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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail
Autoren: Atlan
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eben aus.«
    Kolsch zögerte und beäugte misstrauisch die Büsche, die neben dem Weg wuchsen. Die Zweige hingen voller Blüten. Bemerkenswert große Insekten schwirrten darum herum.
    »Mit dem Antigrav schaffen wir es aber viel schneller«, sagte er.
    »Ja, und wir geben den Roxharen Gelegenheit, uns auf Schritt und Tritt zu überwachen.«
    »Die wissen doch sowieso, wo wir sind!«
    »Sie wissen womöglich, wo wir angekommen sind«, korrigierte Atlan sanft. »Aber sie werden nicht wissen, wohin wir uns wenden – jedenfalls nicht so schnell und exakt, als wenn wir die Anzüge anbehalten. Komm schon, zieh das Ding aus. Ich verspreche dir, dass dich die Insekten dieser Welt nicht auffressen werden, Wajsto.«
    Der Magnide verzog das Gesicht, streifte aber gehorsam den Raumanzug ab, legte ihn sorgfältig zusammen und klemmte ihn sich unter den Arm.
    Bjo und Atlan waren vor ihm fertig. Der Katzer lauschte aufmerksam und drehte den Kopf, als suche er etwas.
    »Was gibt es?«, fragte Atlan leise. »Fängst du etwas auf?«
    Bjo schüttelte den Kopf. »Es sind nur die vielen fremden Geräusche«, murmelte er.
    »Keine Gedankenimpulse?«
    »Nein – nur so etwas wie ein telepathisches Rauschen. Wie ein Störsignal, das alles andere überlagert.«
    Der Arkonide nickte nachdenklich. Die Sache gefiel ihm nicht, aber das wollte er nicht offen zum Ausdruck bringen. Er hätte seine Begleiter nur unnötig beunruhigt.
    Atlan war sich der Tatsache bewusst, dass seine beiden Gefährten ohnehin angespannt waren. Besonders für Wajsto Kolsch musste es schwer sein, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Wenn es zu ungewöhnlichen Ereignissen kam, würde er ein Auge auf den Magniden haben müssen.
    Atlan sah, dass Kolsch endlich abmarschbereit war. Er nickte ihm und Bjo zu und ging los. Sie folgten ihm bereitwillig.
    Der Unsterbliche schlug ein relativ moderates Tempo an. Zum einen waren die Solaner nicht daran gewöhnt, lange Fußmärsche zu absolvieren, zum anderen war ihm daran gelegen, bei eventuellen Beobachtern einen friedlichen Eindruck zu erwecken. Das war auch einer der Gründe, warum er sich dafür entschieden hatte, den Pfad zu benutzen. Potentielle Feinde kamen normalerweise nicht auf öffentlichen Wegen daher.
    Atlan nutzte die Gelegenheit, um sich auf die Umgebung zu konzentrieren. Die Schwerkraft lag etwas über SOL-Norm, und der Sauerstoffgehalt der Luft war ungewöhnlich hoch; er betrug etwa dreißig Prozent. Das hatte Atlan schon von den Fernanalysen gewusst, aber nun sah er die Auswirkungen: Alle tracheenatmenden Tiere, also Insektoide, Spinnenartige, Würmer und so weiter, waren rund um die Hälfte größer als vergleichbare irdische Arten.
    Die Evolution musste auf Chail ganz ähnliche Wege wie auf Terra gegangen sein. Der Arkonide machte Tiere aus, die ihm auf den ersten Blick in jeder Hinsicht vertraut erschienen: Wespen, Ameisen, Käfer, Schmetterlinge. Erst wenn man genauer hinsah, entdeckte man die Unterschiede. Er sah ein Reh – aber es hatte drei Hörner, von denen ihm eines mitten aus der Stirn wuchs. Und er sah ein Wildschwein, dessen Nase zu einem halbmeterlangen, beweglichen Rüssel ausgewachsen war. Er erspähte Tiere, die Netze sponnen – aber sie hatten nicht acht, sondern zehn Beine, und sie erzeugten die Fäden nicht mit Hinterleibsdrüsen, sondern mit Hilfe winziger Auswüchse links und rechts ihrer Köpfe.
    Ganz ähnlich war es bei den Pflanzen. Auf den ersten und auch auf den zweiten Blick glichen sich die Flora von Terra und Chail. Es gab »Eichen«, »Linden«, und »Zedern«. Man musste schon sehr genau hinsehen, um die Andersartigkeit dieser Gewächse zu erkennen.
    Der Arkonide stellte sich vor, wie eine solche Welt früher die Biologen der SOL auf Trab gebracht hätte. Er sah sie regelrecht vor sich, wie sie sich auf Chail stürzten und atemlos von einer Entdeckung zur nächsten eilten.
    Der Gedanke schmerzte ihn, und er schob ihn hastig von sich. Der Hantelraumer war nicht mehr das, was er einst gewesen war. Es hatte keinen Sinn, sich in Erinnerungen und Wunschträumen zu verlieren.
    Das Gebüsch links und rechts des Wegs wurde üppiger. Der Pfad senkte sich, und der Boden nahm eine dunklere, feuchte Färbung an. Plötzlich öffnete sich zu ihrer Linken ein weites, von grasähnlichen Pflanzen und bunten Blumen bewachsenes Tal. Rechts rückte der Wald näher heran. Hohe Bäume ragten auf und spendeten ein wenig Schatten. Die Luft war erfüllt vom Summen und Brummen der Insekten. Im Gebüsch und
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