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1226 - Der Kampf um Schatzen

Titel: 1226 - Der Kampf um Schatzen
Autoren: Unbekannt
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Vitalkraft immun war.
    Bisher hatte man zwei Arten von Grauleben gekannt: das organische, das unter der Einwirkung von Vitalenergie wieder zu Realleben wurde, und das synthetische, das unter dem Einfluß der Vitalenergie zu Staub zerfiel. In die erstere Kategorie gehörten alle Wesen, die von Natur aus die grauen Tiefenländer bewohnten, zur letzteren rechneten die künstlichen Geschöpfe der Tiziden, die Ratane, Paladine und wie sie sonst noch heißen mochten.
    Hier war etwas völlig Neues. Die Saboteure besaßen nicht mehr passive Immunität gegen die Vitalkraft: Sie konnten sie aktiv in sich aufnehmen, in etwas Wertloses verwandeln und das Wertlose mit leisem Zischen von sich geben. Wie und nach welchem Prinzip der Umwandlungsprozeß verlief und welches das Endprodukt war, ließ sich nicht erkennen. Es fiel dem logischen Verstand schwer, sich auf das Sachliche zu konzentrieren, während die Emotion mit der Häßlichkeit des Bildes zuckender, sich aufblähender und wieder, in sich zusammensinkender Amöbenkörper zu kämpfen hatte.
    Es war beileibe nicht die Optik allein, die den Eindruck der Widerwärtigkeit vermittelte. Es war, was sich hinter dem Bild verbarg: Hier wurde Vitalenergie vernichtet, wurde die Umwandlung von Leben in Antileben betrieben.
    Einem Impuls folgend, wandte Atlan sich an den Haluter.
    „Bist du immer noch durch und durch grau, Sokrates?" fragte er.
    Zornig reckte Domo Sokrat den oberen rechten Arm in die Höhe. Zuckend stach ein Finger in Richtung der grauen Fladen.
    „Das hat nichts mit der Idee Grau zu tun", grollte er. „Das ist... das ist..." In seinem Zorn versagte ihm das Vokabular den Dienst „...das ist das Machwerk eines Grauen Lords, den es nach Macht gelüstet."
    Jen Salik war blaß geworden. Aus großen Augen starrte er hinüber auf das unheilige Gewimmel der grauen Fladen.
    „Das darf es nicht geben", murmelte er wie im Selbstgespräch. „Es ist obszön..."
    Atlan nickte.
    „Also laßt uns tun, was zu tun ist", sagte er.
    Sie schritten in den Kessel hinab, durchquerten ihn zur Hälfte. Die Vitalsaboteure reagierten nicht. Sie waren hochspezialisierte Kreaturen, ausschließlich darauf getrimmt, Vitalenergie zu zerstören. Sie waren wehrlos. Lord Mhuthan hatte nicht damit gerechnet, daß es je einer wagen würde, sich ihnen in den Weg zu stellen.
    Aus vierzig Metern Entfernung eröffneten Atlan und Jen Salik das Feuer. Unter dem Einfluß der nadelfeinen Impulsstrahlen blähten die grauen Fladen sich auf. Ihrem eingleisigen Verstand mochte es erscheinen, die Energie der Strahler sei weiter nichts als eine andere Form der Vitalkraft. Aber das, was jetzt auf sie einströmte, konnten sie nicht auf die gewohnte Weise abblasen. Ihre Körper wuchsen, bis sie den Felsengang vollständig ausfüllten und einander behinderten.
    Dann zerplatzten sie mit dumpfem Knall, ein Saboteur nach dem anderen. Die Explosion zerriß sie in Tausende und aber Tausende von Fragmenten grauer, synthetischer Körpersubstanz. Und jetzt, da der überspezialisierte Verstand nicht mehr funktionierte, forderte das Gesetz der Wechselwirkung zwischen Real- und Grauleben sein Recht: Die Bruchstücke und Fetzen der Saboteurkörper verwandelten sich zu Staub.
    Der Vorgang hatte nicht mehr als zwei Minuten in Anspruch genommen. Nunmehr unbehindert, flutete das goldene Leuchten der Vitalenergie in den Kessel, füllte ihn mit blendender Helligkeit und strömte in die Stollen, die Finsternis verdrängend.
    Atlan sah sich um.
    „Das ist gut", sagte er befriedigt. „Das sollten sie oben spüren."
     
    *
     
    „Was ist das?" fragte Henner verwundert. „Ich fühle mich plötzlich um Jahrzehnte jünger."
    Bak, der Zyrmii, bildete einen Pseudomund und sagte: „Alles Einbildung. Eine Reaktion des Körpers, der weiß, daß er das Ende dieses Tiefenjahrs nicht mehr erleben wird."
    „Oh, du siehst alles viel zu trübe", klagte Henner. „Ich bin überzeugt, daß in den jüngsten Minuten der Strom an Vitalenergie, der aus den Kavernen kommt, sich vervielfacht hat."
    Bak fuhr seine Stielaugen so weit wie möglich aus und sah sich um. Er konnte nicht leugnen, daß sich die Archivare, die sich in seinem Blickkreis befanden, eine Art vermehrter Vitalität bemächtigt hatte. Sie bewegten sich rascher, ihre Augen blickten heller - ja, er selbst spürte sogar, wie ihm von Sekunde zu Sekunde wohler zumute wurde.
    „Wahrscheinlich hast du recht", murmelte er und ließ den Pseudomund verschwinden.
    Vorerst hatte er nichts mehr zu
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