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1200 - Ordoban

Titel: 1200 - Ordoban
Autoren: Unbekannt
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Ordoban-Materie mehr. Das Innere der präparierten Puscht-Schiffe verwandelte sich in Kabinette des Grauens, deren Wände aus erstarrter Organsubstanz bestanden. Nur hier und dort gab es noch lebende, jedoch entartete Materie, die die Puschts verzweifelt am Leben zu erhalten versuchten. Man modifizierte die Namen der Brutschiffe. Man nannte sie von nun an Kruste Magno, Kruste Vendor und so weiter.
    Man mochte Ordoban vorwerfen, was man wollte: Ein Zauderer war er nicht. Noch ruhte in dem goldenen Kokon über dem Podest in der Halle der Sterne annähernd ein Drittel seiner ursprünglichen Mentalsubstanz.
    Mit dieser hatte er in den vergangenen Jahrmillionen die Endlose Armada kontrolliert. Jetzt mußte er sie aufgeben. Von jetzt an würde es keine zentrale Kontrolle mehr geben. Milliarden winziger Mengen Ordoban-Materie, an ebenso vielen Orten innerhalb der Armada verstreut, mußten die Überwachung übernehmen.
    Sie waren durch psionische Kanäle miteinander verbunden. Aber es war Ordoban klar, daß die Verbindung nicht jeder Belastung gewachsen war.
    Eines Tages erinnerte er sich seines alten Freundes Saddreyu. Er rief ihn zu sich. Als Saddreyu die Halle der Sterne betrat, stand auf der untersten Stufe des Podests ein Wesen, das das Idealbild des Saddreykaren verkörperte. Es war von athletischer Gestalt, hätte jeden durchschnittlich geformten Saddreykaren um halbe Haupteslänge überragt und trug die schwarze, rüstungsähnliche Kleidung der Raumfahrer des 13. Jahrtausends. Das große Auge leuchtete in hellem, tatendurstigem Rot.
    „Dies, mein Freund Saddreyu", sagte Ordoban ernst, „ist mein Sohn.
    In weitaus unmittelbarerem Sinn mein Sohn als die überheblichen Silbernen, die sich seit Jahrhunderttausenden kaum noch die Mühe machen, ihren Vater zu besuchen. Ich habe ihn aus meiner eigenen Substanz geschaffen. Siehst du die Armadaflamme über seinem Haupt? Sie leuchtet heller als die anderen Flammen. Sie soll sein Zeichen sein. Er besitzt keine Erinnerung. Er weiß nicht, woher er kommt, wo er sich befindet und welches die Aufgabe der Endlosen Armada ist Tief in der letzten Schicht Seines Unterbewußtseins sind alle Informationen verankert. Wenn er sie aktivieren könnte, wüßte er über unsere Geschichte ebenso viel wie ich. Ich habe ihm einen Namen gegeben: Nachor von dem Loolandre. Er soll mein Nachfolger sein, der Prinz der Armada. Ich schicke ihn hinaus. Er muß Erfahrungen sammeln und sich bewähren. Eines Tages, wenn ich nicht mehr bin, wird er zum Loolandre zurückkehren. Dann sollst du ihn unterstützen, mein treuer Freund Saddreyu. Denn dann wird es an der Zeit sein, daß er meine Nachfolge antritt."
    „Du bist unsterblich!" protestierte Saddreyu entsetzt. „Niemand wird jemals deine Nachfolge antreten."
    „Du täuschst dich, mein Freund", verspottete ihn Ordobans Stimme. „Ich fühle das Ende nahen, das Ende, das gleichzeitig unser Ziel ist."
    Saddreyu hatte noch viele Einwände parat, aber Ordoban schnitt ihm kurzerhand das Wort ab.
    „Jetzt ist nicht die Zeit zum Reden, guter Freund", sagte er. „Nimm Nachor mit dir, gib ihm ein leistungsfähiges Fahrzeug und schick ihn hinaus in die Weite der Armada."
    Saddreyu gehorchte, wie er es immer getan hatte. Als das große Tor des Saddreykaren sich hinter ihm zu schließen begann, hörte er noch einmal Ordobans Stimme, die in sanftem Tonfall sagte: „Leb wohl, Zibbatu."
     
    *
     
    Nachor ging hinaus in die Armada. Im Lauf der Jahrtausende scharte er Unzufriedene um sich und wurde der Anführer der Armadarebellen. Zu seinen ärgsten Gegnern entwickelten sich die Silbernen, die sich mit zunehmender Dauer der Suche nach TRllCLE-9 immer mehr von Ordoban loslösten und schließlich damit begannen, die Herrschaft über die Endlose Armada an sich zu reißen.
    Ordobans geistige Verfassung hingegen verschlechterte sich immer mehr. Das Schuldgefühl, für das Verschwinden des Psi-Feldes verantwortlich zu sein, zehrte an der Substanz seines bereits stark angeschlagenen Bewußtseins. Um überhaupt weiterexistieren zu können und um diese ungeheure Belastung abzuwälzen, mußte er daher einen anderen Schuldigen konstruieren. So entstand allmählich die Mär, TRIICLE-9 sei von den Mächten des Chaos entführt worden. Diese Pseudowahrheit hielt schließlich Einzug in die offizielle Geschichtsschreibung der Endlosen Armada und führte sogar dazu, daß Ordoban selbst an die von ihm konstruierte Diebstahlsversion zu glauben begann.
    Danach veräußerte Ordoban
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