Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
120 - Schwur in der Opferhalle

120 - Schwur in der Opferhalle

Titel: 120 - Schwur in der Opferhalle
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
stehen. Er verwandelte sich in einen geierartigen Raubvogel und schwebte hoch. Er setzte sich auf einen Mauervorsprung, drückte mit dem Schnabel eine Platte zur Seite und schoß in den dunkelblauen Himmel. Er erhob sich hoch in die Lüfte, kreiste langsam um den Tempel und erforschte die nähere Umgebung. In einem Umkreis von zehn Kilometern war kein Mensch zu sehen.
    Gemächlich flog er auf den Dschungel zu. Er wandte sich nach rechts, und nach zwei Kilometern erblickte er ein kleines Dorf.
    Genau das Richtige für mich und meine Experimente, dachte der Dämon. Rasch flog er näher.

    Trotz ihrer Armut war Naidu Narayan glücklich. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt und die hübscheste Frau des Dorfes. Ihr Haar war dicht und pechschwarz und fiel weit über ihre Schultern. Doch meist trug sie es hoch aufgesteckt. Unter ihrem immer wieder geflickten Sari zeichneten sich volle Brüste und lange Beine ab.
    Sie stand in der kleinen Küche, die der sauberste Raum der schäbigen Holzhütte war. Die Wände waren mit Lehm verschmiert, und der Boden bestand ebenfalls aus getrocknetem Lehm, auf dem nach alter Hindu-Art eine dünne Schicht Kuhmist gestreut worden war. Den größten Teil der Küche nahm der Herd ein, der nichts anderes als ein hohler Würfel aus Ziegelsteinen war, den Naidu mit Holz und Kuhmist beheizte.
    Das Essen war fertig. Lächelnd trat sie in das kleine Wohnzimmer, wo bereits ihr Mann und ihre drei Kinder auf sie warteten. Auf der Erde lagen Schilfmatten, und auf einem kleinen Tischchen stand ein Messingkrug mit Trinkwasser. An den Wänden hingen farbenfrohe Drucke, Reklamegeschenke von großen Firmen, die Göttinnen und seltsame Landschaften zeigten.
    Banjan Narayan sah seine Frau voller Stolz an. Er war glücklich, gerade sie zur Frau bekommen zu haben. Er war ein schlanker, fünfundzwanzig Jahre alter Mann, dessen Gesicht dem eines Europäers ähnelte. Er war ein einfacher, ungebildeter Bauer, dem es zeit seines Lebens nie gutgegangen war. Doch wie seine Frau war er mit seinem Leben zufrieden.
    Bannerij, sein sieben Jahre alter Sohn, konnte seinen Hunger kaum verbergen. Unruhig wetzte er auf der Matte hin und her, und er wandte seine Blicke nicht von den dampfenden Speisen ab. Seine zwei Schwestern, Gupta und Sonali, die fünf und drei Jahre alt waren, saßen neben ihrem Bruder und kicherten albern.
    Naidu stellte die kleinen Schüsseln auf die thalis, kleine flache Schalen aus Holz. Das Mahl war einfach. Es bestand aus Reis, verschiedenen Gemüsen und Quark.
    Heißhungrig griffen alle zu.
    „Sonali!" sagte Banjan streng. „Mit der linken Hand darf man nicht essen!"
    Das kleine Mädchen, das wie eine Puppe aussah, zog erschreckt die linke Hand zurück, die als unrein galt.
    Nach wenigen Minuten waren die Schalen leer, und Naidu holte eine Schüssel Wasser, damit sich alle die Hände waschen konnten.
    Nach dem Essen verließen die kleinen Mädchen vergnügt lachend die Hütte, und ihr Bruder folgte ihnen wenige Minuten später. Er hatte einen kleinen rot-gelben Drachen bei sich.
    „Heute abend findet im Haus des Dorfältesten eine Versammlung statt", berichtete Naidu. „Du sollst auch hingehen, Banjan."
    „Ich habe schon davon gehört", sagte ihr Mann und stand langsam auf. „Ich sehe nach der Kuh."
    Die Kuh und der Ochse waren sein ganzer Stolz. Er betrat den Stall, tätschelte der Kuh liebevoll den Kopf, melkte sie und kehrte zu seiner Frau zurück. Ein paar Minuten später verließ er das Dorf und ging zu seinen Feldern.
    Banjan lächelte zufrieden, als er seinen Sohn erblickte, der seinen Drachen steigen ließ.
    Das Leben ist schön, dachte der Inder.

    Der riesige Vogel schwebte über dem kleinen Dorf. Seine scharfen Augen erfaßten jede Bewegung.
    Ravana hatte es schon immer genossen, Furcht und Entsetzen zu verbreiten, und dieses kleine Dorf eignete sich vorzüglich dazu.
    Einen Augenblick überlegte er, ob er dem Mann folgen oder sich zuerst dem Jungen zuwenden sollte, der einen Drachen steigen ließ.
    Schließlich entschied sich der Dämon für den Jungen.
    Bixby spürte die bösartigen Gedanken des Dämons, und versuchte, sich dagegen abzuschirmen. Doch er war zu schwach. Mit Entsetzen stellte er fest, daß sein Geist sich mit dem des Dämons verband.
    Der Riesenvogel stürzte wie ein Pfeil durch die Luft, raste auf den bunten Drachen zu und zerfetzte ihn mit den gewaltigen Krallen.
    Der Junge heulte entsetzt auf. Seine Augen waren weit aufgerissen. Er ließ die Haspel los und wandte sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher