Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1212 - Niemand hört die Schreie

1212 - Niemand hört die Schreie

Titel: 1212 - Niemand hört die Schreie
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
verkneifen.
    »Der weiß es bestimmt nicht.«
    Da steckten also die Blutsaugerin und Betty Florman unter einer Decke. Ich fand es leicht enttäuschend, denn die Szene vor dem Haus hatte auf mich ganz anders gewirkt. Es war alles nur eine große Schau gewesen. Aber für wen? Für mich bestimmt nicht. Niemand hatte wissen können, dass ausgerechnet ich den Weg nahm. Das hier hatte ich wirklich alles dem Schicksal zu verdanken.
    »Louise braucht Blut. Sie wird es bekommen. Sie hätte es zwar anderen Personen aussaugen sollen, aber das ist zweitrangig geworden. Ihr Blut, Sinclair, wird ihr ebenfalls schmecken. Davon bin ich überzeugt. Das verspreche ich.«
    »Glaube ich Ihnen, Mrs. Florman. Nur - was haben Sie als normaler Mensch mit einem Vampir zu tun?«
    »Nichts und alles.«
    »Tolle Antwort.«
    »Mehr werden Sie nicht von mir zu hören bekommen. Und jetzt will ich, dass sie das verdammte Kreuz endlich fallen lassen. Ich ziele auf Ihren Schädel. Die Kugel wird ihn zertrümmern. Auch wenn es für Sie nicht so aussieht, aber ich schieße nicht zum ersten Mal, das kann ich Ihnen versprechen.«
    »Sie werden lachen, das glaube ich Ihnen sogar.«
    »Lassen Sie das Ding fallen. Und hüten Sie sich davor, es in Louises Richtung zu werfen!«
    »Keine Sorge. Ich werde mich genau an Ihre Anweisungen halten, Mrs. Florman.«
    Zum Glück war sie nicht auf die Idee gekommen, nach einer Waffe zu fragen. Ich kam der Aufforderung nach. Das Kreuz rutschte mir aus der Hand, als ich sie schräg hielt. Ich verfolgte seinen Weg und ärgerte mich schon, als es auf dem Boden liegen blieb. Allerdings nicht zu weit von mir entfernt, denn Louise Baker würde sich hüten, vorerst zu nahe an mich heranzukommen.
    »Was haben Sie sich dabei gedacht, Sinclair?«
    »Wobei?«
    »Dass Sie das Kreuz so nah vor sich hingeworfen haben?«
    »Bitte, ich…«
    Das scharfe Lachen unterbrach mich. »Sie haben sich was ausgerechnet, Sinclair, das weiß ich. Aber Sie haben sich geirrt. Ich bin noch immer besser.«
    Ich wollte dies bestätigen. Dazu ließ sie mich nicht mehr kommen. Ihr scharfes Lachen war noch zu hören, und dann drückte sie tatsächlich ab…
    ***
    Ich hörte noch den Knall. Es war mehr ein Klang wie ein Peitschenschlag, und einen Moment später bekam ich den Schlag gegen den Kopf oder an den Hals.
    So genau konnte ich den Treffer nicht lokalisieren. Aber für mich ging plötzlich die Welt unter. Ich sah Sterne, die vor meinen Augen funkten, ich merkte zugleich, dass meine Beine nachgaben und mir auch die Stütze der Wand nichts mehr brachte, weil ich das Gefühl hatte, dass sich die Wand plötzlich bewegte und mich dabei nach vorn trieb. Und dort gab es keinen Halt.
    Die Lichter erloschen nicht. Ich erlebte alles nur wie im Zeitlupentempo. Sogar meine Gedanken arbeiteten noch, wenn auch recht schwerfällig, aber ich wusste schon, dass ich von einer Kugel getroffen worden war. Sie hatte meinen Kopf erwischt, vielleicht auch meinen Hals oder war über das Kinn geschrammt.
    Meine Gedanken ließen sich nicht mehr halten. Sie wirbelten einfach weg, und ich wurde wieder einigermaßen normal, als ich auf dem Boden lag.
    Oder war schon zuvor alles geschehen? War ich gar nicht am Kopf von der Kugel getroffen worden, sondern war mit ihm gegen eine Wand geschlagen?
    Ich fand mich nicht mehr zurecht, aber der Schmerz am Hals blieb. Die Haut dort brannte, als wäre ich von einem Messer erwischt worden. Eine Klinge war es nicht gewesen. Die Kugel aus der einschüssigen Waffe hatte mich dort getroffen, und beim Fallen musste ich mit der Stirn gegen die Wand geschlagen sein.
    Ich war noch da, ich lebte, ich konnte sogar nachdenken, mich leider jedoch schwerlich bewegen. Unter meinem Körper merkte ich den Druck eines flachen Gegenstandes. Wenn ich mich nicht zu sehr irrte, war ich tatsächlich auf mein Kreuz gefallen, und das wiederum verbuchte ich als großen Vorteil.
    In meiner Umgebung hörte ich Stimmen. Oder war es nur eine? So genau fand ich es nicht heraus. Jedenfalls klang die Stimme fremd. Auch leicht schrill.
    »Er ist nicht tot…«
    »Du hast nicht gut getroffen.«
    »Aber da ist Blut!«
    »Ja, ja…«
    »Los, hol es dir, Louise. Was willst du mit einem Toten?«, fragte Betty kichernd. »Tote bluten nicht. Du kannst nur den Lebenssaft von noch…«
    »Hör auf. Halte ihn unter Kontrolle.«
    »Ich habe keine zweite Kugel.«
    »Dann hole etwas anderes. Wir müssen noch weg, das weißt du genau. Diese Nacht ist wichtig. Wir wollen sie kriegen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher