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1219 - Die Abrechnung

1219 - Die Abrechnung

Titel: 1219 - Die Abrechnung
Autoren: Jason Dark
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war ein Unding, dass Sendrine dieser Vergleich in den Sinn kam, aber so war es nun mal, und sie konnte sich gegen diesen Vergleich auch nicht wehren.
    Die Klinge berührte nicht mit der scharfen Schneide ihren Hals. Der Fremde hatte sie gedreht, und so lag die flache Klinge auf ihrer Haut wie ein langes Eisstück.
    Der Griff war so schnell aus dem Dunkel hervorgekommen, dass es Sendrine unmöglich war, sich zu bewegen. Der andere Arm lag schräg über ihrem Körper wie ein Stück Eisen. Er drückte ihre Brüste zusammen und nahm ihr auch einen Teil der Luft, aber das Messer am Hals war viel schlimmer.
    Der Unbekannte ließ einige Sekunden verstreichen, damit sich Sendrine an ihren neuen Zustand gewöhnen konnte. Erst dann sprach er sie an und flüsterte die Worte in ihr Ohr.
    »Weißt du, wer ich bin?«
    Sendrine wusste es nicht. Sie hätte es ihm gern gesagt, doch sie war gar nicht in der Lage, auch nur ein Wort hervorzubringen. Und zu nicken traute sie sich erst recht nicht.
    »Ich bin bewusst zu dir gekommen, Sendrine. Es ist kein Zufall, verstehst du?«
    Sie schwieg wieder.
    Der Kerl hinter ihr lachte. »Du hast Angst vor dem Messer, wie?«, fragte er.
    »Ja!«
    Das Wort war kaum zu hören gewesen, aber der Andere hatte es trotzdem verstanden.
    »Das ist gut, das ist sogar menschlich. Es wäre auch völlig falsch, wenn du keine Angst vor der Waffe hättest. Du kannst es dir sogar aussuchen, Sendrine. Du brauchst nicht unbedingt Furcht zu haben, es kommt einzig und allein auf dich an. Verstehst du?«
    »Was wollen Sie?«
    »Dich!«
    Sendrine schloss die Augen. Obwohl sich das Messer ein wenig von ihrer Kehle entfernt hatte und sie den Stahl nicht mehr unmittelbar auf ihrer Haut spürte, war die Angst geblieben. Sie hatte sich sogar noch verstärkt, denn wieder schossen ihr bestimmte Bilder durch den Kopf. Sie sah sich auf dem Boden liegen, bedroht durch die Klinge und vergewaltigt.
    Etwas anderes kam ihr nicht in den Sinn. Zu viel hatte sie über diese schrecklichen Szenen gesehen und auch gehört.
    »Und wie geht es weiter?«
    »Das werde ich dir zeigen.«
    »Was soll ich denn tun?«
    »Wir werden jetzt in deine Wohnung gehen. Dort sehen wir dann weiter.«
    Die Angst nahm zu. Sie hatte es sich gedacht. In die Wohnung gehen, wo sie mit dem Mann allein war. Wo er dann seine verdammten Vorsätze in die Tat umsetzen konnte und ihr nicht den Hauch einer Chance ließ.
    »Ich höre nichts!«
    Sendrine schluckte. »Ja, das ist mir jetzt klar. Ich… ich… werde mit Ihnen gehen.«
    »Wunderbar. Und noch etwas als Vorwarnung, Süße. Auch wenn wir uns in deinen Räumen aufhalten, wo es keine Dunkelheit gibt, musst du nicht glauben, dass du mir entwischen kannst. Ich habe dich in meine Pläne einbezogen und muss dir sagen, dass du dort eine ganz besondere Rolle spielst. Ist das klar genug?«
    »Ich glaube schon.«
    »Du hast nichts zu glauben, sondern zu wissen.«
    »Klar«, flüsterte sie, »ist schon klar. Sie können sich auf mich verlassen.«
    »Das würde ich dir auch raten.«
    Sendrine atmete etwas auf. Es ging ihr nicht gut, aber sie wusste genau, dass sie noch nicht tot war. Sie lebte, und allein darauf kam es ihr an. Der dunkle Vorhang des Todes hatte sich wieder einen Spalt breit geöffnet, und jetzt hoffte sie inständig, dass er sich nicht wieder schloss.
    Sie verfolgte genau den Weg der Klinge, die an ihrem Körper entlang nach unten glitt. Dabei ihre Brüste ebenso streichelte wie den Bauch und schließlich in Höhe der Hüfte nach rechts abtauchte und sie dann nicht mehr berührte.
    Der Mann drehte sie herum. »Du kennst doch den Weg nach oben. Bleib immer brav vor mir, dann geschieht dir nichts. Solltest du einen Fluchtversuch wagen, steche ich dich ab. Du bist zwar wichtig für mich, aber so wichtig auch nicht.«
    »Ich habe verstanden.«
    »Sehr gut.«
    Sendrine nahm all ihren Mut zusammen. »Darf ich Sie fragen, wer Sie sind?«
    Sie hörte ein scharfes Lachen vor der Antwort. »Es kann sein, dass ich dein Schicksal bin, Sendrine…«
    ***
    Der Mann, der sich als ihr Schicksal bezeichnet hatte, war wie ein Schatten gewesen, der dicht an ihrem Körper klebte. Er hatte ihr nicht die Chance zur Flucht gelassen, und so waren sie aus dem Keller hinein in den Flur mit seinen gefliesten Wänden gestiegen, der Sendrine viel heller vorkam als sonst. Nach der Dunkelheit musste sie einige Male zwinkern, bevor sich die Augen an die Umgebung gewöhnt hatten. Das war der Fall, als sie die Wohnungstür aufschloss. Den
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