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1230 - Der Traumdieb

1230 - Der Traumdieb

Titel: 1230 - Der Traumdieb
Autoren: Jason Dark
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Stil erbaut worden. Aber irgendwo schien der Architekt einen schlechten Tag gehabt zu haben, nach Bills Geschmack hatte er die Proportionen nicht richtig eingeordnet.
    Das Haus sah zu klein und irgendwie gedrängt aus. Dafür war es stärker in die Höhe gebaut worden, und auf dem Dach drängten sich mehrere Gauben übereinander zusammen.
    Auf dem weichen Untergrund fiel es dem Reporter leicht, leise aufzutreten. Er hatte sich nicht geirrt, denn das Weinen war ebenso an seine Ohren geklungen wie die Schreie an die seiner Frau Sheila.
    Er suchte nach der Person. Sie hatte alle Chancen, sich zu verstecken, weil es auf dem Grundstück genügend Möglichkeiten gab.
    Er blieb stehen, als er eine alte Kiefer erreicht hatte. Zurück schaute er nicht, denn jetzt ließ sich die Hauswand gut beobachten. Es war die Rückseite, unterbrochen von zahlreichen Fenstern, hinter denen aber kein Lichtschimmer zu sehen war.
    Leere Häuser, das wusste Bill, waren immer Anziehungspunkte für lichtscheues Gesindel. Bill Conolly vermutete, dass es auch hier der Fall war, dass sich möglicherweise die Mitglieder einer Bande eingenistet hatten.
    Drogen, Alkohol, Exzesse, das alles zog er in Be tracht. Schob es allerdings wieder von sich, weil er nichts mehr hörte.
    Außerdem hatte er nur einmal dieses leise Weinen oder Stöhnen vernommen.
    Die andere Person meldete sich nicht. Bill war davon überzeugt, dass sie ihn gesehen hatte, aber sie hielt sich zurück.
    Nachdem er zwei Minuten in der Stille gestanden und sich nicht gerührt hatte, griff er wieder zur Lampe und schaltete sie ein.
    Er wollte es jetzt genau wissen. Ein kalter Lichtfinger strich durch die Dunkelheit und malte sich als Kreis auf der Hausmauer ab, an der Pflanzen in die Höhe rankten wie ein riesiges Gewürm, das irgendwann mal das Dach erreichen wollte.
    Bill ließ den hellen Kreis von links nach rechts wandern. Er suchte etwas, er wollte die Gestalt herausfordern, falls sie noch da war.
    Sie war da!
    Plötzlich hatte Bill sie im Licht. Sie stand und hatte ihren Rücken gegen die Wand gedrückt. Die Arme waren gespreizt.
    Das Gesicht sah bleich und verquollen aus. Es wurde von dunklen Haaren umrahmt, deren Strähnen wie Spitzen in die Augen fielen.
    Das war sie!
    Bill ging näher.
    Das Licht hatte die Frau aufgeschreckt, und er hörte wieder ihr heftiges Atmen. Zwischen den einzelnen Stößen schnappte sie immer wieder hektisch nach Luft. Auf Bill machte sie zudem den Eindruck, als wollte sie jeden Moment zur Seite springen, sich das aber noch nicht traute.
    Sie hatte einen Mantel über ein zweiteiliges Kleidungsstück gestreift, das dem Reporter vorkam wie ein Schlafanzug. Wenn es stimmte, musste sie aus dem Bett und dem Schlafzimmer geflohen sein, um in die Kälte der Nacht zu laufen.
    Bill versuchte, die Frau nicht zu blenden. Als er nahe genug heran war, sprach er sie an.
    »Bitte, Sie brauchen sich vor mir nicht zu fürchten. Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen.«
    Die Unbekannte sagte nichts. Aber sie hatte Bill gesehen, und ihr Atem ging plötzlich heftiger. Jetzt bewegten sich auch die Augen in ihrem Gesicht. Es war zu erkennen, dass sie nach einem Ausweg suchte, aber der Mann mit dem Licht kam immer näher.
    »Ich werde Sie ins Warme bringen. Auch meine Frau wird sich um Sie kümmern, Madam. Es ist alles okay und…«
    Bills beruhigende Sätze brachten nichts. Sie rannte plötzlich weg. Zuerst knickte sie in den Knien ein. Im rechten Knie mehr als im linken, und das war so etwas wie eine Startposition gewesen. Allerdings hatte sie nicht mehr an den feuchten Boden gedacht, der an einer Stelle glatt wie Eis geworden war.
    Bill sah noch, dass sie einen langen, zu langen Schritt nach vorn machte, dann war es vorbei. Sie rutschte aus, ihr Körper streckte sich, an der Hausmauer fand sie auch keinen Halt, und einen Moment später lag sie am Boden.
    Es dauerte nur zwei Atemzüge, dann hatte Bill die Frau erreicht, die sich nicht mehr bewegte und auf dem Bauch lag.
    Sie hatte die Arme nach vorn gestreckt, wie jemand, der noch im Fallen versucht hat, einen Halt zu finden, es jedoch nicht mehr geschafft hatte.
    Bill leuchtete sie an, weil er sehen wollte, ob sie sich verletzt hatte. Zum Glück war keine Verletzung zu erkennen.
    Er hörte sie wieder jammern und wusste nicht, ob dieses Geräusch aus Schmerzen geboren war oder nicht. Sie lag einfach nur da und wollte sich auch nicht bewegen.
    Bill kniete neben ihr. »Bitte, Madam, es ist alles okay. Sie brauchen sich keine
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