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12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem

Titel: 12 - Im Schatten des Grossherrn 01 - Durch Wüste und Harem
Autoren: Karl May
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und Lärm vermeiden. Sie werden also dein Gebiet sehr ruhig durchziehen. Sie werden vielleicht gar den offenen Weg vermeiden und durch die Wälder gehen, um die Höhe von Scheik Adi unbemerkt zu erreichen.“
    „Deine Gedanken haben das Richtige getroffen.“
    „Aber wenn sie uns besiegt haben, dann werden sie auch über euch herfallen.“
    „Du wirst dich nicht besiegen lassen.“
    „Willst du mir dazu verhelfen?“
    „Ich will es. Was soll ich tun? Soll ich dir meine Krieger nach Scheik Adi senden?“
    „Nein, denn ich habe genug Krieger bei mir, um ohne Hilfe mit den Türken fertig zu werden. Du sollst nur deine Krieger verbergen und die Türken ruhig ziehen lassen, damit sie sich für sicher halten.“
    „Ihnen folgen soll ich nicht?“
    „Nein. Aber du magst hinter ihnen den Weg verschließen, daß sie nicht wieder zurück können. Auf der zweiten Höhe zwischen hier und Scheik Adi ist der Paß so schmal, daß nur zwei Männer nebeneinander gehen können. Wenn du dort eine Schanze machst, so kannst du mit zwanzig Kriegern tausend Türken töten.“
    „Ich werde es tun. Aber was gibst du mir dafür?“
    „Wenn du nicht zum Kampf kommst, so daß ich sie allein besiege, sollst du fünfzig Gewehre erhalten; hast du aber mit ihnen zu kämpfen, so gebe ich dir hundert Türkenflinten, wenn du dich tapfer hältst.“
    „Hundert Türkenflinten!“ rief der Häuptling begeistert. Er fuhr mit größter Eile in den Honig und steckte sich ein solches Stück davon in den Mund, daß ich glaubte, es müsse ihn erwürgen. „Hundert Türkenflinten!“ wiederholte er kauend. „Wirst du Wort halten?“
    „Habe ich dich bereits einmal belogen?“
    „Nein. Du bist mein Bruder, mein Gefährte, mein Freund, mein Kampfgenosse, und ich glaube dir. Ich werde mir die Gewehre verdienen!“
    „Du kannst sie dir aber nur dann verdienen, wenn du die Türken bei ihrem Kommen ungestört ziehen läßt.“
    „Sie sollen keinen von meinen Männern sehen!“
    „Und sie dann hinderst, zurückzukehren, wenn es mir nicht gelingen sollte, sie zu umzingeln und festzuhalten.“
    „Ich werde nicht nur den Paß, sondern auch die Seitentäler besetzen, damit sie weder rechts noch links, weder vor- noch rückwärts können!“
    „Daran tust du wohl. Doch will ich nicht haben, daß viel Blut vergossen werde. Die Soldaten können nichts dafür, sie müssen dem Gouverneur gehorchen; und wenn wir grausam sind, so ist der Padischah zu Stambul mächtig genug, ein großes Heer zu senden, welches uns vernichten kann.“
    „Ich verstehe dich. Ein guter Feldherr muß Gewalt und auch List anzuwenden verstehen. Dann kann er mit einem kleinen Gefolge ein großes Heer besiegen. Wann werden die Türken kommen?“
    „Sie werden es so einrichten, daß sie beim Anbruch des morgigen Tages Scheik Adi überfallen können.“
    „Die Überrumpelung sollen sie selbst haben. Ich weiß, daß du ein tapferer Krieger bist. Du wirst es den Türken ganz ebenso machen, wie es da unten in der Ebene die Haddedihn-Schammar ihren Feinden gemacht haben.“
    „Du hast davon gehört?“
    „Wer sollte dies nicht wissen? Die Kunde von solchen Heldentaten verbreitet sich schnell über Berg und Tal. Mohammed Emin hat seinen Tribus zum reichsten Stamm gemacht.“
    Ali Bey lächelte mir heimlich zu und meinte dann:
    „Es ist eine schöne Tat, Tausende gefangen zu nehmen, ohne daß ein Kampf stattfindet. Diese Tat wäre Mohammed Emin nicht gelungen. Er ist stark und tapfer; aber er hat einen fremden Feldherrn bei sich gehabt.“
    „Einen fremden?“ fragte der schlaue Bey.
    Ihn ärgerte jedenfalls die Nichtbeachtung, die mir von Seiten des Häuptlings widerfahren war, und er ergriff nun die Gelegenheit, ihn zu beschämen. Dabei konnte es natürlich auf ein Übermaß von Lob gar nicht ankommen.
    „Ja, einen fremden“, antwortete der Häuptling. „Weißt du das nicht?“
    „Erzähle es!“
    Und der Kurde tat es in folgender Weise:
    „Mohammed Emin, der Scheik der Haddedihn, saß vor seinem Zelt, um Rat zu halten mit den Ältesten seines Stammes. Da tat sich eine Wolke auf, und ein Reiter kam herab, dessen Pferd grad mitten im Kreise der Alten die Erde berührte.
    ‚Sallam aaleïkum!‘ grüßte der.
    ‚Aaleïkum sallah!‘ antwortete Mohammed Emin. ‚Fremdling, wer bist du, und woher kommst du?‘
    Das Pferd des Reiters war schwarz wie die Nacht; er selber aber trug ein Panzerhemd, Arm- und Beinschienen und einen Helm aus gediegenem Gold. Um seinen Helm war ein Shawl
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