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1192 - Schamanenkult

1192 - Schamanenkult

Titel: 1192 - Schamanenkult
Autoren: Jason Dark
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»und weil es kein Zurück mehr für dich gibt, befehle ich dir, dich selbst zu töten…«
    ***
    Jetzt war es heraus. Wir alle hatten diesen Befehl gehört. Aber Suko und ich waren Polizisten, und ich fragte mich, ob wir das zulassen konnten.
    Nein, das ging nicht. Wir waren an Recht und Gesetz gebunden. Dieser Avery Taylor war kein Dämon, er war ein Mensch, auch wenn er den falschen Weg gegangen war. Aber noch zählte er nicht zu den Dämonen und schwarzmagischen Kreaturen.
    Ich schaute Suko an.
    Er hob die Schultern.
    Hatte er Zweifel?
    »Nein!«, sagte ich laut und deutlich in die Stille hinein, damit jeder es hören konnte. »Nein, das kann ich nicht zulassen. Avery Taylor ist ein Mensch und keine Kreatur der Hölle. Ich bin Polizist und muss mich dagegen verwahren, weil…«
    »Hör auf, John Sinclair!« sagte der Schamane. »Wer sich mit den mächtigen Geistern anlegt und versucht, sie für sich zu gewinnen, der muss sich auch an die Regeln halten. Sie sind nicht von Menschen und für Menschen gemacht worden…«
    Es war mir egal. Ich wollte nicht diskutieren und damit Zeit verlieren. Ich ging einen Schritt zur Seite und dann nach vorn, aber es war zu spät.
    Möglicherweise hatte Taylor nur auf diese Lage oder Chance gewartet. Vielleicht dachte er auch daran, dass er sein Leben so nicht mehr weiterführen konnte, wie er es sich eigentlich vorgestellt hatte. Jedenfalls gehorchte er.
    Er brauchte seine Machete nicht mal zu drehen. Er konnte sie schräg nach vorn stoßen.
    Und dann steckte sie in seinem Körper.
    Es war so schnell gegangen, dass wir nicht hatten eingreifen können. Vielleicht hätte Suko durch den Einsatz seines Stabs noch die Chance gehabt, aber er dachte wohl nicht daran.
    Wir alle waren geschockt. Wir alle konnten nichts tun, und nur der Schamane nickte. Für ihn war es der richtige Weg.
    Taylor blieb auf den Beinen, aber er torkelte zurück. Seine Füße schleiften dabei über den Boden.
    Der Körper schwankte, aber er fiel nicht. Er erreichte mit dem Rücken die Wand, und die Waffe steckte noch immer in seinem Körper. Er hielt den Griff der Machete fest, als wollte er sie wieder aus dem Körper ziehen, doch auch das war nicht möglich. Sie blieb stecken.
    Dann sahen wir das Blut. Rechts und links der Klinge drängte es hervor. Dick und dunkelrot.
    Seine Beine gaben nach. Avery Taylor sackte zu Boden. Plötzlich bewegte sich sein Mund. Er wurde so weit geöffnet, als sollte er an den Mundwinkeln eingerissen werden.
    Dann erst löste sich der Laut aus seiner Kehle.
    Es war der letzte in seinem Leben. Und es war kein schriller Todesschrei, sondern ein furchtbares Röcheln, das durch die Stille drang.
    Dann kippte er zur Seite und stieß sich die Waffe noch tiefer in den Leib.
    Das merkte Avery Taylor nicht mehr, denn sein Blick war der eines Toten…
    ***
    Die Stille hatte sich wie eine schwere Last über uns gelegt. Ich hatte es nicht geschafft, obwohl ich in der ersten Reihe gestanden hatte. Hier waren wir bis auf eine Person zu Statisten degradiert worden, und nur einer hatte die Macht an sich gerissen. Dieser kleine Mann aus Sibirien, dessen Macht über Menschen allerdings ungebrochen war.
    Er bedachte Taylor mit keinem Blick, als er auf Bill Conolly zuging. Ich stand nahe genug, um alles sehen zu können. Mongush sprach mit Bill kein einziges Wort. Das hatte er nicht nötig. Er nahm ihm nur den Schädel aus den Händen und hielt ihn hoch über seinen Kopf, den er eine Sekunde später in den Nacken drückte.
    Wir alle waren gespannt, was er mit dem Fundstück vorhatte. Er schaute auf den Schädel und hielt ihn leicht schräg, um in die leeren Augenhöhlen blicken zu können.
    Zunächst geschah nichts, weil der Schamane sich noch sammeln musste. Dann flüsterte er dem Totenschädel Worte zu, die in einer Sprache gesprochen wurden, die wir noch nie im Leben gehört hatten.
    Es war sein Dialekt. Die alte sibirische Sprache. Gefüllt mit Zaubersprüchen und Beschwörungen.
    Davon ging ich zumindest aus. Der Schädel veränderte sich nicht. Er blieb so gelblich wie er war.
    Aber ich glaubte trotzdem, in den Augenhöhlen eine weiche Masse zu sehen, was ich allerdings nicht mit Sicherheit unterschreiben konnte.
    Die Zeit war für uns nebensächlich geworden. Sie rann dahin, doch wir schauten nicht auf die Uhr.
    Zumindest ich hatte das Gefühl, in einem luftverdünnten Raum zu stehen. Hier waren nicht wir die Herrscher, sondern der kleine und alte Schamane.
    Der plötzlich aufhörte zu
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