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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck
Autoren: Jason Dark
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uns auch die Vorderreifen des Range Rovers zerschnitten. Da will ich dir nichts vormachen, Jenny.«
    »Ja, das ist gut. Ich liebe die Ehrlichkeit. Aber jetzt wollen sie euch ebenfalls töten und nicht nur mich«, sagte sie mit dumpfer Stimme. »Das ist zu spüren.«
    »Noch ist es nicht soweit«, sagte Suko.
    »Doch, doch!« Sie schrie plötzlich los. Dann ballte sie die Hände zu Fäusten. »Nichts anderes haben sie vor. Und das schaffen sie auch, verdammt!«
    Für Suko stand fest, dass Jenny Orwell wieder von ihren Erinnerungen überschwemmt wurde. Es war wirklich nicht leicht, über dieses erlebte Grauen hinwegzukommen. Da war die Erinnerung wie eine Peitsche, die immer und immer traf und die tiefe Wunden in die Seele des Menschen schlug. Auch körperlich war sie mitgenommen. Sie sank in sich zusammen, sie wusste nicht, wo sie die Hände lassen sollte und fuhr mit ihnen über ihr Gesicht hinweg. Dabei sah sie sich um.
    Sie suchte nach Feinden, die sich in der Nähe versteckt hielten. Immer und immer wieder drehte sie heftig den Kopf in die verschiedensten Richtungen, ohne die Feinde allerdings sehen zu können.
    Suko wollte sie beruhigen. Er sprach mit halblauter Stimme geduldig auf sie ein, und er wollte, dass jedes Wort wie eine kleine Hypnose wirkte, die auch ihren Erfolg zeigte.
    Schließlich hielt er ein zitterndes Bündel fest, das sich eng an ihn drückte und mit flüsternder Stimme davon sprach, dass es nicht in den Sarg zurückwollte.
    »Das brauchst du auch nicht, Jenny«, sagte Suko leise und streichelte ihre tränenfeuchten Wangen. »Niemand will, dass du zurück in den Sarg gehst. Und ich schon gar nicht.«
    »Aber die anderen hier. Sie haben es vorgemacht, verdammt. Sie wollten mich wegschaffen.«
    »Jetzt bin ich bei dir!«, sagte Suko mit ruhiger Stimme.
    »Das weiß ich ja.« Jenny schluchzte wieder. Sie fror.
    Suko spürte, wie sich das Zittern auch auf ihn übertrug. »Wir packen es gemeinsam!«, erklärte er ihr mit ruhiger Stimme.
    »Darauf kannst du dich verlassen. Außerdem sind wir nicht allein. Mein Freund John Sinclair ist ebenfalls da.«
    »Ja, ja, aber es sind so viele hier im Dorf. Alle sind hier gegen uns, alle. Das ist wie im Mittelalter. Ich bin mir vorgekommen wie eine Hexe, die zum Scheiterhaufen geführt wird. Sie sind so verdammt grausam und engstirnig.«
    »Wir schaffen es trotzdem«, sagte Suko. »Wir schaffen es gemeinsam. Das müssen wir einfach. Wir sind stark und stärker als die Feinde. Aber wir müssen uns auch an die Regeln halten.«
    »Wie sehen die denn aus?«
    »Nichts Unüberlegtes tun und abwarten.«
    Suko wusste nicht, ob er die richtigen Worte als Trost gefunden hatte, er konnte es nur hoffen. Suko war kein Psychologe, der es gewohnt war, mit Menschen umzugehen, die Trost brauchten. Er wusste auch nicht, ob er die richtigen Worte gefunden hatte, um Jenny zu trösten, aber er hatte sein Bestes getan, und er dachte auch an seinen Freund John Sinclair, der im Dorf unterwegs war.
    Auch allein und auf sich gestellt. Wie Jenny Orwell. Nur würden die Menschen mit John mehr Probleme haben, wenn sie versuchten, ihn in einen Sarg zu stecken.
    Eine Dose Wasser war noch nicht angebrochen. Suko riss die Lasche ab und reichte das Getränk an Jenny weiter. »Du musst trinken, Mädchen, es ist besser für dich. Dein Körper benötigt die Flüssigkeit. Du hast zu lange in diesem verdammten Ding gelegen und Ängste ausgestanden. Trink bitte.«
    Für einen Moment schaute sie ihn aus ihren dunklen Augen an. »Danke«, flüsterte Jenny, »irgendwie bist du toll! Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass es noch andere Menschen gibt, als diese verdammten Dorfbewohner hier.«
    »So schlecht ist die Welt nun auch nicht!«, erwiderte Suko und lächelte ihr zu.
    »Ja, das hoffe ich.«
    Jenny trank, und Suko stand auf.
    Erst jetzt, als er stand, fiel ihm richtig auf, wie schwül es in der kleinen Scheune war. Die Luft schien eine Wand gebildet zu haben, die sich in verschiedene Richtungen ausgebreitet hatte. Der Schweiß lag auf seinem Rücken ebenso wie auf dem Gesicht, und er schaute auch mal durch die nicht ganz geschlossene Tür nach draußen, um zu erfahren, ob sich dort etwas getan hatte.
    Das war nicht der Fall. Zumindest konnte er keine Veränderung entdecken. Er sah den Wagen, und jetzt fiel ihm auf, dass er sich nach vorn gebeugt hatte oder leicht eingesackt war.
    Die andere Seite wollte sie nicht laufen lassen. Sie sollten hier in der Nähe bleiben, und dafür musste es einen
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