Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1230 - Der Traumdieb

1230 - Der Traumdieb

Titel: 1230 - Der Traumdieb
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Traumdieb?«
    »Ja, ja…«
    »Wie sah er aus?«
    Ihre Augen weiteten sich. Der Blick erhielt trotzdem eine Leere, als wäre alles Leben aus den Augen gewichen. Sie zog ihre Schultern hoch wie jemand, der friert. Die Lippen zitterten, und dann drehte sie ihren Kopf wie jemand, der etwas Bestimmtes in der Nähe sucht. Der Traumdieb war es bestimmt nicht.
    »Er kam über mich. Er war so dunkel. Ganz schwarz. Er war ohne Licht. Ein Monster.«
    »Und was geschah dann?«
    »Hat er mich gehabt.«
    »Er hat Ihnen den Traum entrissen.«
    »Ja, wieder mal.«
    Sheila mischte sich ein. »War es denn ein schöner oder ein angene hmer Traum?«
    Cora Atkins musste überlegen. Die Conollys erkannten, dass es bei ihr nicht gespielt war. Sie hielt den Kopf gesenkt, schaute auf ihre Knie, furchte die Stirn. Dann führte sie die Hände zusammen, die sie zuvor noch geschlossen gehalten hatte. Sie hakte die Finger ineinander. Die innere Nervosität machte sich äußerlich bemerkbar, und als sie dann sprach, hatte ihre Stimme einen anderen Klang bekommen und erinnerte mehr an die eines trotzigen Kindes.
    »Ja, es war ein schöner Traum. Ich fing gerade an. So ein wunderbarer Sommer. Eine Wiese. Blauer Himmel. Menschen, die sich freuten, die auch tanzten, aber dann war er weg. Ganz plötzlich. Da bin ich beraubt worden. Der Traum wurde gestohlen. So einfach war das, und auch so schlimm. Einfach weggenommen.« Zum Abschluss nickte sie und deutete damit an, dass sie nichts mehr sagen wollte.
    »Ging es denn weiter?«, erkundigte sich Sheila. »Sie haben ja Ihre Wohnung verlassen, Cora und…«
    »Ich war so sauer und wütend. Wieder war ein Traum weg. Ich habe alles gehasst. Auch Menschen. Auch den Traumdieb. Ich wollte ihn nicht sehen. Ich bin geflohen. Ich musste, nein… ich… ich…« Es fiel ihr nichts mehr ein. Die Stimme hatte sich immer mehr gesteigert, dann sackte sie zusammen und schwankte dabei, sodass die Conollys befürchteten, sie würde vom Sessel kippen, aber Cora Atkins fing sich wieder. Sie hob den Kopf. Nur in ihrem Gesicht war noch der leidende Ausdruck vorhanden, der auch während ihrer mit Emotionen gefüllten Erzählung zu sehen gewesen war.
    »Was sagst du, Bill?«
    »Erst mal nichts.«
    »Aber du gibst zu, dass wir hier ein Problem haben.«
    »Und kein kleines.«
    »Eben, Bill.«
    Cora Atkins saß vor ihnen und strich durch ihr Gesicht. Nicht einfach so, nein, sie knetete die Haut regelrecht, als wollte sie für eine bessere Durchblutung sorgen. Um Sheila und Bill kümmerte sie sich nicht, aber sie drehte sich im Sessel sitzend, und man konnte den Eindruck gewinnen, als hätte sie erst jetzt das Zimmer betreten, so fremd musste ihr das alles vorkommen.
    »Wir möchten Ihnen gern helfen«, schlug Sheila vor. »Aber dabei müssen Sie uns unterstützen, Cora.«
    »Nein, nein, ich brauche keine Hilfe.« Plötzlich stand sie auf und blieb vor dem Sessel stehen. »Ich will nicht, dass mir geholfen wird. Ich komme schon allein mit mir zurecht.« Sie leckte über ihre Lippen und feuchtete sie so an. »Ich will nicht, ich will - ja, ich will wieder nach Hause. Ich will einfach weg von hier. Ich kann ja nicht bei Ihnen bleiben. Ich will wieder zurück in meine Wohnung. Bitte…«
    »Gut«, sagte Bill und erhob sich ebenfalls. »Das ist kein Problem. Allerdings werden Sie verstehen, dass wir Sie in Ihrem Zustand nicht allein gehen lassen können. Wir werden Sie begleiten und uns davon überzeugen, dass Sie in der Wohnung die nötige Ruhe finden. Vielleicht möchten Sie sich wieder hinlegen und…«
    »Warum wollen Sie mitkommen?«, wurde Bill mitten im Satz unterbrochen.
    »Das habe ich Ihnen soeben erklärt. Ich halte es wirklich für besser.«
    Cora Atkins senkte den Kopf. Sie schaute auf ihre lehmverschmierten Schuhe, und als sie endlich die passenden Worte gefunden hatte, da fragte sie: »Wollt ihr den Traumdieb sehen?«
    »Das wäre nicht schlecht«, gab Bill zu.
    »Aber es ist unmöglich!«, fuhr sie ihn an. »Nein, nein, das geht nicht. Den Traumdieb kann nicht jeder sehen. Er ist nicht gleich. Er wird sich nur um bestimmte Personen kümmern.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Ja.«
    »Woher?«
    »Ich weiß es eben.«
    »Lass es gut sein Bill«, sagte Sheila. »Es ist einfach zu viel auf einmal auf sie eingestürmt. Wir sollten langsam darangehen, wenn wir uns um die Hintergründe kümmern wollen. Alles andere müssen wir zunächst zur Seite stellen.«
    »Wie du meinst. Aber allein lasse ich Cora nicht gehen.«
    »Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher