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1219 - Die Abrechnung

1219 - Die Abrechnung

Titel: 1219 - Die Abrechnung
Autoren: Jason Dark
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Schlüssel hatte sie am Rand ihrer engen Hose befestigt gehabt.
    Ihre Wohnung lag Parterre. Sie bestand praktisch nur aus einem großen Raum, der als Schlaf- und Wohnzimmer diente.
    Im winzigen Flur, gab es noch eine zweite Tür, hinter der das kleine Bad lag.
    Die Küche war vom größeren Raum abgeteilt, aber auch dort konnte man sich kaum drehen.
    Dafür reichten im großen Raum die schmalen Fenster bis hin zum Boden. Rollos waren nach unten gelassen worden und bedeckten die Scheiben bis zur Hälfte.
    Sendrine hatte ihre Wohnung modern eingerichtet. Sie liebte helle Möbel und hatte sich deshalb für Kiefer entschieden. Die Sitzflächen der Couch und des einen Sessels waren mit gelbem Stoff bezogen worden. Als Kontrastfarbe lag ein blaugrauer Teppich unter der Sitzecke. Blumen, Bilder und andere Kle inigkeiten gehörten ebenso zur Einrichtung wie der Fernseher in der Ecke und die Hi-Fi-Anlage.
    All das liebte und mochte sie, aber jetzt, als der Mann sie in die Wohnung hineingedrückt hatte, verschwamm alles vor ihren Augen. Sie konnte nicht normal gehen, schlich auf die Sitzgarnitur zu und war froh, sich setzen zu können.
    Der Mann hatte nichts dagegen. Bisher hatte er sich immer hinter ihrem Rücken aufgehalten, um die Kontrolle über sie zu haben. Als Sendrine saß, änderte sich das. Er ging um den Sessel herum, stand dann vor ihr, setzte sich aber noch nicht.
    Er wollte der jungen Frau bewusst die Zeit einräumen, ihn genauer zu betrachten.
    Sendrine hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, wie ihr Vergewaltiger aussehen könnte. Sie saß verkrampft im Sessel, die Beine fest gegeneinander gedrückt. Sie wagte nicht einmal, den Blick zu heben. Ein kurzes Hinschauen hatte ihr gereicht.
    Danach hatte sie den Kopf wieder gesenkt.
    Das gefiel dem Mann nicht. »Was ist?«, fragte er. »Willst du mich nicht anschauen?«
    »Warum?«
    »Weil ich es will.«
    Der Tonfall hatte keinen Widerspruch geduldet. Sendrine wollte nicht, dass sich die Lage noch mehr zuspitzte, deshalb hob sie den Blick und sah in das Gesicht des Mannes.
    Er stand vor ihr wie der Sieger!
    Typisch Macho!, schoss es Sendrine durch den Kopf. Dann kam ihr in den Sinn, dass der Vergleich nicht stimmte. Dieser Kerl war kein Macho im eigentlichen Sinn. Er hatte etwas anderes mit ihr vor, das las sie in seinem Gesicht ab, in dem sich nichts bewegte.
    Er war nicht alt, er war nicht jung. Er wirkte irgendwie alterslos mit seinen dunklen Haaren, durch die graue Strähnen wie kleine Bäche liefen. Sein Gesicht war vom Leben gezeichnet.
    Das nicht im negativen Sinn, sondern durchaus positiv gemeint. Die Jahre hatten Spuren hinterlassen, ohne dass es direkt alt wirkte. Eine hohe Stirn, eine sehr hohe sogar, eine kräftige Nase, ein kompaktes Kinn und darüber ein kräftiger Mund mit breiten Lippen.
    Sah so ein Vergewaltiger aus?
    Sendrine hatte keine Ahnung. Sie erinnerte sich auch nicht an irgendwelche Fahndungsfotos, die sie irgendwo in Zeitungen gesehen hatte, sie spürte nur, dass sie beim Anblick des Mannes eine Gänsehaut bekam. Das mochte auch an den Augen liegen, deren Pupillen grau und leblos wirkten. Er trug einen dunklen Anzug, bei dem das Jackett schmal geschnitten und recht hoch zugeknöpft worden war. Seine Hände waren mit kräftigen Fingern versehen, ohne jedoch plump zu wirken. Auf den Fingern wuchsen winzige Härchen, die wie Flaum aussahen.
    »Genug gesehen?«
    »Klar.«
    »Sehr schön, Sendrine. Dann können wir ja zur Sache kommen.«
    Der letzte Satz traf sie wie ein Stich. Er hatte etwas Endgültiges an sich, beinhaltete zugleich aber auch einen Anfang, und wieder dachte sie an die Vergewaltigung. Ihre Gedankenfetzen flogen wie irre durch den Kopf, und im Körper hatte sich die Angst in einen schleimigen Aal verwandelt, der immer höher stieg und sehr bald die Kehle erreicht haben würde.
    Sendrine suchte nach einem Ausweg. Sie musste ihn hinha lten, etwas fragen, ihm einen Drink mixen und was auch immer.
    Eine Frage konnte sie stellen, und die sprach sie noch sehr rau aus.
    »Wer sind Sie?«
    Er lächelte, was ihn nicht mal unsympathisch machte. Nur bieb das Lächeln auf die untere Gesichtshälfte beschränkt, denn in den Augen malte sich nichts ab. Sie blieben nach wie vor kalt.
    »Haben Sie keinen Namen?«
    »Doch!«
    Sendrine schluckte. »Wollen Sie ihn mir nicht sagen?«
    »Gern. Ich heiße Vincent - Vincent van Akkeren.«
    Er hatte in einem recht lockeren Tonfall geantwortet, über den sich Sendrine wunderte. Dieser Typ schien
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