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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland
Autoren: Unbekannt
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Tür und schloß sie. Es fühlte sich gut an, wieder allein zu sein. Er ließ sich in einen bequemen Sessel fallen, aus dessen Rücken ein ausreichend großes Teil ausgespart war, so daß sein Symbiont nicht gequetscht wurde. Mehrere Minuten saß er da und starrte vor sich hin. Er dachte über das Gehörte nach. Lord Mhuthan stand zur Invasion bereit. Nun, das hatte man erwartet. Gluschuw hätte wirklich gern über die Dinge erfahren, die Yvim-Sord in den Kavernen beobachtet hatte. Eine Gruppe von Graugeschöpfen hatte er entdeckt. Das mußten die Vitalsaboteure des Grauen Lords sein, von denen überall gemunkelt wurde. Ihre Aufgabe war, die Kanäle der Vitalenergie zu verstopfen. Wenn keine Vitalkraft mehr nach Schätzen floß, würde das Land grau werden, und Lord Mhuthans Truppen hätten nur noch halb soviel Mühe, Schätzen zu unterwerfen. Eine Ahnung dessen, was geschehen würde, wenn es den Saboteuren gelang, den Vitalenergiefluß abzudämmen, hatten die Archivare soeben erhalten.
    Gluschuw-Nasvedbin war überzeugt, daß der Streit nur unter dem Einfluß von Graukraft so intensiv hatte werden können. Die Bewohner von Schätzen - es gab insgesamt 10.000 Archivare - waren von Natur aus keine gesellige Schar, und wenn man mehrere von ihnen zusammensperrte, ließen sich Meinungsverschiedenheiten nicht vermeiden. Aber die Gehässigkeit, mit der die Meute über den armen Yvim-Sord hergefallen war - ja, auch Gluschuw selbst -, gab zu denken. Sie ließ sich nur so erklären, daß der Zustrom an Vitalenergie bereits teilweise eingedämmt war.
    Was soll man unternehmen? dachte Gluschuw verzweifelt. Natürlich hätten sie Vorbereitungen zur Abwehr der Invasion treffen sollen. Aber wer wollte einen Haufen derart krasser Individualisten zu einer gemeinsamen Aktion überreden?
    In seiner Niedergeschlagenheit fiel ihm nichts anderes ein, als sich aus, dem Proviantspeicher etwas zu essen zu holen. Er verspeiste den frugalen Imbiß ohne sonderliches Interesse, ja sogar ohne zu wissen, was er eigentlich aß, und war Nasvedbin dankbar, daß er ihn in dieser Stunde der Verzweiflung nicht mit unnützem Geschwätz belästigte.
    Nachdem er die Mahlzeit beendet hatte, stellte er durch einen Blick auf die Uhr fest, daß er nunmehr seit dreißig Stunden auf den Beinen war. Den größten Teil der Zeit hatte er in seinem Museum verbracht. Er spürte die Müdigkeit, die ihn einzuhüllen begann. Auch Nasvedbin war müde; er erkannte es daran, daß der pulsierende Rhythmus des amorphen Körpers langsamer geworden war. Gluschuw stand auf.
    „Noch einen kleinen Rundgang", sagte er, „dann gönnen wir uns Ruhe."
    „Wenn es unbedingt sein muß" antwortete Nasvedbin überraschend friedlich.
    Die Spaziergänge unmittelbar vor der Ruheperiode gehörten zu Gluschuws alltäglichen Gewohnheiten. Er entspannte sich, wenn er über einen der gewundenen Pfade schritt, die von seiner Kate durch den Gelbkoniferenhain führten. Er erfreute sich an den blaßgelben Blüten, die die Bäume in Abständen von je einem Drittel-Tiefenjahr aufsetzten, und an den bunten Blumen, die aus dem Unterholz sprossen. Mitunter hatte er unter dem Gestrüpp Pilze gesammelt, sie mit nach Hause genommen und sich eine Mahlzeit daraus bereitet - in deutlicher Verletzung der Vorschrift, wonach er seine Nahrung nur aus dem Proviantspeicher beziehen dürfe.
    An diesem Tag war es ihm nicht nach Pilzesammeln zumute. Er fühlte sich niedergeschlagen und hilflos. Selbst der Spaziergang bereitete ihm kein Vergnügen. Er nahm sich vor, sofort umzukehren, sobald er den Rand des Hains erreicht hatte. Er war im Begriff, diesem Vorsatz zu folgen, als er draußen im Grasland eine Bewegung wahrnahm.
    Seine erste Reaktion war: Um der Tiefe willen - die Archivare kommen zurück! Hastig schlug er sich seitwärts ins Gestrüpp und suchte Deckung hinter einem mit Blüten übersäten Busch.
    Zwischen den Zweigen hindurch spähte er nach den ungebetenen Gästen aus. Zu seiner Erleichterung erkannte er alsbald, daß sie keineswegs auf dem Weg zu seiner Behausung waren. Sie bewegten sich in einer Richtung, die parallel zum Rand des Wäldchens verlief. Auch handelte es sich nicht um Archivare. Es waren Fremde, die sich - die Tiefe mochte wissen wie - nach Schätzen verirrt hatten.
    Gluschuw stutzte. Fünf Fremde zählte er insgesamt. Einer unter ihnen stach sofort ins Auge, ein vierarmiger, mit einem roten Kampfanzug ausgestatteter, schwarzhäutiger Koloß, den fast bis zur doppelten Höhe seiner
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