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1198 - Varunas Hexenreich

1198 - Varunas Hexenreich

Titel: 1198 - Varunas Hexenreich
Autoren: Jason Dark
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für uns unbekannte Gegenstände herab, für die ich den Begriff Fetisch verwendete.
    Ich blieb stehen. Auch Suko hatte angehalten. Misstrauisch betrachtete er die Zeichen. Einige sahen aus wie Kreuze, die aus biegsamen Zweigen zusammengebunden waren. Andere erinnerten mich an Runen, an die ältesten Schriftzeichen der Germanen. Einer Sage nach soll Odin die Runen erfunden haben.
    Manche Zeichen sahen aus wie unsere heutigen Buchstaben. Ich erkannte ein H, M, B, S und ein R.
    Und jede Rune war geflochten. Zweige hatten dafür herhalten müssen. Sie hingen an den Bäumen, als sollten sie den Opferplatz hier bewachen.
    »Und?«, fragte Suko, »was sagst du dazu?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist mir noch alles zu fremd. Ich sehe keinen Sinn in der Anordnung und kann nur erkennen, dass sie ein bestimmtes Gebiet einkreisen.«
    Noch standen wir außerhalb. Zwei Schritte weiter hatten wir den Kreis betreten. Ich hatte stark auf mein Kreuz geachtet, doch es reagierte nicht.
    Klar, hier konnte ich es vergessen. Die Heidin Varuna lebte nach anderen Gesetzen. Sehr wohl war mir bei dem Gedanken nicht. Mit kleinen Schritten näherten wir uns dem Steinkreis, der auf dem Boden so fremd wirkte und mich fast an eine Feuerstelle erinnerte. Vergeblich suchte ich nach Asche auf dem Boden, doch etwas anderes fiel mir auf, und ich wies Suko darauf hin.
    »Schau genau nach. Da malt sich etwas ab.« Ich sagte nicht, was ich entdeckt hatte, denn ich wollte zunächst eine zweite Meinung hören und somit bestätigt bekommen, dass ich mich nicht geirrt hatte.
    Es war etwas zu sehen, auch für Suko, der sich aufrichtete und den Kopf schüttelte.
    »Und?«
    »Da… malt sich das Allsehende Auge ab.«
    »Genau!«
    Mein Freund schüttelte den Kopf. »Das verstehe, wer will. Auf der einen Seite das Allsehende Auge, auf der anderen die Runen. Kannst du mir sagen, wie das zusammenpasst?«
    »Nein.«
    Es war ein leichter Wind aufgekommen, der durch das Geäst der Bäume strich und die daran hängenden Runenzeichen leicht bewegte. Immer mehr gewann ich den Eindruck, dass ich es hier mit einem Ritualplatz zu tun hatte.
    Diesmal war ich es, der die Führung übernahm, und so konnte ich mich als Erster in die Hütte hineinschieben. Ich hatte mich dabei geduckt und blickte auf die Rückwand, die aus zwei Baumstämmen gebildet wurde. Die größten Lücken waren mit Moos abgedichtet worden, und nur durch kleinere Öffnungen drang noch graues Licht, das Flecken auf dem Boden hinterließ.
    Hier also hatte Varuna viele ihrer Tage verbracht, aber auch die Nächte, denn in der kleinen Hütte war das Schlaflager an der linken Seite nicht zu übersehen. Es bestand aus Stroh, Blättern und als Decke wurde ein Fell benutzt. Eine Feuerstelle gab es in der Mitte. Steine umrandeten sie, und auf dem Boden sah ich die graue Asche liegen.
    Ich drehte mich wieder um. Suko stand im Eingang. Er wirkte auf mich recht hilflos, und so ähnlich kam auch ich mir vor. Ich war so weit, zu fragen, was wir hier eigentlich sollten, denn die tote Kelly O'Brian hatten wir nicht entdeckt.
    »Jetzt sind beide verschwunden. Kelly und Varuna«, sagte Suko. »Nur wir stehen hier herum und wissen nicht, was wir hier sollen.«
    »Willst du denn verschwinden?«
    Er lachte nur kurz. »Wohin denn? Wohin sollen wir gehen? Kennst du dich hier aus? Wir würden doch nur im Kreis herumlaufen und irgendwo die Nacht verbringen müssen.«
    »Dann also lieber hier.«
    »Genau.«
    Es würde noch dauern, bis die Nacht hereinbrach, aber die ersten Vorboten waren bereits unterwegs, denn jetzt kroch die Dämmerung durch den Wald. Sie war nicht schneller als an anderen Stellen auch. Trotzdem kam es mir vor, als würde es hier zeitiger dunkel.
    Es passierte etwas, das war uns klar. Wir redeten nicht darüber, aber die Blicke sagten genug. Misstrauen keimte darin. Suko und ich merkten, dass etwas unterwegs war, nur waren wir nicht in der Lage, es zu sehen.
    Nur spüren konnten wir es…
    Es kam der Dunst.
    Er schlich sich heran. Ein grauweißes Gespinst, das keinen Laut von sich gab und mir in diesen Momenten vorkam, als wäre es mit unzähligen Geistern gefüllt.
    Die Stille kam mir noch intensiver vor. Wir erlebten so etwas wie ein Dasein auf einer Insel, ohne sie verlassen zu können. Der normale Hintergrund war noch weiter zurückgerückt, was auch am immer dichter werdenden Dunst liegen konnte, der von allen Seiten zu uns kroch, aber nie so dicht wurde, dass er uns den Blick auf die unmittelbare
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