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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland
Autoren: Unbekannt
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Archivar zur Zusammenarbeit zu überreden. Viel kam darauf an, wie weit die Episode, die Domo Sokrat soeben geschildert hatte, schon zurücklag. Und darauf, wie leicht sich Gluschuw-Nasvedbin mit dem Vergeben und Vergessen tat. Es bestand noch Hoffnung - besonders in Anbetracht des Umstands, daß die Gefahr, die aus dem Land Mhuthan drohte, wesentlich schwerer wiegend War als alles Unheil, das Domo Sokrat jemals in Gluschuws Museum angerichtet hatte.
    Keinen einzigen Gedanken verwendete er indes an die Idee, daß er den Haluter zurücklassen und dadurch die Verhandlungen mit Gluschuw-Nasvedbin unbeschwerter gestalten könne. Domo Sokrat war sein Orbiter, und kein Ritter der Tiefe vertrat jemals die Ansicht, daß sein Orbiter ihm hinderlich sein könne.
    „Ich weiß", begann Sokrat nach längerer Pause von neuem, „daß viele Handlungen, die von einem Haluter unter dem Einfluß der Drangwäsche begangen werden, den moralischen Vorstellungen anderer Zivilisationen als verwerflich erscheinen. Aber die Drangwäsche ist ein Charakteristikum halutischen Lebens. Ich kann ihr nicht ausweichen.
    Sobald der Drang erlischt, bin ich bereit für alle Schäden einzustehen.
    die ich angerichtet habe. In Gluschuw-Nasvedbins Fall war es leider nicht möglich."
    „Was geschah, nachdem du das Fahrzeug... erbeutet hattest?" wollte der Arkonide wissen.
    „Ich überwand die Tiefenkonstante und drang in die eigentliche Tiefe vor", antwortete Domo Sokrat. „Einen Teil der Geschichte kennst du schon. Anstatt zu randalieren und Verwüstungen anzurichten, reagierte ich die Drangwäsche mit Meditationen ab. Ich lernte die Kraft des Tiefeneinflusses kennen und begann, an sie zu glauben. Ich wurde grau."
    „Was geschah, nachdem du deine Meditationen beendet hattest?"
    „Ich kehrte ins Tiefenland zurück", sagte Domo Sokrat. „Ich stellte mein Fahrzeug irgendwo ab. Ich konnte es schließlich nicht weiter benützen; es wäre überall aufgefallen.
    Ich schlug mich durch die Lande, bis ich in die Gegend Mhuthan kam. Den Rest meiner Geschichte kennst du."
    Atlan blieb stehen. Er „musterte den Haluter aufmerksam.
    „Du bringst uns in eine verzwickte Lage, Sokrates", sagte er nicht unfreundlich. „Wir müssen, aus Mangel an Zeit, ausgerechnet mit jenem Archivar verhandeln, den du damals gemartert und bestohlen hast. Ich kenne das Prinzip der Drangwäsche und mache dir keinen Vorwurf. Aber ob Gluschuw-Nasvedbin dasselbe Verständnis aufbringt, daran darf gezweifelt werden. „Domo Sokrat hatte einen Einwand auf der Zunge, aber der Arkonide schnitt ihm mit einer entschiedenen Geste das Wort ab und fuhr fort: „Ich bezweifle außerdem allen Ernstes, daß du wirklich grau bist. Die Tiefenphilosophie mag dich beeindruckt haben, vielleicht sogar bis zu dem Grad, daß du glaubst, ihr Anhänger zu sein. Aber in Wirklichkeit bist du ebenso echtes Realleben wie ich und wie wir alle anderen auch."
    Das war mit solcher Bestimmtheit gesprochen, daß der Haluter darauf nichts zu erwidern wagte. Inzwischen wandte Atlan sich an den Rest der Gruppe.
    „Ich glaube, es ist Zeit, daß wir Gluschuw-Nasvedbin in seiner Heimstatt aufsuchen."
    „Wird wenig Zweck haben", meinte Lethos-Terakdschan. „Soweit ich seine Gedankenimpulse habe verfolgen können, hat er sich dorthin entfernt."
    Er wies auf, das offene Grasland hinaus. Der Arkonide zuckte mit den Schultern.
    „Irgendwann wird er wieder nach Hause kommen", sagte er. „Gehen wir zu seiner Hütte und warten dort auf ihn."
     
    *
     
    Das Innere der Hütte bestand aus zwei mäßig großen, bescheiden ausgestatteten Räumen. Die Einfachheit der Behausung ermöglichte es dem Arkoniden, sich ein Bild ihres Besitzers zu machen. Er hatte ähnliche Wesen in vergangenen Jahrhunderten auch auf Terra kennen gelernt: Einzelgänger, die nur ihrem Beruf lebten und mit einem Minimum an Bequemlichkeiten auskamen. Eiferer, die nichts anderes im Leben gelten lassen wollten als die Materie, der ihr Interesse galt. Er fragte sich ein wenig verwundert, wie die Archivare sich fortpflanzten. Waren sie eingeschlechtlich wie die Haluter? Gab es Archivarinnen, mit denen sie hin und wieder zusammentrafen?
    Die Umgebung der Kate wurde nach einem Fahrzeug abgesucht. Man fand keines.
    Atlan befragte den Haluter.
    „Nach deiner Aussage gibt es zehntausend Archivare in einem Land von zweihundertfünfzigtausend Quadratkilometern Fläche", sagte er. „Das heißt, es liegen eine Menge Kilometer zwischen je zwei Archivar-Behausungen. Was
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