vor mir in das Zimmer hineingehuscht zu sein.
    Ich wollte nicht unhöflich sein und klopfte leicht an. Eine Reaktion erfuhr ich zunächst nicht und wollte einen zweiten Versuch starten, als die Tür geöffnet wurde.
    Nic Trenton schaute mich an. Sein Gesicht sah blass aus, er wirkte übermüdet. Wie jemand, der gewaltigen Stress hinter sich hatte. Ich roch die Whiskyfahne, doch er war nicht betrunken, das sah ich am Ausdruck seiner Augen.
    »Ach Sie sind es, John.«
    »Wieso? Haben Sie einen anderen Besucher erwartet?«
    Er zuckte die Achseln. »Kann man es wissen?«
    »Nun ja. Donald Asher ist Ihr Schulfreund und…«
    »Nein, nein, er lässt mich in Ruhe. Er weiß ja, dass ich arbeiten muss.«
    Ich stufte die letzte Bemerkung nicht als einen indirekten Rausschmiss ein, sondern kam sofort zu meinem eigentlichen Anliegen. »Ich denke, wir sollten miteinander reden, Nic.«
    Er runzelte die Stirn. Seine rechte Hand lag noch immer auf der Klinke. So konnte er die Tür schnell wieder zudrücken. Ich hatte schon mein linkes Bein leicht nach vorn geschoben, damit ihm dies so schnell nicht gelang.
    Aber er dachte nicht daran und machte mir stattdessen Platz.
    »Ja, kommen Sie rein, ich habe sowieso keinen Bock mehr, mich mit meiner Arbeit zu beschäftigen.« Er drehte sich zur Seite und strich dann über sein Haar und anschließend über sein Gesicht.
    Ich schloss die Zimmertür und schaute mich schnell um.
    Auf dem Schreibtisch stand der Laptop. Der Schirm leuchtete in einem grünlichen Ton. Er war ebenso eine Lichtquelle wie die Lampe auf dem Schreibtisch. Darauf lagen die Papiere verstreut neben den aufgeschlagenen Büchern. Die Whiskyflasche stand ebenfalls dort. Ihr Pegel hatte sich nach unten bewegt.
    Trenton ließ sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen.
    »Auch einen Schluck?«
    »Nein, danke.« Ich zog mir einen Stuhl heran und setzte mich ebenfalls. Sekundenlang schaute ich Trenton an, der sich unter meinem Blick recht unwohl fühlte.
    »Ist was?«, fragte er.
    »Sie sehen schlecht aus, Nic.«
    »Ja, das weiß ich selbst.«
    »Es geht Ihnen also nicht gut?«
    »Stimmt. Kann sein, dass es am Nebel liegt. Ich mag ihn nicht besonders. Er beeinflusst meine vegetatives Nervensystem, und er drückt auch aufs Gemüt.«
    »Ja, das kann ich mir gut vorstellen, und es gibt sicherlich auch Gründe dafür.«
    »Wie meinen Sie das denn?«
    »Stimmungen, Nic. Mal so, mal so. Hängt es vielleicht damit zusammen, dass Sie Ihre schlechte Zeit noch nicht richtig überwunden haben oder sie jetzt wieder zurückkehrt?«
    »Nein!« Er gab die Antwort schnell. Dann stutzte er und schaute mich scharf an. »Was meinen Sie denn mit einer schlechten Zeit, John? Was soll das?«
    »Ich denke an die Zeit, die Sie in der Klinik verbracht haben.«
    Nic Trenton schwieg. Er schaute mich nicht mehr an, sondern senkte den Blick, als wäre es ihm unangenehm, mir in die Augen zu schauen. »Sie wissen gut Bescheid, John.«
    »In der Tat.«
    »Woher?«
    »Recherche.«
    Trenton hob den Kopf wieder an. Er musste einfach lachen.
    »Sehr gut haben Sie das gesagt, John. Recherche ist wirklich super. Aber wollten Sie nicht in der Bibliothek recherchieren?«
    »Das auch. Nur waren Sie mir wichtiger, Nic.«
    Er wartete mit einer
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