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1205 - Wer die Totenruhe stört

1205 - Wer die Totenruhe stört

Titel: 1205 - Wer die Totenruhe stört
Autoren: Jason Dark
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noch mehr.
    Aus der Tiefe schob sich etwas hervor. Der Regisseur glaubte, seinen Augen nicht trauen zu können. Es war eine Hand.
    Eine sehr bleiche und große Totenklaue, wie sie auch ein Künstler, der an den Special Effects arbeitete, nicht besser hätte kreieren können. Nur war diese Klaue echt, und sie wusste genau, was sie wollte.
    Mit einem zielsicheren Griff umfasste sie die Kehle der rutschenden Elsa. Sie konnte nichts mehr dagegen tun. Sie schrie auch nicht, nur das Gesicht verzerrte sich in diesen schrecklichen Sekunden, weil ihr die Luft abgedrückt wurde.
    Dann war sie weg!
    Einfach so.
    Von der Tiefe innerha lb des verdammten Spalts verschlungen, in den brodelnden Nebel hinein, der wie ein Gift über dem verdammten Spalt schwebte.
    Craig Averell konnte nichts tun. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Er atmete keuchend. Er biss sich auf die Zunge.
    Sein Blick irrte immer wieder über die Spalte hinweg zur anderen Seite des kleinen Raumes, aber der Schrei ließ sich nicht mehr unterdrücken. Er gellte nach draußen, während jetzt auch der Tisch innerhalb der Spalte verschwand.
    Das Echo hing noch zwischen den Wänden, als er die beiden Männer sah, die in das kleine Haus stürmten.
    »Sie ist weg«, schrie er. »Sie ist weg! Er hat sie geholt…«
    ***
    Das war nicht auf unserer Rechnung gewesen. Wir hatten beide nicht gedacht, dass sich das Beben so weit und so intensiv ausgebreitet hatte. Daran konnten wir nichts mehr ändern. Wir sahen nur noch eine Person im Raum. Elsa gab es nicht mehr, und einige Möbelstücke waren ebenfalls verschlungen worden.
    Dort, wo wir standen, war der Spalt enger. Da gab es noch eine Chance für Craig Averell. Ich brüllte ihn an. Ich streckte ihm meine Hand entgegen. Er hatte den Kopf gedreht, er sah die Hand, zögerte aber noch mit einem Sprung.
    »Stemm dich ab, verdammt!«
    »Aber…«
    »Nichts aber. Mach schon!«
    Ein unheilvoll klingendes Knirschen bereitete uns darauf vor, dass sich die Lücke noch mehr öffnete. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde es auch für Craig gefährlicher.
    »Jetzt!«, brüllte ich.
    Endlich reagierte er. Er sackte kurz in den Knien ein. Er musste sich hart abstoßen.
    Suko und ich griffen zu. Gemeinsam bekamen wir ihn zu fassen. Er war ein zitterndes Bündel und hatte auch keinen festen Boden mehr unter den Füßen, doch bevor er in die Tiefe rutschen konnte, griffen wir noch einmal nach und zerrten ihn zu uns heran.
    Er prallte mit seinem Gewicht gegen uns. Dabei trieb er uns nach hinten in den kleinen Flur hinein, wo sich der Spalt erst jetzt richtig ausbreitete.
    Wir ließen ihn nicht los und zerrten ihn wie ein sperriges Paket zur Tür und dann hinaus ins Freie. Es mochte an der kalten Luft liegen, dass er wieder zu sich kam und sich plötzlich mit einer anderen Wirklichkeit konfrontiert sah. Wir hielten ihn noch fest, damit er nicht auf der Stelle zusammenbrach.
    »Sie sind in Sicherheit, Craig«, sagte ich mit ruhiger Stimme.
    »Er hat es nicht geschafft, Sie zu holen.«
    »Sie ist tot.« Nur diesen einen Satz brachte er hervor. Das Verschwinden der alten Frau im Spalt musste ihn schwer erschüttert haben, sodass er an nichts anderes mehr denken konnte.
    »Das wissen wir. Aber Sie leben, und wir auch. Kommen Sie, wir müssen weg von hier.«
    »Ich habe ihn gesehen!«
    Im ersten Moment reagierten wir nicht und schauten ihn nur ungläubig an.
    »Ja, verflucht, ich habe ihn gesehen. Ich sah, wie er sich Elsa holte und in die Tiefe zerrte.«
    »Wie sah er aus?«, fragte ich.
    »Ich… ich… sah nur die Hand.« Er breitete seine Finger aus.
    »Sie war wie eine bleiche Totenklaue. Aber so verdammt groß. Verstehen Sie? Nur die Hand. Mehr habe ich nicht gesehen. Aber jetzt weiß ich, dass es ihn gibt.«
    Im Haus rumorte es. Das hörte sich an, als wären unheimliche Wesen dabei, das Gebäude zu zerstören. Wir bekamen auch mit, dass die Wände zu schwanken begannen. Die Stöße erwischten das Gebäude von unten, und auch wir wurden in Mitleidenschaft gezogen, denn der Boden wackelte verdammt stark.
    »John, wir müssen fahren!«
    Okay, es war ein Risiko, in den Vauxhall zu steigen, aber wir mussten hier weg, und das Risiko, zu Fuß zu laufen, wäre letztendlich noch größer gewesen.
    Das einzige Problem war Craig Averell. Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er stand zwar zwischen uns, aber er bewegte seinen Kopf hektisch von einer zur anderen Seite.
    Wahrscheinlich dachte er noch immer an Elsa Groof und machte sich
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