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1220 - Gefangen im Hexenloch

1220 - Gefangen im Hexenloch

Titel: 1220 - Gefangen im Hexenloch
Autoren: Jason Dark
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schleichend durch das Gelände. Die Umgebung schien in einer friedvollen Stille erstarrt zu sein.
    Harry traute dem Frieden nicht, auch wenn sich die Raben auf dem Autodach ruhig verhielten. Er war davon überzeugt, dass sie sich dort noch aufhielten, denn er hatte sie nicht wegfliegen sehen und auch nichts von ihnen gehört.
    Von der rechten Seite her drohte ihm kein Ungemach. Dort ragte die raue Felswand auf. An der linken Seite war es schon etwas anderes. Da hatte er relativ freie Sicht. Zumindest über den Bach hinweg, denn bald danach standen die Bäume einfach zu dicht, um etwas erkennen zu können. Zudem hatte die Dunkelheit die Lücken zwischen ihnen geschlossen, als wären dort Mauern gebaut worden.
    Harry war kein Mensch, der lange untätig sein konnte. Deshalb wollte er auch etwas unternehmen. Er schob die Tür auf, wartete noch einen Moment ab und riskierte es dann.
    Mit einer schnellen Bewegung verließ er den Omega. Er stand draußen, richtete sich auf - und hörte hinter sich das Flattern. Blitzschnell ging er in die Knie. Sein Glück. Denn die beiden Schnabelhiebe verfehlten ihn.
    Die schwarzen Vögel stiegen vor ihm in die Höhe. Harry hoffte, dass sie wegflogen. Leider taten sie ihm den Gefallen nicht, denn sie kehrten zurück.
    Stahl tauchte wieder weg. Er huschte in den Wagen hinein, sein Griff zur Waffe erfolgte automatisch, aber er zog die Walther nicht, denn die Raben huschten vor dem Opel wieder in die Höhe. Momente später hörte er den Aufschlag auf dem Dach. Dort hatten sie wieder ihre Wachposition eingenommen.
    Harry atmete auf.
    Er hatte sich nicht geirrt. Die Vögel waren als Wächter eingesetzt worden. Sie sollten dafür sorgen, dass er im Auto blieb. Und zwar so lange, bis…
    Ja - bis wann?
    Er konnte es nicht sagen. Hier führte eine andere Person Regie. Auch wenn er sie bisher noch nicht gesehen hatte, ging er davon aus, dass es die geheimnisvolle Hexe war, über die bisher nur flüsternd gesprochen wurde.
    Es war noch dunkler geworden, aber nicht stockfinster. Wenn Harry in die Höhe schaute, sah er über den Bäumen einen helleren Schleier, der sich auch durch die Lücken zwischen dem Geäst ausbreitete, aber den Boden nicht erreichte. Er blieb wie ein finsterer Teppich, auf dem die Bäume und Sträucher wuchsen.
    Und doch bewegte sich etwas im Wald!
    Harry stockte der Atem. Er hatte nichts Genaues erkennen können, aber er konnte schon jetzt sagen, dass diese Bewegung nicht von einem Tier stammte. Es sei denn, das Tier wäre so groß wie ein Mensch gewesen, und die gab es hier nicht.
    Da kam jemand.
    Die Hexe…?
    Plötzlich hatte Harry die Raben vergessen. Er konzentrierte sich auf die Stelle, an der er die Gestalt zum ersten Mal entdeckt hatte.
    Da kam jemand.
    Bestimmt nicht lautlos, aber das Rauschen des Bachs verschluckte alle anderen Geräusche. Der Jemand bahnte sich den Weg nach vorn. Er kam auf den Bach zu - und Harry hatte das Gefühl, trotz der Wärme innerlich zu vereisen.
    Der Ankömmling musste sich hier noch durch ein Gebüsch wühlen und zwei Schritte nach vorn gehen, bis er das andere Bachufer erreicht hatte, dort stehen blieb und winkte.
    Es war Sascha Helm, der Sohn der verschwundenen Familie!
    ***
    Harry hörte sich schnaufend atmen, und er wusste auch, dass er sich nicht geirrt hatte. Zwar kannte er die Helms nicht persönlich, doch vor seiner Abfahrt hatte er sich ein Bild der Familie genau angeschaut und es auch eingesteckt.
    Es gab für ihn keinen Zweifel. Der Junge am Bachrand war Sascha Helm. Er besaß die gleichen dunkelblonden Haare wie sein Vater. Nur seine waren länger und der leichte Wind spielte damit.
    Er stand sehr dicht am Wasser. Ein Schritt nach vorn hätte ihn in das quirlige Nass gebracht, aber das tat er nicht. Er blieb am Bachufer stehen und wartete.
    Harry wartete auch. Es war für ihn eine skurrile Situation. Er und der Junge bewegten sich nicht. Das Einzige, was sich bewegte, war das Bachwasser, auf dessen Oberfläche sich noch immer die kleinen Wellen abmalten und die Flüssigkeit selbst so wertvoll aussehen ließen, als wäre sie mit Diamanten geschmückt.
    Nachdem Harry seine erste Überraschung verdaut hatte, atmete er freier. Es tat ihm gut, den Jungen zu sehen, denn so wusste er, dass Sascha noch lebte. Er ging davon aus, dass sich dies bei seinen Eltern und der Schwester ebenso verhielt.
    Aber was wollte der Junge?
    Er stand nur da, um über das Wasser zu schauen, das war alles. Ob sich in seinem Gesicht etwas regte, war für
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