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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter
Autoren: Pete Smith
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einfügen würde, das seiner Erfindung…
     
     
    »… wenn Nelson also statt aus dem Fenster zu sehen in die Vergangenheit reiste und dort verhinderte, dass sich seine Großeltern kennen lernen, womit er gleichzeitig seine eigene Geburt verhindern und sich der Möglichkeit berauben würde, in die Vergangenheit zu reisen um zu verhindern, dass sich seine Großeltern kennen lernen… Das nennen wir das Großvater-Paradoxon.« Professor Winkeleisen grinste Nelson verschmitzt an.
    Einige Schüler lachten und Nelson spürte, wie er erneut rot wurde. Er sah hinüber zu Judith. Aber sie beachtete ihn nicht.
    Professor Winkeleisen fuhr zur Klasse gewandt fort: »Oder stellen Sie sich vor, Sie sind ein glühender Verehrer Albert Einsteins und Sie nutzen die Gelegenheit, ihn in der Vergangenheit aufzusuchen, um mit ihm über seine Relativitätstheorie zu diskutieren. Nur, Einstein ist gar nicht das Jahrhundertgenie, für das Sie ihn halten, sondern ein unbedeutender, ja einfältig wirkender Beamter in einem Schweizer Patentamt. Sie wundern sich. Sie stellen ihn auf die Probe. Sie zitieren aus seinen Werken, die Sie mitgenommen haben, um sie von Ihrem großen Idol signieren zu lassen. Und Einstein entpuppt sich als Schlitzohr: Er nimmt die Bücher an sich, gibt sie als die eigenen aus und streckt der Welt damit gleichsam die Zunge heraus. Denn von diesem Moment an ist er ja der, für den Sie ihn immer hielten. Sie wissen es nun zwar besser, aber mit diesem Wissen sind Sie vollkommen allein. Ihre Geschichte, glauben Sie mir, wird Ihnen niemand abnehmen. Diese Paradoxie kennt man als Informations-Widerspruch.«
    Nelson streckte sich unauffällig. Großvater-Paradoxon, Informations-Widerspruch… Fehlte nur noch die Besucher-Theorie…
    »Wen das noch nicht überzeugt hat«, fuhr Professor Winkeleisen fort, »dem sei Folgendes gesagt: Zeitreisen kann es schon aus einem ganz einfachen Grund nicht geben – wären wir sonst nicht ständig von Zeitreisenden umgeben? In der Gegenwart müsste es von Besuchern aus der Zukunft doch nur so wimmeln. Und das Schlimmste: Sie würden uns mit ihren Ratschlägen quälen, wie wir das oder dieses tun oder lassen sollen, denn sie wissen ja, welche Neuerungen sich durchsetzen werden – oh Gott, wäre das grässlich, sagen Sie doch selbst!«
    »Und wenn die Ufos Zeitmaschinen sind?«, rief ein hagerer Bursche. »Schließlich gibt es ja etliche Berichte darüber. Ich erinnere nur an Roswell.«
    »Dann wundert mich nur«, erwiderte Professor Winkeleisen und sah seinen Schüler durchdringend an, »warum unsere Verwandten aus der Zukunft nicht aktiv geworden sind, um den Lauf der Geschichte zu verändern. Sie hätten zum Beispiel Hitler verhindern und so Millionen Menschenleben retten können. Sie hätten uns einen Auto-Antrieb aus Wasserstoff schenken können, um unsere Luftverschmutzung zu stoppen. Und sie hätten uns an einer Technologie teilhaben lassen können, die jedem Menschen dieser Erde mindestens eine tägliche Mahlzeit und ausreichend Wasser beschert, auf dass niemand mehr verhungern oder verdursten muss. Glauben Sie nicht, dass künftige Generationen solch segensreiche Erfindungen mit uns teilen würden?«
    Wenn sie könnten, vielleicht, dachte Nelson und blickte wieder hinaus.
    Das Gewitter hatte sich endlich verzogen und auch der Sturm legte sich langsam. Die Landschaft ringsherum wirkte jedoch noch immer wie in graue Farbe getunkt.
    Gerade schritt Herr Kunkel durch den Hof. Anscheinend inspizierte er die Dächer der Burg. Immer wieder schüttelte er den Kopf, als könnte er nicht fassen, was er da sah. Ein Fremder hätte beim Anblick des Hausmeisters glauben müssen, dass der Schaden, den das Gewitter angerichtet hatte, schier unvorstellbar war. Nelson jedoch wusste wie jeder Schüler und jeder Lehrer dieser Schule, dass das Kopfschütteln zu Alois Kunkel gehörte wie sein ewiges Schlüsselgeklimpere. Für den Hausmeister von Burg Rosenstoltz schien die Welt eine einzige Aneinanderreihung von Katastrophen zu sein und Kunkels Stoßseufzer »Auch das noch!« war unter den Internatsschülern längst zum geflügelten Wort geworden.
    Kunkels Frau kam dazu und legte ihrem Mann einen Arm um die Schulter. Er schüttelte noch immer ungläubig den Kopf. Sie redete auf ihn ein. Doch er ließ sich nicht beruhigen. Schließlich nahm sie sein Gesicht in beide Hände und drückte ihm einen Kuss auf den Mund. Das saß.
    Nelson zuckte zusammen, als sich plötzlich eine Hand auf seine Schulter legte.
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