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1247 - Aufbruch zum Vagenda

Titel: 1247 - Aufbruch zum Vagenda
Autoren: Unbekannt
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Spielzeugmacherin an.
    Clio wiegte sich kokett vor der spiegelnden Wand. Sie hatte zwei Arme geformt, deren Enden sie an ihre Seiten drückte. Ihr Mund war noch ein wenig größer als zuvor, und er leuchtete wie ein rotes Neonlicht.
    Der Jascheme blickte mich an.
    „Hat es nicht gehört?" fragte er mich. „Dann sorge dafür, daß es begreift."
    Damit drehte er sich um und eilte auf Dutzende von Pseudopodien hinaus.
    „Was wollte er denn?" fragte Clio.
    „Ach, weißt du", erwiderte ich langsam. „Wir benötigen jemanden, der uns hilft, die Schäden zu beseitigen. Natürlich haben wir nicht alle Geräte an Bord, die erforderlich sind. Soweit ich weiß, sind elementare Teile der Computer ausgefallen. Nur du kannst für den benötigten Ersatz sorgen."
    Clio vom Purpurnen Wasser sah sich im Raum um, als sei noch jemand außer uns vorhanden.
    „Aber wen meint er denn mit protoplasmatischem Konglomerat?" fragte sie. „Und wie kommt er darauf, daß dieses Konglomerat etwas für die Reparatur tun könne?"
    Sie wandte sich wieder dem Spiegel zu und wiegte ihren Oberkörper verzückt hin und her.
    „Na, ja", seufzte sie. „Mich geht das nichts an."
    Ich verfluchte den Jaschemen. Wie konnte dieser in seiner unerträglichen Arroganz so unklug sein und Clio als einen „ungeordneten Haufen von Körperzellen" bezeichnen? Mit einer derartigen psychologischen Fehlleistung mußte er ja ihren Widerstand herausfordern. Dabei hatten die Jaschemen erst vor kurzem der Spielzeugmacherin große Verehrung entgegengebracht.
    Clio wird eher mit dir und allen hier zugrunde gehen, als nachzugeben, meldete sich mein Logiksektor. Schlimmer hätte man sie nicht kränken können.
    „Arroganz ist die Waffe der Dummen", sinnierte ich und lehnte mich dabei an die Wand.
    Ich verschränkte die Arme vor der Brust und blickte auf meine Stiefelspitzen. „Sie wissen um ihre Unterlegenheit und können sich nur dadurch wehren, daß sie sich hinter Überheblichkeit und Unnahbarkeit verschanzen. Sie hoffen, daß man dann nicht bemerkt, wie geistig arm sie sind. Und tatsächlich ist es so, daß kaum jemand wagt, sie anzusprechen."
    Clio blickte mich hoffnungsfroh an.
    „Du meinst, die Jaschemen sind gar nicht so intelligent, wie sie tun?" fragte sie.
    Ich lachte.
    „Aber Clio!"
    Sie hob einen Arm und formte einen langen Zeigefinger. Damit wedelte sie mir vor der Nase herum.
    „Nicht übertreiben", ermahnte sie mich. „Die Jaschemen haben immerhin die Grundlagen für mein Wissen geschaffen. Ihnen verdanke ich es, wenn ich heute alle möglichen Geräte herstellen kann. Ich wäre umgekehrt nicht in der Lage, irgend jemanden so zu konditionieren und zu programmieren, daß er und seine Nachkommen diese gewünschten Fähigkeiten nach Jahrtausenden noch haben."
    „Die Jaschemen können das heute auch nicht mehr", behauptete ich, ohne mich um die Wahrheit zu scheren.
    „Wie kommst du darauf?"
    „Ihre Überheblichkeit beweist es mir."
    „Wie könnte sie das?"
    „Habe ich dir nicht schon gesagt, daß Arroganz die Waffe der Dummen ist?" fragte ich.
    „Mir sind in meinem Leben viele Persönlichkeiten begegnet. Am bescheidensten waren die Genies, denn sie wußten, daß sie bei aller Vollkommenheit doch unzulänglich geblieben waren."
    Diese Worte erzielten eine beträchtliche Wirkung auf die Spielzeugmacherin. Clio richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, und dann streckte sie ihren Oberkörper, um noch ein wenig größer zu erscheinen.
    „Das ist wahr", rief sie begeistert „Die Beobachtung habe ich auch gemacht. Wahre Größe kennt keine Arroganz. Also sind die Jaschemen schwach. Sie versuchen nur, uns mit ihren Äußerungen zu verletzen, um uns herabzusetzen und sich selbst Größe zu beweisen. Ich danke dir, Atlan."
    „Wofür?" fragte ich.
    Sei nicht so scheinheilig! schalt mich mein Extrahirn.
    „Du hast mir sehr geholfen. Jetzt bin ich bereit, die nötigen Reparaturen durchzuführen."
    Sie lächelte mich an, und ich flüchtete aus dem Raum, weil ich fürchtete, daß sie mich auch noch küssen würde.
    Die Exterminatoren waren dabei, große Stahlplastikplatten aus dem Innern der Gondel herauszutrennen und damit die Löcher an der Außenhaut zu versiegeln. Wir schoben uns auf dem Weg zu den Triebwerksräumen an ihnen vorbei „Laßt es mich wissen, wenn ihr irgendwelches Material benötigt", gurgelte Clio vom Purpurnen Wasser. Sie schien sich köstlich darüber zu amüsieren, daß die mächtigen Krieger das Schiff auf diese Weise reparieren
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