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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem
Autoren: Karl May
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Abhang des Berges.“
    Wir bogen ein wenig von unserer Richtung ab und fanden unter den Ölbäumen einen prächtigen Platz zum Biwak. Wir waren beide an das heulende Bellen des Schakal, an das Gekläffe des Fennek und an die tieferen Töne der schleichenden Hyäne gewöhnt und ließen uns von diesen nächtlichen Lauten nicht im Schlafe stören. Als wir erwachten, war es mein erstes, die gestrige Fährte wieder aufzusuchen. Ich war überzeugt, daß sie mir hier in der Nähe eines bewohnten Ortes nicht mehr von Nutzen sein werde, fand aber zu meiner Überraschung, daß sie nicht nach Seddada führte, sondern nach Süden bog.
    „Warum gingen sie nicht hernieder?“ fragte Halef.
    „Um sich nicht sehen zu lassen. Ein verfolgter Mörder muß vorsichtig sein.“
    „Aber wohin gehen sie denn?“
    „Jedenfalls nach Kris, um über den Dscherid zu reiten. Dann haben sie Algerien hinter sich und sind in leidlicher Sicherheit.“
    „Wir sind doch bereits in Tunis. Die Grenze geht vom Bir el Khalla zum Bir el Tarn über den Schott Rharsa.“
    „Das kann solchen Leuten noch nicht genügen. Ich wette, daß sie über Fezzan nach Kufarah gehen, denn erst dort sind sie vollständig sicher.“
    „Sie sind auch hier bereits sicher, wenn sie ein Bu-Djeruldu (Legitimation, Reisepaß) des Sultans haben.“
    „Das würde ihnen einem Konsul oder Polizei-Agenten gegenüber nicht viel nützen.“
    „Meinst du? Ich möchte es keinem raten, gegen das mächtige ‚Giölgeda padischahnün‘ (wörtlich: ‚Im Schatten des Padischa‘) zu sündigen!“
    „Du sprichst so, trotzdem du ein freier Araber sein willst?“
    „Ja. Ich habe in Ägypten gesehen, was der Großherr vermag; aber in der Wüste fürchte ich ihn nicht. Werden wir jetzt nach Seddada gehen?“
    „Ja, um Datteln zu kaufen und einmal gutes Wasser zu trinken. Dann aber setzen wir den Weg fort.“
    „Nach Kris?“
    „Nach Kris.“
    Bereits eine Viertelstunde später hatten wir uns restauriert und folgten dem Reitweg, welcher von Seddada nach Kris führt. Zu unserer Linken glänzte die Fläche des Schott Dscherid zu uns herauf, ein Anblick, den ich vollständig auszukosten suchte.
    Die Sahara ist ein großes, noch immer nicht gelöstes Rätsel. Schon seit Virlet d'Aoust im Jahre 1845 besteht das Projekt, einen Teil der Wüste in ein Meer und dadurch die anliegenden Gebiete in ein fruchtbares Land zu verwandeln und so auch die Bewohner dieser Strecken dem Fortschritt der Zivilisation näher zu bringen. Ob aber dieses Projekt ausführbar und dann auch von den beabsichtigten Erfolgen gekrönt sein wird, darüber läßt sich noch immer streiten.
    Am Fuße des Südabhanges des Dschebel Aures und der östlichen Fortsetzung dieser Bergmasse, also des Dra el Haua, Dschebel Tarfaui, Dschebel Situna und Dschebel Hadifa, dehnt sich eine einheitliche, unübersehbare, hier und da leicht gewellte Ebene aus, deren tiefste Stellen mit Salzkrusten und Salzauswitterungen bedeckt sind, welche als Überreste einstiger großer Binnengewässer im algerischen Teil den Namen Schott und im tunesischen Teil den Namen Sobha oder Sebcha führen. Die Grenze dieses eigentümlichen und hochinteressanten Gebietes bilden im Westen die Ausläufer des Beni-Mzab-Plateau, im Osten die Landenge von Gabes und im Süden die Dünenregion von Ssuf und Nifzaua nebst dem langgestreckten Dschebel Tebaga. Vielleicht ist unter dieser Einsenkung der Golf von Triton zu verstehen, von welchem uns Herodot, der Vater der Geschichtschreibung, berichtet.
    Außer einer großen Anzahl kleinerer Sümpfe, welche im Sommer ausgetrocknet sind, besteht dieses Gebiet aus drei größeren Salzseen, nämlich von West nach Ost verfolgt, aus den Schotts Melrir, Rharsa und Dscherid, welch letzterer auch El Kebir genannt zu werden pflegt. Diese drei Becken bezeichnen eine Zone, deren westliche Hälfte tiefer liegt, als das Mittelmeer bei Gabes zur Zeit der Ebbe.
    Die Einsenkung des Schottgebietes ist heutzutage zum großen Teil mit Sandmassen angehäuft, und nur in der Mitte der einzelnen Bassins hat sich eine ziemlich beträchtliche Wassermasse erhalten, welche durch ihr Aussehen den arabischen Schriftstellern und Reisenden Veranlassung gab, sie bald mit einem Kampferteppich oder einer Kristalldecke, bald mit einer Silberplatte oder der Oberfläche geschmolzenen Metalls zu vergleichen. Dieses Aussehen erhalten die Schotts durch die Salzkruste, mit der sie bedeckt sind und deren Dicke sehr verschieden ist, so daß sie zwischen zehn und
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