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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)
Autoren: Nancy Atherton
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haben Ihre Nachbarn vergrätzt, damit niemand etwas von Ihren Aktivitäten mitbekommen konnte, und Sie haben sich mit Absicht zum unbeliebtesten Mann der Stadt gemacht, damit Sie ja keiner besuchte.« Ich schaute zu dem geschwärzten Fenster hinauf. »Haben Sie den Aushub um Ihr Haus herum verteilt, als drinnen kein Platz mehr war? Haben Sie den Schutt unter dem ganzen Schrott verborgen, der zum Teil aus Ihrem eigenen Mobiliar besteht?«
    Dick trat einen Schritt auf mich zu und ballte die Hand zur Faust. »Sie halten sich wohl für verdammt schlau, kleine Lady.«
    »Und nennen Sie mich nie mehr kleine Lady!« Ich deutete mit einem zitternden Finger auf ihn. »Sie sind blass! In Bluebird ist jeder braun, außer Ihnen, weil Sie kaum die Sonne sehen. Sie graben bei Nacht und schlafen am Tag. Deshalb tauchen Sie nie vor dem Nachmittag in Carrie Vynes Café auf. Und deshalb bestellen Sie auch immer schwarzen Kaffee.«
    Dick keuchte, aber ich war in Fahrt und bemerkte es kaum.
    »Sogar Ihr Körperbau verrät Sie«, sagte ich. »Die breiten Schultern, die kräftigen Hände. Solche Muskeln kriegt man nicht vom Angeln. Nur vom Graben. Sie haben einen Tunnel gegraben, der von Ihrem Haus bis zu dem Schacht unter dem Aerie führt, weil Sie …« Plötzlich fiel mir nichts mehr ein.
    »Ich weiß, warum Sie es getan haben, Dick.« Toby deutete auf die handgezeichnete Karte. »Sie haben nach Gold gesucht, stimmt’s? Sie wollten das, was vielleicht noch dort unten verborgen war. Sie haben Gold herausgeholt, das Ihnen nicht gehört.«
    Dick schlug sich heftig auf die Brust und brüllte: »Es gehört mir! Alles gehört mir! Mein Ururgroßvater hat die Lord-Stuart-Mine entdeckt, und die Auerbachs haben sie ihm gestohlen.«
    Ich wich einen Schritt zurück. »Sie sind Ludovic Magerowskis Ururenkel?«
    »Die Auerbachs haben Ludovic in den Wahnsinn getrieben!«, brüllte Dick. Weiße Speichelfäden spritzten von seinen Lippen. »Sie trieben seine Frau in den Selbstmord. Sie steckten seinen Sohn in ein Waisenhaus. Mein Urgroßvater änderte seinen Namen in Major, aber das änderte nichts an unserem Pech. Nichts lief mehr gut für uns, seit uns die Auerbachs die Lord-Stuart stahlen.«
    »Und deshalb beschlossen Sie, den Kontostand auszugleichen«, sagte Toby. »Sie wollten sich holen, was von Rechts wegen Ihnen gehörte, nicht wahr?«
    »Ja. Aber ich kam zu spät.« Dicks Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern, und sein Blick wurde leer. »Es gibt kein Gold mehr dort unten. Die Auerbachs haben alles genommen.«
    »Wenn es kein Gold mehr in der Lord-Stuart-Mine gibt«, fragte ich beunruhigt, »aus welchem Grund waren Sie dann heute dort unten?«
    »Wenn ich schon kein Gold bekomme, will ich Gerechtigkeit!«, rief Dick und drohte mir mit der Faust. »Und ich weiß auch wie. In der Armee war ich beim Sprengkommando.« Er entblößte die Zähne und grinste wie von Sinnen. »Ich habe ein kleines Überraschungspaket unter dem Aerie versteckt, ein kleines Dankeschön an die Auerbachs. Um Mitternacht geht es hoch. Dann bin ich schon längst unterwegs nach Denver.«
    Einen Herzschlag lang standen Toby und ich da wie in Stein gemeißelt. Dann stürzte sich Toby auf Dick und versetzte ihm einen Schlag, der ihn sofort zu Boden schickte.
    Ich sprang über den auf dem Bauch liegenden Mann, lief durch den Flur, riss die Vordertür auf und rannte hinaus. Ich blieb weder stehen, um auf meine Armbanduhr zu schauen, noch um zu sehen, ob Toby mir folgte. Ich rannte die Schotterstraße hinauf zum Lord-Stuart-Pfad, mit nur einem Gedanken im Kopf: Ich musste meine Söhne und Annelise aus dem Aerie bekommen, bevor Dicks »Überraschungspaket« explodierte.
    Silbernes Mondlicht beschien den Pfad und streute Schatten. Über mir tuschelten die Espenblätter, aber ich hörte sie kaum. Meine Lungen schmerzten, meine Beine brannten, und ich sah bunte Kreise vor meinen Augen, aber ich rannte weiter, vorbei an den Wildblumen, vorbei an den Ponderosa-Pinien.
    Als das Aerie vor mir auftauchte, fiel mir zu meinem Entsetzen ein, dass die Vordertür versperrt war. Ich änderte den Kurs, lief zu meiner Veranda, kletterte über das Geländer, lief durch die Familiensuite auf den Flur hinaus und schrie: »Annelise, nimm die Kinder. Wir müssen raus!« Als ich das Wohnzimmer erreichte, hatte Annelise die Zwillinge bereits geweckt und zog sie aus ihren Schlafsäcken. Ihre Plüschbüffel hielten sie noch in den Armen.
    »Raus!«, schrie ich atemlos. »Alle raus!«
    Annelise nahm
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