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1193 - Das Templerkind

1193 - Das Templerkind

Titel: 1193 - Das Templerkind
Autoren: Jason Dark
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den Kopf. Dabei sagte sie leise: »Nein, John Sinclair, das glaube ich dir nicht. Du erzählst mir etwas, was nicht stimmen kann. Du willst mich nur von meinen Eltern wegbringen. Dafür müsste ich dich hassen, aber es reicht, wenn du gehst und ohne mich fährst. Erst jetzt habe ich bemerkt, wo ich wirklich hingehöre.«
    »Keine Chance, Clarissa. Es bleibt dabei. Ich muss dich mitnehmen. Das allein zu deiner eigenen Sicherheit.«
    Jetzt schien sie endlich erfahren zu haben, dass ich hier keinen Spaß machte. Ich war zu ihrem Feind geworden. Mit heftigen Bewegungen sprang sie zurück. Das zarte Mädchengesicht hatte dabei einen völlig anderen Ausdruck angenommen. Ich las darin die Wut auf mich, und sie glich einer lebenden kleinen Bombe.
    So hatte ich mir den Fortgang der Geschichte nicht vorgestellt. Mit dem Strahl der Lampe nagelte ich sie fest. Clarissa stand mit dem Rücken gegen die Wand gepresst. Ich hörte sie keuchend atmen.
    Wenn ich sie erreichen wollte, musste ich an den beiden Skeletten vorbei, und da schoss eine Idee in mir hoch.
    Ich blieb vor den Skeletten stehen. Dabei tat ich nichts, schaute nur Clarissa an und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Sie musste auf meine Haltung einfach eingehen.
    »Was willst du da?«
    »Ich werde mich mit deinen Eltern beschäftigen, Clarissa.«
    »Wieso denn?«
    »Ich werde dir beweisen, dass deine beiden verstorbenen Eltern nicht normal sind und auch nicht normal waren. Ich bin auch gespannt, ob sich ihre Geister in der Nähe aufhalten. Bisher habe ich sie nicht gesehen, da muss ich dir schon glauben.«
    Clarissa veränderte sich. Was immer ich ihr gesagt hatte, es musste sie schwer getroffen haben. Es war auch möglich, dass sie Unterstützung aus einer anderen Dimension erhielt, denn ich war für sie plötzlich nicht mehr vorhanden. Sie presste ihre Arme rechts und links gegen ihren Körper und stand steif auf dem Fleck. In den Augen trat wieder die Veränderung ein. Sie nahmen die dunklere Farbe an, und im Hintergrund sah ich ein rötliches Leuchten. Der Mund klaffte auf.
    Ein heller Nebel schwebte plötzlich vor ihrem Mund. Ich leuchtete in die kleinen Wolken hinein und wusste jetzt, was das zu bedeuten hatte.
    Clarissa Mignon stand wieder unter dem Einfluss ihrer verstorbenen Eltern. Ich gab ihr einige Sekunden Zeit, aber die Veränderung schritt nicht mehr fort. Für das Mädchen musste sie perfekt sein, und es sprach mich an.
    »Niemals gehe ich - niemals…« Mir rann ein Schauer über den Rücken, als ich den Klang der Stimme hörte. Er war so fremd, so dunkel und auch so kratzig. Das war nicht mehr die Stimme der Zwölfjährigen, hier hatte ein Erwachsener gesprochen, der ebenfalls unter einem starken Druck stand. Dabei verdrehte sie die Augen, und dann schwebte sie langsam in die Höhe.
    Es war ein Bild, das mich faszinierte. Sie wollte mir beweisen, wer der Stärkere war. Nicht ich mit meinem Kreuz, sondern ihre verstorbenen Eltern.
    Sie sagte dabei nichts. Kein Stöhnen mehr. Kein fremder Laut. Es war so unnatürlich still geworden.
    Meine Sorgen um sie vergrößerten sich. Es war, als glitte mir alles, was ich bisher festgehalten hatte, aus den Händen. Hier sollte mir bewiesen werden, wie schwach ich letztendlich war.
    Clarissa ahnte nicht, wie tödlich es enden konnte, wenn sie weiterhin nicht gegen diese andere Kraft anging. Ihre Eltern hatten das Kind dem Dämonen Baphomet versprochen, und genau dieses Versprechen würden sie auch einhalten.
    Sie hatte jetzt die Decke erreicht, stieß mit dem Kopf aber nicht dagegen. Ich stand noch immer an der gleichen Stelle und leuchtete mit meiner Lampe gegen sie. Ob sie ein Engel war oder sich so fühlte, wollte ich dahingestellt sein lassen, aber ich akzeptierte nicht, dass ihre verstorbenen Eltern zu Engeln geworden waren.
    Was aus einem Mädchengesicht werden konnte. Die Veränderung ließ mich nicht kalt. Clarissa konzentrierte sich auf mich. Sie beugte ihren Kopf bewusst vor, weil sie mich von oben her anschauen wollte. In den Augen war der böse Ausdruck geblieben. Etwas völlig Neues strahlte mir entgegen. Es war nicht nur Widerstand, sondern auch Hass, den ich spürte.
    Es konnte einfach nicht sein, dass sie auch weiterhin unter dem Einfluss der anderen Macht blieb.
    Ich hatte mich aus bestimmten Gründen bisher recht ruhig verhalten, aber diese Rücksicht musste ich jetzt aufgeben. Ich konnte nicht zulassen, dass sie mitgenommen wurde.
    Mit einer raschen Bewegung wechselte ich die Lampe in die linke
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