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1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban
Autoren: Unbekannt
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zeremoniellen Posten beworben und dabei verlauten lassen, er wolle sich auf seine alten Tage wenigstens am Rand noch ein wenig nützlich machen.
    In Wirklichkeit spielte sich Sorkalans Tätigkeit überall sonst, nur nicht am Rand ab. Dem ehemaligen Dritten Jugendunterweiser und Präsidenten fiel nämlich die Aufgabe/zu, das sogenannte Kernmotiv des Denkmals für seine Aufgabe zu motivieren. Der Vorschlag, Ordobans Bewußtsein zum Zentrum des Loolandre zu machen, war seinerzeit auch bei den nichtsaddreykarischen Zivilisationen des Imperiums, wohlwollend, mit Beifall oder gar mit Begeisterung aufgenommen worden. Gesetz und Ethik geboten, daß man Ordobans Genehmigung einhole, bevor man ihn fest in das Monument einbaute. Die Frage hatte sich erhoben, wann man das Bewußtsein des alten Kämpen aus der Tarkcier-Kapsel befreien und reaktivieren solle, damit es um die entsprechende Erlaubnis gebeten werden könne. Zu jener Zeit hatte Sorkalan noch intensiven Kontakt mit Heftergel, dem Weltraumjournalisten, gepflegt Heftergel, der Ordoban von mehreren Begegnungen her persönlich kannte, hatte geraten, man solle damit bis zum letzten Augenblick warten und das Bewußtsein des Helden erst dann wiedererwecken, wenn das Denkmal fertiggestellt war. Ordoban müsse beeindruckt werden, argumentierte Heftergel. Für eine kleinkarierte Sache würde er sich nicht zur Verfügung stellen. Der fertige Loolandre aber könne seinen Eindruck selbst auf den an größte Maßstäbe gewöhnten Feldherr nnicht verfehlen. Sorkalan hatte sich diesen Standpunkt zu eigen gemacht und mit Nachdruck vertreten. Er hatte sich damit durchgesetzt. Mehr noch: Als er Attanals Nachfolge antrat, tat er ein übriges, um zu gewährleisten, daß Ordoban sich der Verlockung, das Kernmotiv des Loolandre zu sein, auf gar keinen Fall widersetzen könne.
    Er schuf ein Netzwerk fünf dimensionaler Feldlinien, die das gewaltige Monument durchsetzten. Überall dort, wo es wichtig erschien - und das waren so gut wie alle Orte im Innern des Loolandre, an denen es etwas zu sehen, zu hören oder zu tun gab - ließ er Rezeptoren anbringen. Entlang der Feldlinien konnte Ordoban, wenn er wiedererweckt war, psionische Signale senden, die auf dem Weg über die Rezeptoren auf Maschinen, Aggregate, Projektoren, Roboter, Video Displays, Fahrzeuge und was alles sonst noch einwirkten. Von seinem Standort aus, der ein fester sein sollte, würde Ordoban jeden einzelnen Aspekt des Loolandre kontrollieren und nach seinem Belieben gestalten können. Gewiß doch wurde das dem alten Recken, der stets die Macht seines Ranges genossen hatte, über alle Maßen gefallen.
    Den Ort, an dem Ordobans Bewußtsein untergebracht werden sollte, nannte Sorkalan die Halle der Sterne. Es war ein gewaltiger Kuppelraum von einem Kilometer Durchmesser und 1500 Metern Höhe. Die Innenwandung der Kuppel bestand aus Samtmetall. Die Sterne am Nachthimmel Saddreykars waren durch etliche Milliarden Lichtpunkte repräsentiert, wobei man Wert darauf legte, die natürliche Farbe der Himmelskörper bis in die letzte Nuance nachzuahmen. Wenn Ordoban sich mit seinem Mentalauge umsah, würde es ihm vorkommen, als stände er zu Hause auf einem einsamen Berggipfel.
    In der Mitte der Halle wurde ein flaches Podest errichtet, zu dem mehrere Stufen hinaufführten. Über diesem Podest würde der Energiekäfig schweben, der Ordobans Bewußtsein befähigte, bis ans Ende aller Zeiten zu überleben. Ansonsten war die Halle schmucklos. Den Eingang bildete ein überdimensionales, zweiflügeliges Portal, dessen Außenseite mit mehreren Lagen kristallinen Materials beschichtet wurde. In die Kristallschicht brannte man das heilige Symbol der Saddreykaren ein: den Berg mit der brechenden Spitze. Das Portal erhielt einen Namen. Man nannte es das Tor des Saddreykaren.
    Schließlich nahte der entscheidende Augenblick heran. Die Tarkcier-Kapsel mit Ordobans suspendiertem Bewußtsein wurde ins Loolandre gebracht und auf dem Podest in der Halle der Sterne aufgestellt. Mit der Kapsel kam Saddreyu, der in den vergangenen mehr als einhundert Jahren nicht merklich gealtert war. Er hatte zugegen zu sein, wenn Ordoban erwachte, Sorkalan bedauerte zutiefst, daß er nicht auch Heftergel zu der feierlichen Gelegenheit hatte einladen können. Der Journalist war von einer Reise an die äußeren Grenzen des Halos nicht mehr zurückgekehrt. Da er mittlerweile an die 250 Jahre alt sein müßte, durfte man wohl annehmen, daß er nicht mehr unter den Lebenden
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