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1192 - Schamanenkult

1192 - Schamanenkult

Titel: 1192 - Schamanenkult
Autoren: Jason Dark
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zurück in ihre Welt getaucht.
    In ihre Welt?
    Bill dachte nach. Wo war das? Wo lag sie? Vielleicht hatte er einen Besucher aus dem Jenseits erlebt. Aber was hätte ein Geist hier zu suchen gehabt? Warum hätte er ihn warnen sollen? So sehr Bill sich auch bemühte, er konnte sich nicht daran erinnern, die Gestalt jemals gesehen zu haben.
    Auch nicht in einem menschlichen Aussehen.
    Als auch zwei Minuten später nichts mehr passiert war und Bill die Kälte jetzt wirklich als unangenehm empfand, drehte er sich um und ging den Weg wieder zurück. Diesmal sehr nachdenklich und nicht mehr erfüllt von Misstrauen und Spannung. Als er die Seitentür erreichte, war nichts passiert.
    Keiner hatte versucht, ihn aufzuhalten, und ihm war auch keine Warnung zugeschickt worden.
    Aber er hatte sich die Gestalt nicht eingebildet, und er wusste auch, dass die Nacht für ihn gelaufen war. Schlafen würde er nicht mehr können, denn Bill fühlte sich innerlich aufgewühlt. Auch wenn er in seinem Leben schon manches erlebt hatte, war er nicht so abgebrüht, einfach über gewisse Dinge hinwegzugehen.
    Sheila wollte er nicht wecken. Leise schloss er hinter sich die Tür und war wieder froh, von der Wärme des Hauses umfangen zu werden.
    Noch einige Male schauderte er zusammen, dann endlich hatte er sein Büro erreicht, das er im Dunkeln betrat. Ohne Licht zu machen setzte er sich an seinen Schreibtisch und legte die Pistole wieder zurück in die Schublade. Trotz der bulligen Wärme, die er jetzt spürte, war noch die leichte Gänsehaut vorhanden, die seinen gesamten Körper bedeckte. Den Pullover zog er wieder aus und warf ihn auf einen Sessel. Er blieb nachdenklich hinter dem Schreibtisch sitzen und drückte beide Handflächen gegen die Wangen. Die Ellenbogen berührten die Schreibtischplatte. Er schaute in die Dunkelheit hinein und grübelte nur.
    Was hatte dieser unheimliche Besuch zu bedeuten?
    Wie mit Leuchtschrift geschrieben, stand die Frage vor seinem geistigen Augen.
    Er fand keine Antwort. Er blieb immer nur an einem Punkt hängen, und das war die Warnung des Unheimlichen. Sie hatte ihm nicht direkt gegolten, sondern der Umgebung, auf der auch sein Haus gebaut worden war.
    Etwas musste hier sein. Etwas Altes. Oder etwas, das er längst vergessen hatte.
    Natürlich war dies kein Haus wie jedes andere gewesen. Die Familie Conolly war manches Mal in einen bösen Kreislauf hineingeraten. Sie hatte den Horror finsterer Mächte am eigenen Leibe verspürt, aber sie hatte es auch geschafft, zu überleben.
    Er hörte ein Geräusch.
    Seine Gedanken wurden unterbrochen, und auch seine Haltung veränderte sich.
    Bill drehte sich nach links. Dort lag die Tür, die nicht ganz geschlossen war. Vom Flur her fiel noch ein restlicher Lichtschein in sein Büro hinein, und durch ihn bewegte sich ein Schatten.
    Es war nicht der Geist aus dem Garten, den Beweis erhielt Bill Sekunden später, als er die Stimme seiner Frau hörte.
    »Bist du in deinem Büro?«
    »Ja, Sheila, komm rein…«
    ***
    Sie drückte die Tür auf, blieb verwundert auf der Schwelle stehen und schüttelte leicht den Kopf.
    »Willst du im Dunkeln bleiben, Bill?«
    »Nein, das nicht.« Er schaltete die Lampe ein, deren Helligkeit sich über den Schreibtisch ergoss, der bis auf ein paar Fotokopien recht aufgeräumt aussah. Sheila hatte ein Weihnachtsgesteck auf die Platte gestellt. Aus dem Grün der Tannenzweige schauten zwei dicke Kerzen mit angekokelten Dochten hervor.
    Das Licht war dem Reporter im ersten Moment zu grell. Er drückte sich zurück und schaute Sheila an, wie sie um den Schreibtisch herumging und sich dann in seine Nähe auf die Schreibtischkante setzte. Sie hatte ihren flauschigen Bademantel angezogen. Ihr forschender Blick sprach Bände. Er teilte Bill mit, dass sie sich darüber wunderte, ihn mitten in der Nacht angezogen zu sehen.
    Sie stellte die typische Frage, die jeder gestellt hätte. »Konntest du nicht schlafen?«
    »So ist es.«
    »Und warum nicht?«
    Bill sah in das besorgte Gesicht seiner Frau. »Das ist so ein Problem«, gab er zu.
    »Träume?«
    »Wie kommst du darauf?«
    Sie strich über sein Haar. »Weil ich ebenfalls unter gewissen Träumen gelitten habe, Bill. Ich wurde plötzlich wach, fasste nach rechts, und da fand ich das Bett leer vor.«
    »Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.«
    »Du bist draußen gewesen, nicht?«
    Es hatte keinen Sinn, das abzustreiten, und deshalb nickte der Reporter.
    Sheila legte die Stirn in Falten.
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