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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem
Autoren: Karl May
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der Lange.
    „Nichts. Wir gehen weiter.“
    „Wohin?“
    „Über den Schott Dscherid nach Fetnassa und Kbilli.“
    Ein unbewachter Blick, den er auf seinen Gefährten warf, sagte mir, daß ihr Weg der nämliche sei. Dann fragte er weiter:
    „Hast du Geschäfte in Fetnassa oder Kbilli?“
    „Ja.“
    „Du willst deine Herden dort verkaufen?“
    „Nein.“
    „Oder deine Sklaven?“
    „Nein.“
    „Oder vielleicht die Waren, die du aus dem Sudan kommen läßt?“
    „Nein.“
    „Was sonst?“
    „Nichts. Ein Sohn meines Stammes treibt mit Fetnassa keinen Handel.“
    „Oder willst du dir ein Weib dort holen?“
    Ich improvisierte eine sehr zornige Miene.
    „Weißt du nicht, daß es eine Beleidigung ist, zu einem Mann von seinem Weib zu sprechen! Oder bist du ein Giaur, daß du dieses nicht erfahren hast?“
    Wahrhaftig, der Mann erschrak förmlich, und ich begann infolge dessen, die Vermutung zu hegen, daß ich mit meinen Worten das Richtige getroffen hatte. Er hatte ganz und gar nicht die Physiognomie eines Beduinen; Gesichter, wie das seinige, waren mir vielmehr bei Männern von armenischer Herkunft aufgefallen und – ah, war es nicht ein armenischer Händler, der den Kaufmann in Blidah ermordet hatte und dessen Steckbrief ich in der Tasche trug? Ich hatte mir nicht die Zeit genommen, den Steckbrief, wenigstens das Signalement, aufmerksam durchzulesen. Während mir diese Gedanken blitzschnell durch den Kopf gingen, fiel mein Blick nochmals auf den Revolver. An seinem Griff befand sich eine silberne Platte, in welche ein Name eingraviert war.
    „Erlaube mir!“
    Zu gleicher Zeit mit dieser Bitte griff ich nach der Waffe und las: „Paul Galingré, Marseille.“ Das war ganz sicher nicht der Name der Fabrik, sondern des Besitzers. Ich verriet aber mein Interesse durch keine Miene, sondern fragte leichthin:
    „Was ist das für eine Waffe?“
    „Ein – ein – – ein Drehgewehr.“
    „Magst du mir zeigen, wie man mit ihm schießt?“
    Er erklärte es mir. Ich hörte ihm sehr aufmerksam zu und meinte dann: „Du bist kein Uëlad Hamalek, sondern ein Giaur.“
    „Warum?“
    „Siehe, daß ich recht geraten habe! Wärest du ein Sohn des Propheten, so würdest du mich niederschießen, weil ich dich einen Giaur nannte. Nur die Ungläubigen haben Drehgewehre. Wie soll diese Waffe in die Hände eines Uëlad Hamalek gekommen sein? Ist sie ein Geschenk?“
    „Nein.“
    „So hast du sie gekauft?“
    „Nein.“
    „Dann war sie eine Beute?“
    „Ja.“
    „Von wem?“
    „Von einem Franken.“
    „Mit dem du kämpftest?“
    „Ja.“
    „Wo?“
    „Auf dem Schlachtfeld.“
    „Auf welchem?“
    „Bei El Guerara.“
    „Du lügst!“
    Jetzt riß ihm doch endlich die Geduld. Er erhob sich und griff nach dem Revolver.
    „Was sagst du? Ich lüge? Soll ich dich niederschießen wie – – –“
    Ich fiel ihm in die Rede:
    „Wie den Franken da oben im Wadi Tarfaui?“
    Die Hand, welche den Revolver hielt, sank wieder nieder, und eine fahle Blässe bedeckte das Gesicht des Mannes. Doch raffte er sich zusammen und fragte drohend:
    „Was meinst du mit diesen Worten?“
    Ich langte in meine Tasche, zog die Zeitungen heraus und tat einen Blick in die Blätter, um den Namen des Mörders zu finden.
    „Ich meine, daß du ganz gewiß kein Uëlad Hamalek bist. Dein Name ist mir sehr bekannt; er lautet Hamd el Amasat.“
    Jetzt fuhr er zurück und streckte beide Hände wie zur Abwehr gegen mich aus.
    „Woher kennst du mich?“
    „Ich kenne dich; das ist genug.“
    „Nein, du kennst mich nicht; ich heiße nicht so, wie du sagtest; ich bin ein Uëlad Hamalek, und wer das nicht glaubt, den schieße ich nieder!“
    „Wem gehören diese Sachen?“
    „Mir.“
    Ich ergriff das Taschentuch. Es war mit ‚P.G.‘ gezeichnet. Ich öffnete die Uhr und fand auf der Innenseite des Deckels ganz dieselben Buchstaben eingraviert.
    „Woher hast du sie?“
    „Was geht es dich an? Lege sie von dir!“
    Anstatt ihm zu gehorchen, öffnete ich auch das Notizbuch. Auf dem ersten Blatt desselben las ich den Namen Paul Galingré; der Inhalt aber war stenographiert, und ich kann Stenographie nicht lesen.
    „Weg mit dem Buch, sage ich dir!“
    Bei diesen Worten schlug er mir dasselbe aus der Hand, so daß es in die Lache flog. Ich erhob mich, um den Versuch zu machen, es zu retten, fand aber jetzt doppelten Widerstand, da sich nun auch der jüngere der beiden Männer zwischen mich und das Wasser stellte.
    Halef hatte dem Wortwechsel
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