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1247 - Die Druiden-Maske

1247 - Die Druiden-Maske

Titel: 1247 - Die Druiden-Maske
Autoren: Jason Dark
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Suko.
    »Stimmt.«
    Er hatte seine Mütze hochgeschoben. Suko störte der Trubel nicht. Er war eben ein Mensch, der alles so hinnahm, wie es kam. Ändern konnte er es nicht.
    Suko ging einige Schritte von mir weg. Ich wusste auch nicht, wo er sich hinstellen wollte, aber es sah ganz so aus, als hätte er etwas Bestimmtes entdeckt.
    Ich ging ihm nach und blieb stehen, als auch Suko verharrte.
    Er schaute nach vorn. Auch ich blickte in diese Richtung.
    Suko hatte zwar nichts gesagt, aber es gab trotzdem dort etwas zu sehen. Und zwar nahe am Zug. Direkt neben einem Wagen, den man als Gepäckwagen einstufen konnte.
    Auch dort wirbelte der Schnee, doch nicht mehr so dick, weil ein Vordach einen Teil abhielt.
    Das alles war normal.
    Auch die Frau, die sich vor der geöffneten Tür des Gepäckwagens aufhielt, konnte man als normal bezeichnen.
    Nicht aber die Fracht, die sie hütete wie einen kostbaren Schatz und jetzt zwei Männern Anweisungen gab, sie einzuladen.
    Es waren zwei dunkle Särge!
    ***
    »Nein«, sagte ich, »nicht schon wieder.«
    Suko schwieg zunächst und zuckte nur leicht mit den Schultern.
    »Mir reicht es.«
    »Wieso?«
    »Ich habe… ach«, ich winkte ab. »Warum soll ich mich aufregen? Das bringt nichts.«
    »Es ist eine Überführung von zwei Toten, nehme ich an.«
    »Ja, Suko, ja. Aber mit dem Zug?«
    »Bei dem Wetter kommst du mit dem Wagen nicht durch. Warum soll es dem Fahrer eines Leichenwagens besser gehen als uns? Auch er hat mit dem Schnee zu kämpfen und nimmt den Zug.«
    Nach einer Weile fragte ich: »Glaubst du, was du da gesagt hast?«
    »Klar.«
    »Dann bin ich zufrieden.«
    Ich hörte ihn leise lachen. »Nicht ganz, John. Ich kenne dich etwas besser. Dich stören die beiden Särge.«
    Ich leckte zwei Schneeflocken von meiner Oberlippe. »Ja, es stört mich, Alter. Es stört mich sogar gewaltig.«
    »Warum, frage ich mal vorsichtig?«
    »Weil ich es als kein besonders gutes Omen ansehe.«
    »Seit wann bist du so abergläubisch?«
    »Das bin ich gar nicht.«
    »Also ist es dein Bauchgefühl - oder?«
    »Nein. Aber lassen wir das Thema. Du hast Recht. Man kommt bei diesem Wetter auch mit einem Leichenwagen nicht durch.«
    »Eben.«
    Trotzdem gingen wir nicht weg, denn die Szene hatte etwas Gespenstisches an sich. Auf dem Holz der dunklen Särge waren die Flocken geschmolzen. Zwei Männer machten sich daran, die beiden Totenkisten einzuladen und mussten sich anstrengen, um sie in die Höhe zu bekommen, um sie dann durch die offene Tür zu schieben.
    Die Frau stand daneben und schaute nur zu. Sie war ganz in Schwarz gekleidet. Der weit geschnittene und umhangähnliche Mantel reichte ihr bis an die Knöchel. Zu ihm gehörte ein sehr breites Schultertuch, das sie über ihren Kopf gezogen hatte.
    Unter dem Kinn war es verknotet, so dass nur ihr Gesicht frei blieb. Das aber konnten wir auch nicht sehen, denn sie drehte uns den Rücken zu.
    Der erste Sarg war im Innern des Gepäckwagens verschwunden. Die beiden Helfer kümmerten sich um den zweiten.
    Wieder wurde er angehoben und das Fluchen der Männer erreichte sogar unsere Ohren. Aber sie schafften auch dieses Problem, und nach einem letzten Stoß glitt die dunkle Totenkiste in den Gepäckwagen hinein.
    Dann lief alles normal weiter. Die Helfer sprangen wieder auf den Bahnsteig, die Frau griff in die Tasche und entlohnte die beiden.
    Wir standen nahe genug, um ihre Gesichter erkennen zu können. Und das trotz des Schneetreibens. So sahen wir, dass sich die Mühe wohl gelohnt hatte, denn die Summe musste nicht eben gering sein.
    »In ein paar Tagen kann sie mit Euro bezahlen«, murmelte ich vor mich hin.
    »Was sagst du?«
    »Ich habe nur laut gedacht.«
    Die Tür wurde zugeschoben und mit einem Schloss gesichert.
    Die Männer tippten gegen ihre altertümlichen Schirmmützen und verschwanden. Die Frau blieb noch einen Moment stehen, dann nahm sie ihren Koffer.
    Sie warf dem Wagen einen letzten Blick zu, bevor sie sich abdrehte und an der Zugseite entlang in Richtung Lokomotive ging. Sie hielt den Kopf dabei gesenkt, wie jemand, der in der dünnen Schneeschicht nach Spuren sucht.
    Sie kam auf uns zu. Sie würde uns im Abstand einer Körperlänge passieren, aber das trat nicht ein, denn auf unserer Höhe blieb sie plötzlich stehen und schaute nach rechts.
    Sie hatte uns gesehen. Möglicherweise waren wir ihr schon vorher aufgefallen, weil wir fast allein auf diesem Teil des Bahnsteigs standen, da der Gepäckwagen doch ziemlich weit am hinteren
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