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122 - Der Geisterwolf

122 - Der Geisterwolf

Titel: 122 - Der Geisterwolf
Autoren: A.F.Morland
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nur mein, sondern unser aller Fest, zu dem jeder etwas beisteuern darf.«
    Oben auf der Baliustrade tauchte ein Werwolf auf.
    Daliah stieß ihre Freundin mit dem Ellenbogen an. »Sieh mal, dort oben.«
    Das Monster richtete sich auf. Jetzt bemerkten auch andere das Ungeheuer. Ein Raunen ging durch den Saal. Alle dachten, der Werwolf gehöre zum Mitternachtsgag.
    Lord Delbert konnte die wachsende Unruhe seiner Gäste nicht verstehen, schließlich war er mit seiner Überraschung noch nicht soweit. Ihm fiel auf, daß die meisten Leute ihn nicht mehr ansahen, sondern zur Baliustrade hinaufblickten.
    Der Lord wandte sich irritiert um und schaute ebenfalls nach oben. Nun sah auch er den Werwolf, der breitbeinig wie ein Todesspringer auf der Baliustrade stand und soeben die mächtigen Pranken hochstreckte.
    Lord Delbert hielt das für keinen guten Einfall. Der Mann mußte betrunken sein. Wenn er auf der Baliustrade ausrutschte, konnte er zu Tode stürzen.
    Der Lord hatte keine Ahnung, wer sich hinter dieser furchterregenden Monstermaske befand.
    »Kommen Sie lieber runter, mein Freund!« rief Lord Delbert Farrington.
    »Ja, runter!« riefen die Gäste im Chor und lachten übermütig.
    Als der Werwolf gehorchte, hielten die Leute den Atem an, denn das Ungeheuer sprang von der Baliustrade herunter, auf das Podium, auf den Lord, der aufschrie.
    Alle lachten und applaudierten. Für sie war es immer noch ein Spaß, die Mitternachtsüberraschung. Aber dann sahen jene, die in der vordersten Reihe standen, Blut.
    Und sie sahen, wie der Werwolf wütete…
    Da begriffen sie, daß das kein Gag war.
    Es war tödlicher Ernst!
    ***
    Jetzt schlugen auch die anderen Werwölfe, die sich unter die maskierten Gäste gemischt hatten, zu. Als die Menschen begriffen, daß die Monster echt waren, versuchten sie schreiend zu fliehen.
    Aber es befanden sich zu viele Menschen im Festsaal. Panik, Hysterie griffen um sich. Jeder versuchte die eigene Haut zu retten. Kaum einer dachte jetzt noch an den anderen.
    Die Ungeschickten wurden niedergestoßen. Rette sich, wer kann, lautete die Devise. Schmerzensschreie, Wehklagen, Hilferufe gellten durch den mit Licht durchfluteten Saal.
    Fenster und Türen wurden aufgerissen.
    Man sprang, stürmte ins Freie, hinaus in die kalte Winternacht. Niemand spürte die Kälte. Jedem war siedendheiß vor Angst und Grauen. Nacktes Entsetzen peitschte die Menschen aus dem Schloß.
    Daliah Andrews hatte sich in ihrem Krinolinenrock verheddert, war gestürzt. Ein Ungeheuer entdeckte das Mädchen und sauste sogleich heran.
    »Matthew!« kreischte das Mädchen wie von Sinnen.
    Der junge Mann blieb stehen und fuhr herum. »Steh auf, Daliah! Lauf!«
    »Ich kann nicht!« schluchzte das Mädchen.
    Matthew Stevenson kehrte um. Der Werwolf wollte das Mädchen packen, aber Matthew Stevenson beförderte das Ungeheuer mit einem kraftvollen Tritt zur Seite.
    Die Bestie krachte auf den Parkettboden und überschlug sich, Matthew Stevenson erkannte, daß es keinen Zweck hatte, Daliah nur auf die Beine zu helfen.
    Ihre Schuhe hatten sich im Stoff verheddert. Hastig riß der junge Mann ihr die Schuhe von den Füßen, und er zerfetzte den Stoff, der das Mädchen behinderte.
    Erst dann zerrte er Daliah hoch. Atemlos stieß er hervor: »Lauf, lauf um dein Leben!«
    Er wandte sich um. Die Bestie griff schon wieder an, und diesmal galt die Attacke dem jungen Mann. Obwohl Matthew Stevenson kein geübter Kämpfer war, machte er zufällig das Richtige.
    Er unterlief den Prankenhieb des Scheusals und brachte es irgendwie zu Fall. Dann rannte er hinter Daliah her, und es gelang ihnen, das Schloß zu verlassen.
    Draußen sank Daliah dem jungen Mann zitternd in die Arme und weinte haltlos.
    ***
    Mr. Silver und der weiße Wolf verfolgten die Bestien zu Fuß. Vicky Bonney und ich stiegen in den Rover. Unterwegs lasen wir den Ex-Dämon und Bruce O'Hara auf.
    Vicky kramte in ihrer Handtasche herum und holte ihre Derringer-Pistole und die drei magischen Wurfsterne heraus. Sie hatte sich glücklicherweise schnell gefangen. Nun saß sie mit grimmig zusammengepreßten Lippen neben mir und sah so aus, als wäre sie zu allem entschlossen.
    Die Werwölfe hatten sie seelisch gepeinigt. Das wollte ihnen meine Freundin heimzahlen. Ich konnte nur hoffen, daß sie in ihrem Eifer nicht zu weit ging. Abhalten konnte ich sie von dem bevorstehenden Kampf nicht.
    Die Wölfe erreichten ein Schloß. Im Erdgeschoß waren sämtliche Fenster erhellt. Vor dem Schloß standen
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