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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck
Autoren: Jason Dark
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keinen, der auch nur eine geflüsterte Antwort über die Lippen brachte.
    Die Stille blieb bleischwer über uns hängen.
    »Seid ihr zu feige, um eine Antwort zu geben? Verflucht noch mal, ich will eine Antwort hören.«
    Das Schweigen blieb…
    Mir platzte der Kragen. Bevor einer der anderen reagieren konnte, war ich nach vorn gegangen und schnappte mir den Anführer der vier Sargträger. Ich packte den Kerl an den beiden Kragenseiten des Bratrocks, zog ihn dicht an mich heran und schüttelte ihn durch wie ein Mixer seinen Shaker.
    Sein Gesicht zuckte vor meinen Augen hin und her. Sein Mund stand offen, und mir strömte ein widerlicher Geruch entgegen.
    »Was?«, schrie ich. »Warum?«
    Er stieß mir gegen die Brust. Ich merkte es kaum und schleuderte ihn zurück. Er fiel gegen zwei seiner Freunde, und beinahe wären sie im Straßengraben gelandet.
    Ich stand noch immer unter Druck, aber Suko behielt den Überblick. Er trat hinter mich und legte mir die Hand auf die Schulter.
    »Bitte, John, es hat keinen Sinn, wenn du dich aufregst. Sie wollen nichts sagen…«
    »Aber…«
    »Später.«
    Ich verstand auch den Hintersinn der schlichten Antwort, denn Suko hatte ebenfalls nicht vor, die Fahrt bis nach Aberdeen fortzusetzen. Wieder einmal hatte das Schicksal eingegriffen.
    Suko hatte mich überzeugt. Ich ließ mich von ihm zurückziehen und gab dabei Acht, nicht auf den halb zerstörten Sarg zu treten. Noch während ich zurückging, bewegten sich auch die Sargträger und Trauergäste. Sie hatten hier nichts mehr verloren. Ohne uns anzusprechen, drehten sie sich zur Seite und gingen davon.
    Der Weg führte sie zurück in ihr verdammtes Kaff. Uns ließen sie mit der jungen Frau allein, um die sich Suko als Erster kümmerte. Er hatte sich neben sie gehockt und schaute sie an, wobei er darauf achtete, dass sich etwas tat und von ihr eine Reaktion kam.
    Es trat nicht ein. Sie lag zusammengezogen auf dem Boden und wimmerte leise vor sich hin.
    Als Suko sie anfasste, schrie sie auf und versuchte, sich noch kleiner zu machen. Das war nicht zu schaffen, aber es blieb bei den wimmernden Lauten aus ihrem Mund.
    »Bitte«, sagte Suko. »Sie sind jetzt in Sicherheit. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben, dass man ihnen etwas tun wird. Wir sind bei Ihnen, wir beschützen Sie.«
    Zumindest die Worte hatte sie gehört. Sie schaute Suko auch an, aber der ungläubige Ausdruck verschwand nicht aus ihren Augen. Er blieb darin wie festgeklebt, und auch die Furcht konnte sie nicht verbergen.
    »Können Sie aufstehen?«
    Sie wimmerte leise.
    Suko wandte sich an mich. »Was machen wir mit ihr? Wohin mit ihr, John, mal anders gefragt?«
    »Zuerst in den Range Rover.«
    »Okay.«
    Suko kümmerte sich um die junge Frau, die äußerlich nicht, aber seelisch verletzt war. Er hob sie behutsam in die Höhe, und jetzt fasste sie zum ersten Mal Vertrauen, denn sie klammerte sich an Suko fest.
    Ich kümmerte mich um die Umgebung. Auf der Straße lagen die Trümmer des Sargs, die ich mit einigen Fußtritten zur Seite räumte. Meine Tritte fegten sie in den Straßengraben, und dabei schaute ich zum Ort hin.
    Die Mitglieder des Leichenzugs waren noch zu sehen. Sie gingen über die wohl breiteste Straße des Ortes hinweg. Keiner sprach mit seinem Nachbarn. Hin und wieder löste sich jemand aus der Gruppe, um in einem Hauseingang zu verschwinden.
    Keiner ging normal und aufrecht. Alle bewegten sich gebückt, als wären sie von ihrem schlechten Gewissen niedergedrückt worden.
    Für mich stand schon jetzt fest, dass ich mich mit einigen von ihnen näher unterhalten würde, und besonders der Anführer der vier Sargträger hatte es mir angetan. Er schien in diesem verdammten, namenlosen Kaff etwas zu sagen zu haben.
    Wichtig war jetzt die unbekannte Frau. Mein Freund hatte sie auf den Rücksitz des Range Rovers platziert, stand neben dem Wagen und riss soeben die Lasche einer mit Wasser gefüllten Dose ab. Wir hatten uns etwas Reiseproviant mitgenommen.
    Dazu gehörte eben auch das Mineralwasser.
    »Wie geht es ihr jetzt?«, fragte ich.
    Suko hob die Schultern. »Nachdem sie getrunken hat, wird es ihr sicherlich besser gehen.«
    Ich schlug mir gegen die Stirn. »Verdammt noch mal, es will auch jetzt nicht in meinen Kopf, dass diese junge Frau lebendig begraben werden sollte. Warum tun Menschen das? Warum schauen Menschen dabei zu? Nicht nur Männer, sondern auch Frauen und Kinder haben den verdammten Leichenzug gebildet. Ich komme da nicht mit. Das erinnert
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