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1230 - Der Traumdieb

1230 - Der Traumdieb

Titel: 1230 - Der Traumdieb
Autoren: Jason Dark
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Natürlich nur, wenn es möglich ist. Es kann ja sein, dass wir einen Hinweis finden. Dass jemand überfallen worden ist und jetzt irgendwo hilflos liegt.«
    Sie hatte Bill überzeugt. Trotzdem blickte er sich skeptisch um. »Wenn du wenigstens sagen könntest, in welche Richtung wir gehen müssen, dann wäre viel gewonnen.«
    Sheila überlegte noch. Sie war sich nicht sicher, doch als sie mit den Fingern schnickte, da wusste Bill, dass ihr etwas eingefallen war. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann müssen wir von hier aus nach rechts gehen. Ich glaube eher, dass die Schreie von dort erklungen sind. Da bin ich mir jetzt fast sicher.«
    »Dann lass uns gehen.«
    Sheila nickte. Sie blieb dicht bei ihrem Mann. Hätte man sie nach ihren Gefühlen gefragt, dann hätte sie alles andere als eine positive Antwort geben können…
    ***
    Irgendwo hatte Bill Conolly mitgedacht und eine Stablampe mitgenommen, die in der rechten Außentasche seiner neuen Lederjacke steckte.
    Bill schaltete seine Lampe ein. Er leuchtete so gut wie möglich in die Gärten hinein. Der kalte Strahl fand immer wieder Lücken, durch die er dringen konnte, aber auch jetzt war niemand zu sehen. Keiner hatte sich dort versteckt, und auch auf der Straße malte sich keine Gestalt ab.
    Nichts war zu machen. Nur stellte der Reporter keine Fragen.
    Er kannte Sheila. Der Schrei oder die Schreie hatte sie sich bestimmt nicht eingebildet.
    Das Ende der Straße war bald erreicht. Es malte sich bereits die Kreuzung ab, auf die sie zugingen.
    Noch zwei Häuser standen an der rechten Seite. Inzwischen hatte Bill die Seite gewechselt und leuchtete durch die breiten Lücken eines verrosteten Gitters. Das Haus auf dem Grundstück stand schon seit einigen Monaten leer, das wussten die Conollys. Die Besitzer waren verstorben, und zwischen den Erben tobte ein Streit um den Verkauf des Hauses und des recht großen Grundstücks.
    Beide hatten eigentlich auf der anderen Seite zurückgehen wollen, aber Bill hatte es nicht ausgehalten. Er ging langsam an dem Grundstück vorbei, und der helle Strahl der Lampe strich über den Boden hinweg. Jenseits des Zaunes malte er helle Flecken auf den mit Gras bewachsenen Untergrund.
    Plötzlich blieb er stehen.
    Auch Sheila stoppte, denn sie hatte ihren Mann nicht aus den Augen gelassen. »Ist da was?«, rief sie halblaut über die Straße hinweg.
    »Komm mal her.«
    Mit schnellen Schritten überquerte Sheila die Straße und blieb neben ihrem Mann stehen.
    »Hast du was gesehen?«
    »Ich glaube…«
    »Und? Was war es?«
    Er gab keine Antwort und legte stattdessen einen Finger gegen die Lippen.
    Sheila verstand. Sie hielt in den nächsten Sekunden den Mund. Bisher hatten sie so gut wie keine Geräusche gehört.
    Das änderte sich jetzt, als sie in die Stille hineinlauschten und beide einen Laut hörten, der ihnen gar nicht passte.
    Hinter dem Zaun musste jemand im Dunkeln sitzen und weinen oder auch stöhnen. Das Geräusch war deutlich zu hören. In ihm lag einiges von der Qual, den die andere Person empfand. Nur waren es keine Schreie, sondern ein anderer Ausdruck der Verzweiflung.
    »Das muss sie sein, Bill.«
    »Denke ich auch.«
    Sheila schaute an dem Gitter hoch. »Und was machen wir jetzt? Wir müssen ihr helfen.«
    Der Reporter nickte. »Wenn sie auf das Grundstück gelangt ist, werde ich es auch können.«
    Bill schaute sich noch um, ob er unbeobachtet war, aber es war niemand zu sehen. Die Menschen hier schliefen weiterhin den Schlaf der Gerechten oder Ungerechten, so genau war das nie zu erforschen. Die Lampe steckte der Reporter wieder in die Tasche. Angeschaut hatte er sich die Gitter schon. Sie waren mit einer kniehohen Mauer verbunden, in der sie einen entsprechenden Halt gefunden hatten. Am oberen Ende wurden aus ihnen leicht angerostete Pfeilspitzen, an denen man sich leicht verletzen konnte.
    Nicht Bill. Er fand eine Lücke, er schaffte es auch, sich abzustemmen, dann drückte Sheila noch gegen sein Hinterteil, sodass Bill seinen Fuß auf eine oben verlaufende Querstrebe stellen und sich abstützen konnte. Der anschließende Sprung brachte ihn auf die andere Seite, wo er sich drehte und Sheila beruhigend zunickte.
    Die Lampe schaltete er nicht ein, weil er nicht wie ein Dieb über das Grundstück gehen wollte. Er nutzte den Schutz der Nacht aus und auch den der Büsche, die an einigen Stellen schulterhoch wuchsen und wie dunkle Inseln aussahen.
    Das Haus ragte hoch vor ihm in den Nachthimmel. Es war im viktorianischen
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