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1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban
Autoren: Unbekannt
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Sie waren äußerst produktiv. Im Lauf der Jahrtausende entstanden ganze Polizeiarmeen, welche die Endlose Armada kreuz und quer durchstreiften und nach gewisser Zeit zum Loolandre zurückkehrten, um Ordoban Bericht zu erstatten. Die Segel waren auf der einen Seite mit einer golden schimmernden Konverterschicht versehen, auf der anderen leuchteten sie in grellem Weiß. In einem Anflug skurrilen Humors nannte Ordoban seine Polizisten die Weißen Raben.
    Er besaß nun eine Polizeimacht und mehrere Brutstätten, in denen ständig neue Ordoban-Materie erzeugt wurde. Die Krönung seines Planes war aber die Einrichtung des Äondic-Twu, des Armadasiegelschiffs, und die Schaffung der Funktion des Bewahrers der Flamme. Die Weißen Raben erfüllten ihre Pflicht gewissenhaft, daran gab es keinen Zweifel. Aber ihre Beobachtungen beschränkten sich auf das Großmaßstäbliche. Ordoban war inzwischen so von der Notwendigkeit einer totalen Überwachung überzeugt, daß er nach Informationen auf individueller Basis verlangte. Er wollte jeden einzelnen Armadisten kontrollieren können. Er wollte sofort informiert sein, wenn auch nur ein einziges Wesen in der Riesenmenge von mehr als einer Billion (im Lauf der Jahrzehntausende war die Bevölkerung der Armada beträchtlich angeschwollen) gefährliche Gedanken dachte. Zu diesem Zweck schuf er die Armadaflamme.
    Die Armadaflamme war ein kräftiges Energiefeld, dem eine mikroskopisch winzige Menge Ordoban-Substanz innewohnte. Sie hatte die Form einer Kugel mit einem Durchmesser von acht Zentimetern und leuchtete in kräftigem Violett. Ein Armadist, dem eine Armadaflamme zugeteilt wurde, trug diese freischwebend etwa eine Handspanne über der normalerweise höchsten Stelle seines Körpers. Sie folgte ihm wohin er auch immer ging.
    Die Idee, daß nach einer gewissen, mehrere hundert Jahre umfassenden Übergangszeit jedes Individuum, das der Endlosen Armada angehörte, eine Armadaflamme zu tragen habe, mußte den Armadisten auf unauffällige Art plausibel gemacht werden. Niemand durfte ahnen, daß Ordoban sich mit den Flammen ein Werkzeug der totalen Überwachung geschaffen hatte. Um jene Zeit näherte sich die Armada einem gewaltigen Cluster von Galaxien. Es war klar, daß man sich in. diesem Sektor des Universums, wollte man alle Sterneninseln mit der gewohnten Gründlichkeit durchsuchen, jahrhunderttausendelang aufhalten würde. Es bestand die Gefahr, so ließ Ordoban verlauten, daß Fremdvölker in die Endlose Armada einzusickern trachteten. Man würde sie jedoch mühelos identifizieren können. Die Besatzungen ihrer Raumschiffe trugen keine Armadaflamme.
    Von da an war es Pflicht für jede Armadaeinheit - infolge der Verschmelzung hatte sich deren Zahl inzwischen auf 75.321 reduziert, und die Durchschnittsstärke pro Einheit betrug 13.000 Raumschiffe - ihre Neugeborenen zum Armadasiegelschiff zu bringen, wo der Bewahrer der Flamme ihnen individuelle Armadaflammen verlieh. Der Bewahrer selbst übrigens war ein rein energetisches Gebilde, das seine Intelligenz - und seine Ergebenheit dem Konzept der totalen Überwachung gegenüber - aus einer gehörigen Dosis Ordoban-Materie bezog. So also wurden die Armadaflammen ersonnen, und ein paar hundert Jahre später gab es selbst für Ordoban keinen Zweifel mehr daran, daß er die Endlose Armada völlig und unwiderruflich - bis hinab zur Ebene des Individuums - in der Hand hatte.
    Das verschaffte ihm Beruhigung und gab ihm Muße. Er nahm wieder auf, was er vor Jahrhunderttausenden, als der Loolandre noch ein leeres Monument gewesen war, beiseitegelegt hatte: Er schrieb weiter an der Chronik. Er nannte sie jetzt die Armadachronik. Gewissenhaft zeichnete er alle Ereignisse auf, die sich seit dem Ende des 16. Jahrtausends zugetragen hatten. Von Zeit zu Zeit fertigte er Kopien der Chronik an und ließ sie von Armadamonteuren an geheimen Orten verstecken.
    Sorge bereitete ihm außerdem die Bevölkerungsexplosion innerhalb der Armada. Gewiß, es war jederzeit möglich, neue Raumschiffe zu bauen. Die Armadaschmieden, unter der Leitung von insgesamt 147 Silbernen, die Saddreyu aus der Retorte gezogen hatte, leisteten Wunder der Produktion. Aber es erschien unzweckmäßig, wichtige Ressourcen für die Konstruktion von immer mehr Fahrzeugen abzuzweigen, wenn das Problem auf wesentlich einfachere Art und Weise gelöst werden konnte.
    Es entstanden die Schlafbojen. Jede Armadaeinheit hatte von nun an einen gewissen Prozentsatz ihrer Besatzung jeweils für
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