Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
124 - Auf der Todesgaleere

124 - Auf der Todesgaleere

Titel: 124 - Auf der Todesgaleere
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
verschlungen hätte.
    »Tony!«
    Wie ein weidwundes Tier brüllte der Ex-Dämon.
    Aber sein Freund hörte es nicht mehr.
    ***
    Das Wasser schwemmte mich weiter. Es riß mich mit wie eine Springflut. Mir war, als befände ich mich in einem Kanal mit gerippten Wänden.
    Aber diese Wände waren nicht hart. Sie waren weich und elastisch, waren naß und glitschig. Man konnte sich daran unmöglich festhalten. Befand ich mich auf dem Weg zum Verdauungstrakt?
    Wie verdaute das Monstrum, was es verschluckte?
    Zersetzte es seine Nahrung mit Säure? Wie tief befand ich mich schon in diesem Schreckenswesen? War eine Rückkehr möglich?
    Der Schlund verengte sich, und mir kam plötzlich eine Idee, die ich sogleich in die Tat umsetzte. Ich hatte vielleicht die Möglichkeit, wie eine Fischgräte im Hals der riesigen Wasserschlange steckenzubleiben, und zwar mit Hilfe des Höllenschwerts.
    Während ich weiterrutschte, drehte ich Shavenaar. Ich stellte das Höllenschwert quer, und als der Schlund noch schmäler wurde, blieb die Waffe hängen.
    Und ich hing am Schwert. Mit der rechten Hand umklammerte ich den Griff, mit der linken hielt ich mich am stumpfen Rücken der Klinge lest.
    Wasser rauschte unter mir durch und über mich hinweg, aber es vermochte mich nicht mehr weiterzutransportieren. Außerdem war Shavenaar ein höchst unangenehmes Lebewesen für Feinde.
    Das Höllenschwert attackierte die Seeschlange. Ich merkte, wie sich das Riesenbiest wand, wie es sich krümmte, drehte und um sich schlug.
    Aber die Attacke erfolgte nicht von außen, sondern kam von innen, und dagegen schien das Meeresungeheuer machtlos zu sein. Ich steckte im Schlund und rutschte keinen Zentimeter tiefer.
    Wenn das Ungeheuer mich loswerden wollte, mußte es mich hochwürgen und ausspucken. Ich spürte einen Augenblick später schon die schweren Verkrampfungen, Das Innere des Monstrums revoltierte.
    Und dann erfolgte eine gewaltige Eruption, die mich kraftvoll dorthin zurückschleuderte, woher ich gekommen war. Ich schoß mit einer dicken Fontäne aus dem Maul der Bestie und sauste ins Meer.
    Tief tauchten Shavenaar und ich ein. Mit kräftigen Stößen kämpfte ich mich an die Oberfläche und sah noch, wie die Schlange sich in unauslotbare Tiefen zurückzog.
    Wieder erfaßte mich eine hohe Welle und warf mich einige hundert Meter weit über das Meer. Ich drehte mich um und suchte die Galeere, doch ich sah sie nicht mehr.
    War sie mit Mr. Silver versunken?
    Weit und breit war außer mir niemand - und ich wußte nicht einmal, in welche Dimension es mich verschlagen hatte.
    Irgendwann würde ich so entkräftet sein, daß ich keine Schwimmbewegung mehr machen konnte, dann würde ich untergehen.
    Ich schob den Griff des Höllenschwerts unter meinen Gürtel, hakte Shavenaar fest, um besser schwimmen zu können. Schwimmen… In welche Richtung? Gab es irgendwo Land?
    In tiefer Betroffenheit dachte ich an Mr. Silver, für den ich nichts hatte tun können. Das Geisterschiff mußte ihn mit auf den Meeresgrund genommen haben. Wir hatten vorgehabt, die Galeere zu versenken. Verdammt noch mal, aber nicht so und nicht in dieser fremden Welt.
    Mr. Silver… tot!
    Mir war es schier unmöglich, mich damit abzufinden. Aber wie sollte er überlebt haben? Er hatte in diesem magischen Netz gehangen, das ihn so sehr schwächte, daß er seine übernatürlichen Fähigkeiten nicht ausspielen konnte.
    Er war nicht stärker gewesen als ich. Und auch nicht widerstandsfähiger. Er konnte den Angriff des Seemonstrums nicht überlebt haben.
    Aus einem der zahlreichen Wellentäler wuchs vor mir plötzlich ein Kopf -eingesunkene Wangen, tiefliegende Augen… Wie ein schwimmender Korken ritt der Kopf über einen Wellenkamm - als würde sich kein Körper darunter befinden.
    Der schwimmende Mann erblickte mich. Wir erkannten einander. »Tony!« schrie der andere.
    »Ben!« gab ich zurück.
    Wir schwammen aufeinander zu.
    »Wo sind die anderen?« wollte ich wissen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ben Tallant. »Hilf mir, Tony. Ich bin kein guter Schwimmer, bin schwach…«
    Er riß den Kopf hoch, eine Welle überspülte ihn, und er kam nicht mehr hoch. Ich tauchte unter, streckte suchend die Hände aus, erwischte seinen ausgemergelten Körper und zog ihn hoch.
    Er spuckte einen Eimer voll Wasser aus und hustete laut. In seiner Angst klammerte er sich so fest an mich, daß wir beide abzusaufen drohten.
    »Halt still!« schrie ich ihn an. »Laß mich los!«
    »Hilf mir, Tony!« Panik
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher