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1246 - Die Macht des Träumers

Titel: 1246 - Die Macht des Träumers
Autoren: Unbekannt
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Raumhäfen kurz vor dem Zusammenbruch standen, die Außerirdischen-Viertel in den großen Städten aus den Nähten platzten und jedes Hotel auf dem Planeten zu hundert Prozent überbelegt war?
    Im Norden Terranias hatte der Oberste Rat bereits mobile Behelfsunterkünfte für die Immigranten aufgestellt. Stündlich verbreiteten die Trivideo-Sender und die anderen Medien Aufrufe an die terranische Bevölkerung, den außerirdischen Verbündeten Gastfreundschaft zu gewähren. Selbst in der Armada-Show der KISCH-Medien-Crew, die für ihren Zynismus gegenüber allen ernsten und bedeutenden Dingen des Lebens berüchtigt war, hatte Krohn Meysenhart an das gute Herz der Terraner appelliert.
    Allerdings bezweifelte Kleimann den Nutzen von Meysenharts Appell: Spießbürger Terras! Ihr habt lange genug wie die Maden im Speck gelebt! Jetzt sind unsere Freunde von den Sternen an der Reihe! Gebt ihnen Unterkunft, Brot und Schnaps! Gebt ihnen euer Geld und eure Frauen! Und erwartet ja keinen Dank! Dieser rasende Reporter mußte verrückt sein, wenn er glaubte, auf diese Weise etwas zur Lösung der Probleme beizutragen...
    In diesem Moment grollte ein dritter Donnerschlag durch das Haus. Die kybernetische Uhr schoß in die Höhe, schlug dicht unter der Decke einen Salto und landete dann auf der Panzerglasvitrine, in der Kleimann seine vakuumkonservierte Sammlung antiker Taschenbücher aus dem 20. Jahrhundert alter Zeitrechnung aufbewahrte - kostbare Werke, die die Lebensgeschichten von mythischen Helden wie Conan, Elric von Melnibone und Bran Mak Morn schilderten.
    „Man sollte ein Gesetz gegen diese extraterrestrischen Bombenleger erlassen", krähte die Uhr. „Als Kosmojurist sollte es dir doch möglich sein, den Hanse-Sprechern oder der LFT-Regierung einen entsprechenden Entwurf aufzuschwatzen. Eine Art Lex Rübe ab."
    „Elüfar und seine Freunde sind keine Bombenleger, sondern Musiker", erwiderte Kleimann. Er überflog noch einmal die letzten Daten, drückte dann auf eine Kodetaste und nahm die münzgroße Disc-Scheibe mit den statistischen Speicherformationen aus dem Ausgabefach. Es wurde allmählich Zeit, zum HQ-Hanse aufzubrechen. Er war neugierig, wie die Hanse-Sprecher und die Spitzen der Liga Freier Terraner auf die neuesten Immigrantenzahlen und seinen Bericht reagieren würden ...
    Die Augen im Buddhagesicht der kybernetischen Uhr glühten auf, als Kleimann das Terminal abschaltete und in den Multicolor-Klimaanzug schlüpfte. Die Farbpigmente in den synthetischen Fasern des MCK-Anzugs wurden durch seine Körperwärme zu chemischer Aktivität angeregt; schillernde Muster liefen wellenförmig über das Weiß des overallähnlichen Kleidungsstücks. Kleimann stellte die Innentemperatur auf zwanzig Grad ein und betrachtete sich zufrieden im Spiegel. Er sah umwerfend aus.
    „Du siehst aus wie ein Papagei", krähte die Uhr. „Es ist schrecklich. Seit du diese Bombenleger in unserer Wohnung hausen läßt, verkommst du mehr und mehr."
    Kleimann schloß die Augen. Bei Crom! dachte er. Irgendwann werde ich diese größenwahnsinnige Uhr in ihre positronischen Einzelteile zerlegen. Conan hätte sich so etwas nicht gefallen lassen. Er hätte kurzen Prozeß gemacht.
    Aus der Naßzelle drang wieder die gedämpfte Stimme des Cybermeds. „Dein Blutdruck, Hajo. Achte auf deinen Blutdruck. Derzeit schießt er wie eine Rakete in die Höhe. Du solltest etwas dagegen unternehmen. Was dir fehlt, das ist körperliche Bewegung.
    Weniger Aufregung und mehr Bewegung."
    „Was Hajo fehlt", widersprach die Uhr, „das ist Vernunft. Mit ein wenig Vernunft hätte er niemals zugelassen, daß sich in unserem Wonnewohn-Apartment außerirdische Bombenleger breit machen."
    „Bombenleger?" wiederholte der Cybermed interessiert. „Hajo, ich muß dich warnen. Der menschliche Körper reagiert auf Bombenexplosionen äußerst empfindlich. Wenn du zuläßt, daß das Haus in die Luft gesprengt wird, lehne ich jede Verantwortung für deine Gesundheit ab. Auch die moderne terranische Medizin kann keine Wunder vollbringen."
    Hajo Kleimann ersparte sich die Mühe einer Antwort. Es war sinnlos, mit den kybernetischen Automaten eines Wonnewohn-Apartments zu diskutieren. Die Maschinen behielten immer das letzte Wort.
    Ich sollte die Erde verlassen, dachte er. Ich sollte hinaus in die Milchstraße fliegen und mir einen abgelegenen, unberührten Planeten suchen. Eine Welt ohne aufdringliche Cybermeds und keifende Uhren.
    Er wandte sich ab, ging an der
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