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1229 - Das Vogelmädchen

1229 - Das Vogelmädchen

Titel: 1229 - Das Vogelmädchen
Autoren: Jason Dark
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der Riesenvogel das Haus zerstören. Fragt mich nicht, woher ich es weiß, ich weiß es einfach.«
    Gequält schaute sie uns an. »Bitte, lasst mich vorbei. Ich weiß, was ihr alles für mich getan habt, und dass ihr jetzt so etwas wie Schutzengel für mich seid. Aber es geht nicht anders. Es ist meine Pflicht. Auch euch gegenüber. Gryx würde alles hier zerstören und mich trotzdem bekommen.«
    Die Worte hatten uns beeindruckt. Ich hörte, wie die Ärztin schwer nach Luft rang. Sie kämpfte innerlich mit sich, und bei mir lief der gleiche Vorgang ab.
    »Was meinst du, John?«
    »Ich bin mir noch unsicher.«
    »Bitte, lasst mich gehen. Ich muss raus. Ich will nicht, dass alles hier vernichtet wird.«
    Maxine Wells nickte. Sie stand bereits auf der Seite des Vogelmädchens, und da konnte ich mich schlecht dagegen wehren.
    »Also gut, Carlotta, du kannst gehen. Aber nicht allein, denn ich werde bei dir bleiben.«
    Sie sagte nichts. Sie blickte mir ins Gesicht. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
    Deshalb sprach ich. »Es gibt keine andere Möglichkeit. Entweder wir beide oder keiner von uns.«
    »Stimme zu, Carlotta«, sagte auch die Ärztin.
    Plötzlich lächelte die Kleine. »Ja, das ist schon okay. John kann bei mir bleiben. Ist sogar gut so, finde ich ganz toll.«
    »Dann komm.«
    Ich streckte ihr meine Hand entgegen. Sie fasste sie an und lächelte. Als wir die Küche verließen und in Richtung Gartenausgang schritten, da hätte man meinen können, dass Vater, und Tochter einen gemeinsamen Weg gingen…
    ***
    Maxine Wells war hinter uns zurückgeblieben, und ich hörte auch nicht, ob sie uns nachkam. An der Hintertür blieben wir für einen Moment stehen. Der Gang gabelte sich hier. Er führte auf einer Seite hinein in den Anbau und auch zu den Praxisräumen, die mich im Moment nicht interessierten, denn ich wollte endlich erfahren, ob sich Carlotta geirrt hatte oder nicht.
    Der Schlüssel steckte von innen. Er musste zwei Mal gedreht werden, damit die Tür offen war. Das Mädchen wollte sie aufziehen, aber ich hielt es zurück.
    »Nein, das mache ich.«
    »Du hast Angst um mich, wie?«
    »Ja, habe ich.«
    »Brauchst du aber nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Wird doch alles gut gehen.«
    Ich strich über ihre Haare. »Ja, das hoffe ich. Es wird alles gut gehen, es ist bisher noch immer gut gegangen, aber man soll das Schicksal auch nicht herausfordern.«
    Ich zog die Tür auf und schaute in den großen Garten hinein, wobei ich ihn von dieser Stelle aus noch nicht völlig überblicken konnte, weil Strauchwerk mir einen Teil der Sicht nahm und ich erst an ihm vorbeigehen musste, um die Gartenfläche überschauen zu können.
    Langsam betrat ich das Freie. Eine Veränderung merkte ich nicht. Abgesehen davon, dass es kühler geworden war und der Wind ein wenig aufgefrischt hatte.
    Hinter der Tür begann, ein Weg aus Steinplatten, flankiert von gepflegten Beeten, denn Maxine gehörte zu den Frauen, die Gartenarbeit als ihr Hobby betrachteten.
    Erst als wir das Ende des Weges erreicht hatten und auf der letzten Platte stehen geblieben waren, hatten wir endlich freie Sicht. Der Rasen lag vor uns wie ein dunkler See. Rechts befanden sich die Ställe. Dort schliefen die Tiere normalerweise, aber jetzt waren sie aufgeschreckt, durch was auch immer.
    Zwar dämpften Mauern die Laute, aber ab und zu war schon ein Knurren oder ein heiser klingendes Bellen zu hören.
    Carlotta stand an meiner rechten Seite. Sie verhielt sich still, aber sie war es nicht. Da ich ihre Hand hielt, bemerkte ich auch das Zittern. Die Augen waren ebenfalls von einer gewissen Unruhe erfüllt. Sie schaute nach rechts, nach links, als suchte sie etwas Bestimmtes, und dann zog sie mich plötzlich vor.
    Ich ließ es mit mir geschehen, und so betraten wir den weichen Rasen, der perfekt geschnitten war und eine glatte Fläche bildete, die nur an verschiedenen Stellen von Obstbäumen unterbrochen wurde. Zudem dienten die Bäume als Schattenspender.
    Nicht in der Dunkelheit. Da sahen sie aus wie fremde Gebilde, die ihre langen Arme in die verschiedensten Richtungen hin wegstreckten, als wollten sie nach etwas greifen.
    Ich überließ dem Mädchen das Feld und hielt auch seine Hand nur locker fest. Es herrschte die übliche nächtliche Stille.
    Nichts Besonderes also, aber ich traute dem Frieden nicht, der urplötzlich verschwunden sein konnte.
    Zuerst zuckte Carlottas Hand. Dann zuckte auch ihr Körper, und ich wusste, dass etwas Entscheidendes passiert war
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