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1193 - Das Templerkind

1193 - Das Templerkind

Titel: 1193 - Das Templerkind
Autoren: Jason Dark
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ich dich allen Ernstes. Möchtest du mit mir zu den Templern fahren oder den Weg mit Elohim gehen?«
    Es war eigentlich lächerlich. Ich hätte mir die Rederei sparen können, denn das Mädchen hatte kein einziges Mal zu mir hingeschaut, sondern sich einzig und allein auf Elohim konzentriert. Da wusste ich längst Bescheid.
    Als sie mir antwortete, schaute sie mich ebenfalls nicht an. »Ich will zu ihm…«
    »Ja«, sagte ich etwas deprimiert, »das habe ich mir schon gedacht. Aber du weißt nicht, auf was du dich da einlässt.«
    »Doch.«
    »Oh, dann bist du schlauer als ich.«
    »Ich spüre es, John. Ich spüre, dass etwas in mir steckt, das mir sagt: Tu es. Geh zu Elohim. Es ist, als hätte ich schon immer auf ihn gewartet. Das ist einfach herrlich und wunderbar. Er und ich, wir beide gehören zusammen.«
    Das war deutlich genug. Ich würde auch nichts tun, um sie aufzuhalten. Es hätte nur Komplikationen gegeben, in deren Verlauf ich mir Elohim und letztendlich auch seinen Vater Raniel zum Feind gemacht hätte. Das wollte ich auf keinen Fall.
    Trotzdem versuchte ich es, denn ich wollte mir im Nachhinein keine Vorwürfe machen, nicht alles getan zu haben. »Ist das wirklich dein Wunsch, Clarissa?«
    »Ja, John. Lass mich bitte gehen.« Sie drehte mir nach dieser Antwort ihr Gesicht zu, sodass ich genau in ihre Augen sehen konnte.
    Dieser Blick war so warm, ich musste einfach nachgeben. Ich las darin keine Lüge, keine Falschheit. Hier hatten sich zwei junge Menschen gefunden, hinter denen ein nicht unübliches Schicksal lag, und ich konnte mich nicht dazwischen drängen.
    »Ich wünsche dir viel Glück, Clarissa.«
    Meine Antwort überraschte sie. »Du… du… lässt mich wirklich gehen, John?«
    »Natürlich. Warum nicht? Ich möchte dem Glück und der Zukunft eines Menschen nicht im Wege stehen. Vielleicht ist es wirklich besser für dich, wenn du in eine andere, fremde, aber nicht gefährliche Umgebung kommst.«
    Wieder leuchteten ihre Augen. Selten hatte ich bei einem Menschen eine derartige Freude erlebt.
    Nichts hielt sie mehr an ihrem Platz. Sie rannte auf mich zu. Dann flog sie in meine Arme, drückte mich fest an sich und flüsterte mir immer wieder das Wort »danke« ins Ohr.
    Schließlich löste sie sich und sagte mit leiser Stimme: »Ich werde dich nie vergessen, John.«
    »Das hoffe ich doch. Es kann auch sein, dass wir uns irgendwann wiedersehen.«
    »Da würde ich mich freuen.« Sie winkte mir noch ein letztes Mal zu, bevor sie zu ihrem neuen Freund lief.
    Elohim nahm sie bei der Hand. Auch er schenkte mir ein Nicken als letzten Gruß, dann drehten sich die beiden um und ich schaute auf ihre Rücken.
    Sie gingen weg.
    Hand in Hand…
    Sie schauten auch nicht mehr zurück, sondern gingen an dieser kleinen Baracke vorbei und waren sehr schnell dahinter verschwunden. Ich sah nicht mal ihre Schatten und wollte auch nicht neben dem Auto stehen bleiben. Ich lief dorthin, wo ich sie zum letzten Mal gesehen hatte.
    Es gab sie nicht mehr.
    Oder doch?
    Ja, da flimmerte etwas.
    In der Luft, über dem Boden, und ich glaubte, zwei Konturen zu sehen, die sehr schnell verschwanden, sodass ich allein stand und mir den mit würziger Meerluft gefüllten Wind um die Nase wehen ließ.
    Nach einer halben Minute ging ich zurück zu meinem Leihwagen und setzte mich hinter das Lenkrad.
    ***
    Ich fuhr noch nicht sofort los. Zu viele Gedanken stürmten auf mich ein. Ich hatte viel erlebt, doch so war noch kein Fall beendet worden. Okay, ich hatte meine Rolle dabei gespielt, und es war bestimmt gut gewesen, dass ich eingegriffen hatte, doch die eigentlichen Fäden hatten andere gezogen.
    Elohim und Clarissa.
    Sie würden in einer Welt leben, die mir in der Regel verschlossen blieb. Und Clarissa würde auch Raniel, den Gerechten, kennen lernen, der sich aus diesem Fall herausgehalten hatte.
    Wie ein Verlierer fühlte ich mich nicht, auch wenn ich mich nicht eben mit Ruhm bekleckert hatte.
    Aber so ist das Leben. Es kann nicht immer alles glatt laufen, und das würde ich auch dem Abbé Bloch erklären müssen.
    Ich fürchtete mich nicht vor dem Anruf, aber mein Gefühl war auch nicht eben das Beste.
    Mit dem Handy nahm ich den Kontakt mit Bloch auf, der schon am Klang meiner Stimme hörte, dass nicht alles so gelaufen war, wie wir uns das vorgestellt hatten.
    Ich gab ihm einen langen Bericht. Er stellte auch nicht zu viele Zwischenfragen und zog zum Schluss das gleiche Fazit wie ich.
    »Dann wird es wohl für die Zukunft und
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