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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe
Autoren: Unbekannt
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berichten oder nicht. Meine Freude über ihre Anwesenheit ist so groß, daß alles andere zur Nebensächlichkeit wird. Sollen sie reden und trinken und feiern! Hauptsache, sie fühlen sich wohl - Hauptsache, sie sind da.
    Aus meinem goldenen Kokon lausche ich ihren Geschichten, verfolge ihr Lachen, ihr Grölen und Lallen. Manchmal spreche ich auch zu ihnen, und je länger die Feier dauert, desto stärker scheine ich selbst einem Rausch zu verfallen. Ihre Anwesenheit ist wie ein Stimulans, das auch mir den Sinn verwirrt. Täusche ich mich, oder klingt sogar meine künstlich erzeugte Stimme inzwischen undeutlich?
    Zweitausend Saddreykaren: Sie haben mehr zu berichten, als an einem einzigen Tag verarbeitet werden kann. Mit der Zeit fließen ihre erzählten Erlebnisse eher an mir vorbei, als daß ich sie noch verinnerliche. Das Ganze entwickelt sich zu einem Sumpf unterschiedlich lauter Vorträge. Immer mehr Leute wissen kaum noch, was sie sagen, immer mehr schlafen wie erschöpft ein oder versinken wortlos in eine Phase wohltuender Tag träume.
    Dies ist ein Fest, wie ich es seit meinen Tagen als Flottenkommandant nicht mehr erlebt habe; berauschend, amüsant, verwirrend. Ich merke, wie sehr mich das alles in einen unkontrollierbaren Taumel versetzt, aber ich kann selbst nichts dagegen tun. Ich will es auch nicht.
    Irgendwann meldet sich Saddreyu, mein buckliger Freund, über einen psionischen Kommunikationskanal. Er ist erregt.
    „Es ist etwas im Gang! Sieh es dir an. Ich fürchte, du wirst in Kürze eine Entscheidung treffen müssen."
    „Laß mich in Ruhe! Tu das, was zu tun ist."
    Niemand soll mich stören in meinem Taumel, in meinem Rausch. Saddreyu1 scheint es zu begreifen, denn er verstummt. An seiner Stelle spricht kurze Zeit später Hortevon, der Kosmokraten-Roboter.
    „Die Signale, die von TRIICLE-9 kommen, weisen Unregelmäßigkeiten auf. Es besteht die Gefahr..."
    „Ich will nicht gestört werden!"
    „Zu diesem Zeitpunkt geschah es. Ein Moment der Unachtsamkeit, eine Minute, in der er nur für sich selbst lebte..."
    „Wovon sprichst du?" fragte Vishna leise.
    „TRIICLE-9. In diesem Augenblick muß das psionische Feld mutiert und aus der Doppelhelix des moralischen Kodes verschwunden sein."
    Und die Konsequenzen daraus, fügte er in Gedanken hinzu, prägten noch heute, Jahrmillionen später, das Gesicht des Kosmos. Nachdem er sich selbst für schuldig am Verlust des TRIICLE-9 befunden hatte, war Ordoban mit der gesamten Wachflotte aufgebrochen, um der Spur des Psi-Feldes zu folgen ..."
    „Verschwunden. TRIICLE-9 ist verschwunden."
    Ich höre Saddreyus Meldung, und mich überkommt eine unglaubliche Leere, gepaart mit nacktem Entsetzen. Von dem goldenen Kokon aus überblickte ich die Halle der Sterne, in die inzwischen Ruhe eingekehrt ist. Auch der letzte Saddreykare hat sich niedergelegt, um seinen Rausch auszuschlafen. Meine Begeisterung ist verflogen. Saddreyu schwebt über den Stufen des Podests. Einen Moment lang ist mir, als müßte ich den Verstand verlieren. TRIICLE-9 verschwunden! Und ich bin dafür verantwortlich!
    Ein Vorwurf, von dem sich Ordoban nie freisprechen mochte.
    Ein Trauma, das ihn bis zuletzt verfolgte.
    Vielleicht war dieser Abschnitt der Erinnerungssequenz geeignet, endlich den Kontakt herzustellen, den Nachor seit Beginn der Verfolgungsjagd anstrebte. In diesem Moment war Ordobans Bewußtsein besonders anfällig gewesen. Womöglich gelang es ihm jetzt, zu ihm durchzudringen.
    Bevor er sich jedoch ausreichend zu konzentrieren vermochte, endete die Szene und begann ohne jeden Übergang von neuem. In der Halle der Sterne herrschte wieder Leben. Das Fest war in vollem Gang ...
    „Der zweite Durchgang", bemerkte Vishna überflüssigerweise. „Wo wird der Unbekannte diesmal die Dinge verändern?"
    „Wir werden sehen."
    Sollen sie reden und trinken und feiern! Hauptsache, sie fühlen sich wohl - Hauptsache, sie sind da.
    Aus meinem goldenen Kokon lausche ich ihren Gesichtern, verfolge ihr Lachen, ihr Grölen und Lallen. Manchmal spreche ich auch zu ihnen, und je länger die Feier dauert, desto stärker scheine ich selbst einem Rausch zu verfallen. Ihre Anwesenheit ist wie ein Stimulans, das auch mir den Sinn verwirrt.
    Saddreyu, der bucklige Zwerg mit den zwei unterschiedlich großen Augen, tritt durch das gewaltige Portal und blickt sich mit deutlichem Mißfallen in der Halle um. Ich bemerke, wie er den Kokon fixiert, in dem mein Bewußtsein untergebracht ist, und irgend etwas
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