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1235 - Das Mord-Phantom

1235 - Das Mord-Phantom

Titel: 1235 - Das Mord-Phantom
Autoren: Jason Dark
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getan hätte, denn ich hielt mich ja offiziell allein als fremde Person in diesem Haus auf. Dass Samantha anrufen würde, damit rechnete ich nicht, und ich hatte mich auch nicht geirrt.
    Es war ihr Mann.
    Seine Stimme klang gehetzt, als stünde er unter einem schweren Druck. »Ist alles bei dir… äh… bei euch okay, John?«
    Ich konnte Tim Wilde alles sagen, nur nicht die Wahrheit.
    Die hätte ihn zu hart getroffen. Auch bemühte ich mich, meiner Stimme einen normalen Klang zu geben, was ich auch schaffte.
    »Ja, Tim, hier ist alles in Butter.«
    Er traute mir noch nicht ganz. »Auch mit Samantha?«
    »Sie schläft.«
    Ich hörte, dass er aufatmete. Also hatte er mir die Lüge abgenommen. »Wunderbar, John. Ich hatte eigentlich vor, zu kommen, aber mein Job hält mich fest. Du glaubst gar nicht, wie pingelig gewisse Firmen geworden sind. So gefragt waren wir Sicherheitsleute noch nie. Aber du wirst es packen, das weiß ich. Nur dauert es eben bei mir noch eine Weile, bis ich nach Hause kommen kann.«
    »Lass dir Zeit, Tim.«
    »Okay, ich muss Schluss machen. Da hebt sich gerade eine Schranke. Noch eine spezielle Frage. Ich hatte vergessen, dir zu sagen, dass Sam hin und wieder im Schlaf aufgestanden ist. Wie sieht das jetzt bei ihr aus? Hast du das auch erlebt?«
    »Nein, Tim, bisher nicht. Samantha liegt in ihrem Bett und schläft. Ich hoffe, dass es so bleiben wird. Und wenn nicht, habe ich ein besonderes Auge auf sie.«
    »Danke.« Wilde klang wirklich erleichtert. »Danke dir, John. Da habe ich doch die richtige Entscheidung getroffen, glaube ich.«
    »Gut, dann zieh deinen Job durch.«
    Ich war sehr nachdenklich, als ich den Hörer wieder zurücklegte. Verdammt, ich hatte Tim Wilde einfach nicht die ganze Wahrheit sagen können. Das war unmöglich. Er hätte möglicherweise durchgedreht und wer weiß was alles getan. So jedenfalls war niemand da, der uns störte.
    Ich setzte mich wieder hin. Zwar waren die Schmerzen aus meinem Kopf verschwunden, aber ein dumpfes Gefühl hatte sich stattdessen ausgebreitet, das auch mein Denken beeinflusste. Jedenfalls fühlte ich mich nicht besonders toll und war auch froh, dass ich nicht allein war und ich mich auf Suko verlassen konnte.
    »Sie kommt zurück«, sagte ich zu ihm. »Ich bin mir völlig sicher, dass Samantha wieder nach Hause zurückkehrt. Sie wird sich ins Bett legen, aus ihrem Zustand erwachen, wenn es soweit ist, und sie wird sich an nichts erinnern können.«
    »Meinst du?«
    »Ja.«
    »Und was ist in der Zwischenzeit geschehen?«
    Ich zuckte die Achseln. »Frag lieber, was geschehen sein könnte. Davor fürchte ich mich.«
    »Tote…«
    Ich legte den Kopf zurück und schloss die Augen. »Ja, Suko, das steht zu befürchten…«
    ***
    Sabin gehörte zu den Menschen, die Gefahr rochen und spürten. Er war sehr sensibel, was dies anging. Auch jetzt, als er in seinem Wagen saß, hatte er das Gefühl, von einer Gefahr umgeben zu sein wie von einer Glocke. Sie war nur nicht zu sehen. Sie manifestierte sich nicht. Sie hatte keine Gestalt angenommen, und genau das ärgerte ihn und machte ihn zusätzlich nervös.
    Er war nicht der Mensch, der seinem Boss Ratschläge zu erteilen hatte. In diesem Fall hätte er es gern getan, aber er war es gewohnt, sich zurückzuhalten. Keine Kommentare. Dafür die Augen offen halten und die Umgebung beobachten.
    In der tat sich nichts. Das Haus lag in absoluter Ruhe. Am Eingang blieb die Tür geschlossen. Alles, was passierte, geschah jenseits der Mauern.
    Lust und Laster. Sex in allen Variationen. Spiele, die auch gefährlich werden konnten. Man ließ sich gehen, ließ seinen Trieben freien Lauf, riss sich eben nicht zusammen, verlor die Beherrschung, kehrte das Dunkle der Gefühle nach außen, und das genau verstand Sabin nicht. Er kam aus einer anderen Kultur. Man hatte ihm Regeln beigebracht, und danach richtete er sich auch in der Fremde.
    Er war Robert Stratton treu, auch wenn er mit dessen Verha lten nicht einverstanden war. Nur waren das wiederum zwei verschiedene Paar Schuhe. Wenn sein Chef wollte, dass er vor der Tür blieb, dann tat er das, und es war nicht neu für ihn.
    Er wollte nicht länger im Wagen bleiben und stieg aus. Eine Stadt wie London schlief auch in der Nacht nicht. Die Geräusche waren immer zu hören, nur schienen sie jetzt hinter einem Vorhang verborgen zu sein, denn die wenigen, die noch übrig waren, drangen nur als fernes Summen an die Ohren des Inders.
    Er roch das schon leicht faulig gewordene Laub,
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