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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe
Autoren: Unbekannt
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überhaupt handelte. Wie sollten sie ihn, der offenbar ebenfalls aus bloßem Geist bestand, also immateriell war, jemals zu fassen bekommen?
    Es sah nicht danach aus, als würde dies überhaupt gelingen können.
    Die Spur des Saboteurs analysierte Nachor auf kaum erklärbare Weise. Auf telepathischem Weg nahmen die Steueranlagen der SYZZEL seine Eindrücke auf und verarbeiteten sie. Solange er mit den Händen die Kontrollpyramide berührte, schienen seine Wahrnehmungen direkt in die „Sprache" des Schiffes übersetzt zu werden: Das Schiff und er beobachteten und handelten wie eine Einheit.
    Dennoch blieb es ein seltsamer, ja geheimnisvoller Vorgang. Zwei organische Wesen und eine Maschine auf höchstem technischen Standard verfolgten das immaterielle, rein geistige Echo eines Körperlosen.
    Die Mentaldepots, in die sie im Verlauf ihrer Aktion eindrangen, beschrieben jedes eine Phase aus Ordobans Leben. Manche umfaßten eine oder zwei Stunden, andere dauerten der Erinnerungssequenz entsprechend länger, wieder andere behandelten in komprimierter Form einen Zeitraum von mehreren Monaten oder gar Jahren.
    Allen jedoch widerfuhr das gleiche Schicksal. Spätestens während des zweiten Durchgangs des jeweiligen Erinnerungsfetzens begann der Saboteur sein unheilvolles Werk und veränderte wichtige Prämissen. Hier und da beschränkte er sich auf unwesentliche Einzelheiten, die er manipulierte, an anderer Stelle dagegen gestaltete er den gesamten Ablauf der Geschehnisse von Grund auf anders.
    Und jede dieser Manipulationen löste einen Schock in dem betreffenden Depot aus.
    Wieder und immer wieder wurden Nachor und Vishna aus der Erinnerung heraus katapultiert und in ihre eigene Erlebniswelt zurückgeworfen.
    Wieder und immer wieder nahm der Armadaprinz die Schattenspur des Unbekannten auf und folgte ihr - zum nächsten Depot, zur nächsten Manipulation, wie in einem teuflischen Kreislauf ohne Ende.
    Wie lange würde es dauern, bis die in allen Bereichen der Armada verteilten Ansammlungen winziger Mengen von Ordoban-Materie gänzlich unbrauchbar wurden?
    Die ersten Anzeichen dafür gab es bereits.
    Durch die vielen Schocks kam es zu psionischen Kurzschlüssen zwischen den Depots.
    Auf die jeweils in der Nähe operierenden Armadaeinheiten hatte dies verheerende Auswirkungen. Manche Völker wurden in ihrer Gesamtheit zunehmend aggressiver. Hier und da gab es bereits Reibereien, Drohungen und Mobilmachungen. Unruhe herrschte allenthalben. Nachor befürchtete, es könne nicht mehr lange dauern, bis die ersten ernsthaften Kämpfe ausbrachen.
    „Das wird auch der Grund sein, warum der Flug zur Milchstraße immer noch unterbrochen ist", kommentierte Vishna das Problem. „Waylon Javier geht kein Risiko ein."
    „Er zögert, weil er nicht weiß, was die Unruhe zu bedeuten hat", stimmte der Armadaprinz zu. „Allerdings schafft er damit keine Lösung. Vielleicht wäre es vernünftig, die Verfolgung des Saboteurs aufzugeben. Ich könnte die Armadisten schnell zur Räson bringen, wenn mir nur die nötige Konzentration dafür bliebe."
    Die Kosmokratin wehrte entschieden ab.
    „Bedenke, daß Ordobans Erweckung endgültig gescheitert ist, sobald du den Saboteur aus den Augen verlierst. Seine Spur wirst du so schnell nicht wiederfinden, und er kann sein Werk ungestört vollenden. Nein, Prinz, unsere Mission ist im Moment ungleich wichtiger als die Streiterei zwischen dieser und jener Armadaeinheit."
    Natürlich hatte sie recht.
    Nachor steuerte die SYZZEL weiterhin nach den Eindrücken, die ihm von dem psionischen Echo des Unbekannten zuflössen. Das Schiff folgte jedem seiner telepathischen Befehle. Wieder tauchte eines von zahllosen Mentaldepots vor seinem geistigen Auge auf, violett leuchtend wie eine riesige Armadaflamme. Die Spur des Saboteurs führte geradewegs dort hinein.
    Er wußte nicht, wie viele Depots Vishna und er inzwischen bereits besucht hatten. Nicht jede Erinnerung, die ihnen übermittelt worden war, blieb längere Zeit im Gedächtnis haften. Vor ihm lag eines von vielen, und bei dem Gedanken, wie lange er womöglich noch warten mußte, bis er endlich eine Möglichkeit fand, gegen den Fremden vorzugehen, packte ihn bereits jetzt die Mutlosigkeit.
    Hätte er gewußt, daß er sich einem Depot näherte, dessen Erinnerungssequenz in Ordobans Leben eine Schlüsselfunktion einnahm - vielleicht hätte er die Dinge optimistischer gesehen.
    Und hätte er den Vorfall, der überhaupt erst zur Entdeckung der Depots und des
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