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120 - Schwur in der Opferhalle

120 - Schwur in der Opferhalle

Titel: 120 - Schwur in der Opferhalle
Autoren: Dämonenkiller
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beugte ich mich aus dem Fenster. Der magische Kreis hätte Zyto zurückhalten sollen. Es hätte ihm nicht gelingen dürfen seine Arme durch die magische Sperre des Bannkreises zu schieben. Doch es gelang ihm.
    „Der Geist geht auf Olivaro los", sagte ich rasch und trat zur Seite.
    Coco blieb neben mir stehen und beugte sich über das Fensterbrett. Ich blickte in ihr mondbeschienenes Gesicht. Das pechschwarze Haar umrahmte ihr ausdrucksvolles Gesicht mit den hohen Backenknochen und den dunklen unergründlichen Augen. Ihr Mund stand halb offen, und die oberen Zähne waren zu sehen.
    Rasch wandte ich meinen Blick Olivaro zu, der vor den langen Armen des Gasgeistes die Flucht ergriff. Zyto trat einen Schritt näher an den magischen Kreis heran. Dann noch einen. Schließlich verließ er den Kreis.
    Zyto stieß ein durchdringendes Lachen aus.
    „Du entkommst mir nicht, Olivaro!" Wieder kicherte er. „Du verfügst über minimale magische Fähigkeiten, die mir nichts anhaben können. Ich werde dich töten!"
    Olivaro blieb stehen und fixierte seinen Diener, der langsam auf ihn zukam.
    „Kannst du das Biest erledigen, Coco?"
    Meine Gefährtin nickte leicht. „Olivaro ist völlig hilflos", flüsterte sie. „Ich will noch warten, bevor ich eingreife. Ich möchte die Gewißheit haben, daß sich Olivaro nicht verstellt."
    Der Gasgeist hatte Coco und mich nicht bemerkt. Dies war ein Zeichen dafür, daß auch er nur über schwache magische Fähigkeiten verfügte. Mit einem solchen Geist hätte Olivaro früher keinerlei Schwierigkeiten gehabt. Er hätte ihn mit einer Handbewegung erledigt.
    Zyto sprang Olivaro an. Seine flammenartigen Arme packten den Januskopf und hoben ihn hoch. Olivaro strampelte verzweifelt mit Armen und Beinen. Doch all seine Bemühungen, sich aus der Umklammerung zu lösen, waren vergeblich. Ein Arm des Geistes preßte sich um Olivaros Kehle. „Hilfe!" gurgelte der ehemalige Herr der Schwarzen Familie. „Coco, Dorian, so helft…"
    Coco sprang auf das Fensterbrett und streckte den rechten Arm gegen Zyto aus. Mit dem Daumen tupfte sie rasch zweimal gegen den Zeigefinger, und ihre Lippen bewegten sich leicht. Sie flüsterte einen uralten Bannspruch.
    „Laß Olivaro los, Zyto", sagte Coco.
    Der Gasgeist gehorchte augenblicklich. Sanft stellte er Olivaro auf den Boden und blieb ruhig stehen.
    Olivaro rieb sich den Hals und kam auf uns zu.
    „Danke", sagte er leise.
    Coco sprang ins Freie, und ich folgte ihr.
    Olivaro wandte den Kopf zur Seite, als wir auf ihn zugingen. Es war ihm sichtlich peinlich, daß wir mit angesehen hatten, wie hilflos er gewesen war. Wäre Zyto ein mächtiger Dämon gewesen, wäre seine Schwäche noch erklärlich gewesen. Doch daß er diesen harmlosen Dämonendiener nicht hatte beherrschen können, stellte ihm ein Armutszeugnis aus. Olivaro stellte keine Gefahr mehr dar: Er war hilflos wie ein neugeborenes Kind.
    „Ich muß Zyto töten", sagte Coco. „Wenn ich ihn freilasse, dann wird er überall erzählen, daß du über keine magischen Fähigkeiten mehr verfügst."
    „Töte ihn", flüsterte Olivaro. „Du brauchst ihm nur zu befehlen, daß er sich selbst verbrennen soll." Coco sah Zyto an und erteilte ihm den Befehl. Aus Zytos Körper schienen Flammen zu schlagen. Sekunden später hatte sich der Gasgeist aufgelöst.
    Ich starrte Olivaro nachdenklich an. Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, was in ihm vorging. Vor gar nicht so langer Zeit war er einer der mächtigsten Dämonen gewesen, den die Welt gekannt hatte. Eine Zeitlang hatte ich ihn für meinen Freund gehalten, doch er war es nie gewesen, denn er hatte seine eigenen Pläne verfolgt und nach Asmodis Tod sein wahres Gesicht gezeigt. Seither waren wir erbitterte Gegner gewesen. Ich hatte mir geschworen, ihn zu töten. Jetzt war er mir hilflos ausgeliefert, doch ich spürte kein Verlangen mehr nach seinem Tod.
    „Ich bin ein Schwächling", flüsterte Olivaro. „Ohne Cocos Eingreifen wäre ich jetzt tot."
    „Vielleicht erhältst du deine Fähigkeiten irgendwann einmal zurück", sagte ich.
    Olivaro schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht."
    „Wie kommen wir jetzt nach Indien?" fragte Coco.
    „Mit dem Flugzeug", antwortete ich.
    „Es gibt noch eine Möglichkeit", sagte Olivaro und blickte mich an. „Was meinst du?"
    „Meine Artgenossen wissen nicht, daß ich mich geändert habe. Ich werde sie täuschen und ihnen vormachen, daß ich noch immer auf ihrer Seite bin. Wenn ich dann noch angebe, daß ihr ebenfalls zu
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