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12 – Das Raetsel von Chail

12 – Das Raetsel von Chail

Titel: 12 – Das Raetsel von Chail
Autoren: Atlan
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Er bückte sich und schob das zarte Blätter- und Blütengespinst ein wenig in die Höhe.
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte er sarkastisch zu Wajsto Kolsch.
    »Warum?«, fragte der Magnide verdattert. »Was meinst du?«
    »Du hattest es mit einem Mädchen zu tun«, erwiderte Atlan trocken.
    Kolsch starrte erst Atlan an, dann die Chailidin. »Aber sie hat mich angegriffen, als wäre sie ein Mann«, brachte er hervor.
    Eine chailidische »Ameise«, groß wie ein Fingerglied, erklomm das linke Bein des männlichen Chailiden. Atlan dachte sich nichts dabei. Diese Tiere waren allgegenwärtig; es gab kaum einen Quadratmeter Boden, auf denen man ihnen nicht begegnete. Aber der ersten folgte eine zweite, dann waren es zehn, zwanzig ...
    Er bückte sich und wischte einige der Tiere weg. Sie verbissen sich sofort in seiner Hand, jagten ihm ihre Stacheln in die Haut, und er zuckte zurück, als hätte er auf eine glühende Herdplatte gefasst.
    Plötzlich sah er auch die anderen Ameisen. Der Chailide lag genau auf einem Pfad dieser Tiere. Sie betrachteten den Mann offenbar als willkommene Beute. Sie würden ihn umbringen, ehe der arme Kerl wieder imstande war, sich zu bewegen.
    Atlan zog den Paralysator und betätigte den Abzug. Er bestrich die Ameisen mit dem lähmenden Strahl, und er berücksichtigte auch die, die gerade erst unter den Büschen hervorkamen.
    Bjo Breiskoll wirbelte plötzlich herum und rannte mit der ihm eigenen, verblüffenden Gewandtheit in den Wald hinein – lautlos, wie eine Katze.
    »Was ist los?«, rief Wajsto Kolsch alarmiert.
    Atlan stellte fest, dass die durch die Ameisen drohende Gefahr fürs Erste ausgeschaltet war.
    »Er wird einen Platz suchen, an dem wir die beiden unterbringen können, bis sie wieder zu sich kommen«, beruhigte er den Magniden.
    Bjo kehrte wenig später zurück. »Ich habe ein Versteck gefunden«, sagte er beiläufig.
    »Du hättest dir da drin den Hals brechen können, so wie du gerannt bist«, knurrte Kolsch ihn an. »Oder die Chailiden hätten dir auflauern können!«
    Bjo lachte. »Die sind längst über alle Berge«, wehrte er ab.
    »Was ist das für ein Versteck?«, fragte der Arkonide.
    »Ein Baum«, erklärte Bjo knapp.
    »Und wie sollen wir die Chailiden auf den Baum hinaufschaffen?«, erkundigte sich Kolsch bissig.
    »Du wirst sehen, dass das ganz leicht ist«, versprach Bjo lächelnd.
    »Es wird Zeit, dass wir von hier verschwinden«, meinte Atlan und hob sich die Chailidin auf die Arme. Bjo und Wajsto Kolsch transportierten das zweite Opfer, wobei der Katzer die Richtung angab.
    Sie erreichten ihr Ziel binnen weniger Minuten, und Atlan blieb unwillkürlich stehen.
    Die meisten Bäume in unmittelbarer Nähe waren hoch und schlank. Sie erinnerten an junge Buchen, einige auch an Birken. Darunter wuchsen kleinere Bäume heran, Sträucher breiteten große, dunkelgrüne Blätter aus, und an Stellen, die mehr Licht erhielten, wuchsen Gräser und Blumen. Moospolster breiteten sich im tiefen Schatten aus. Gruppen von leuchtend bunten Pilzen wuchsen im dichten Falllaub und überzogen niedergestürzte Baumstämme. Und mitten in diesem verblüffend terranisch wirkenden Wald erhob sich ein Riese von Baum, ein Gigant, dessen Stamm einen Durchmesser von gut und gerne fünf Metern haben mochte. Der Stamm war sehr niedrig. Nur um weniger als zwei Meter wuchs er empor, dann teilte er sich in zehn fast gleichstarke Äste, die bogenförmig in die Höhe strebten. Zwischen diesen Stämmen hatte sich eine Art Plattform gebildet. Moos und Gräser hatten sich darauf angesiedelt. Rund um den Riesen war der Boden mit niedrigen, Kriechpflanzen bedeckt, deren saftige Blätter wie kleine, grüne Schilde auf dünnen Stängeln wirkten.
    »Er sah so ungewöhnlich aus, dass ich ihn näher untersuchen musste! «, sagte Bjo Breiskoll leise.
    Atlan nickte nur.
    Sie wateten durch den Pflanzenteppich, wobei es sich nicht vermeiden ließ, dass Blätter und Stängel unter ihren Füßen zertrampelt wurden. Ein seltsamer Geruch stieg auf, streng und fremdartig. Atlan blickte sich um, und er stellte fest, dass er diese Pflanzen nirgends in der Umgebung sehen konnte. Sie wuchsen nur um diesen einen Baum herum.
    Dieser Geruch! Er war widerlich und anziehend zugleich, und er stieg zu Kopf. Atlan war sich ziemlich sicher, dass früher oder später eine rauschartige Wirkung einsetzen musste, wenn man den Duft zu lange einatmete.
    Zum Glück erreichten sie den Stamm sehr schnell. Sie hoben die Chailiden hinauf und
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