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1190 - Die stählerne Spinne

Titel: 1190 - Die stählerne Spinne
Autoren: Unbekannt
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Volk der Arachniden nannte sich Gharwos. Es baute Roboter, deren Äußeres der Erscheinung der Gharwos in gewissem Maß nachempfunden war. Die Maschinen bewegten sich entlang metallener Stränge wie Spinnen an den Fäden ihres Netzes. Diese Maschine hier hieß Landrix; sie war den Gharwos besonders teuer gewesen. Die Arachniden hielten sich für friedliche Geschöpfe. Aber irgendwo in der Nähe gab es Kreaturen von angeblich weitaus weniger angenehmer Gesinnung, die Netzparias.
    Spinne, Fäden, Netzparias - in Leo Dürks Bewußtsein entstand das Bild eines Volkes, das von einer spinnenähnlichen Spezies abstammte und in einem riesigen Netz aus stählernen Fäden lebte. Das Netz mußte irgendwo befestigt sein, vermutlich an der Oberfläche des Loolandre. Niemand konstruierte ein Netz über einer ebenen Fläche. Er erinnerte sich an die konfusen Angaben, die Fritz, der Bordcomputer, gemacht hatte, kurz nachdem die LIZAMAR in die Fänge des Traktorstrahls geriet. Die Oberfläche des Loolandre mußte großmaßstäbliche Unebenheiten besitzen, Vertiefungen, Löcher und Ähnliches. In einem der Löcher befand sich das Netz, das die Gharwos gesponnen hatten. „Das einzige, was mir zu denken gibt", sagte Clifton Callamon in diesem Augenblick, „ist der Tote dort unten."
    Leo Dürk schrak auf. „Ich sag' dir was, CG", reagierte er impulsiv. „Mir ist das Gelände hier zu unübersichtlich. Ich glaube nicht, daß uns der Gharwo nur ins Bockshorn jagen wollte. Ich nehme seine Warnung ernst. Hier drinnen komme ich mir gefangen vor.
    Nichts wie 'raus hier..."
    Instinktiv griff er nach dem Aufbau eines der Aggregate, um sich mitsamt dem massiven SERUN herumzuschwenken und einen gewissen Anfangsschwung in Richtung des Ausgangs zu gewinnen.
    Im Augenblick der Berührung spürte er den Ruck, der durch die mächtige Struktur der stählernen Spinne ging. Die Schwingungen des Maschinenkastens teilten sich dem Material der Montur mit und erzeugten einen dumpfen, hallenden Ton, der wie der Schlag einer großen, schweren Glocke klang.
    Da wußte Leo Dürk, daß er mit seinem Entschluß um ein paar Minuten zu spät gekommen war.
     
    *
     
    Die Computersteuerung der SE-RUNS dirigierte sie den Weg zurück, den sie gekommen waren. Leo Dürk achtete sorgfältig auf die Anzeigen der Geräte seiner Montur. Sie wurden auf eine kleine Bildfläche geblendet, die sich links oben auf der Innenseite der Helmscheibe befand. Die Abwesenheit von Warnsignalen verwirrte ihn. Hatte er sich getäuscht? War dem Ruck, der durch den Leib der stählernen Spinne fuhr, keine besondere Bedeutung beizumessen? Oder bedeutete das Schweigen der Warngeräte lediglich, daß ihre Sensoren in dieser fremdartigen Umgebung nicht funktionierten?
    Er hatte Clifton Callamon seine Beobachtung mitgeteilt. Der Admiral nahm die Sache ernst; er enthielt sich der spöttischen Bemerkungen, die er bei solchen Gelegenheiten zu machen pflegte. Seite an Seite, die Kombinationsstrahler schußbereit zur Hand, glitten sie auf die Öffnung zu, durch die sie Landrix betreten hatten. Dicht unter dem Ausstieg hielt Leo Dürk an. Er sah sich um, soweit es die zerrissenen, zerfetzten Ränder des Lochs es ihm erlaubten.
    Zunächst entdeckte er nichts Ungewöhnliches. Aber dann, als er sich ein wenig weiter nach vorne wagte, sah er es.
    Es war ein metallener Strang ähnlich dem, auf dem die stählerne Spinne sich bewegte. Nur besaß dieser hier einen geringeren Durchmesser, vielleicht fünfzehn Meter anstatt zwanzig, und seine Oberfläche war fleckig und verkrustet, als hätte die Korrosion an ihr zu fressen begonnen. Der fleckige Strang ragte schräg aus der Höhe herab, wobei „Höhe" und „Oben" wiederum auf einer von Leo Dürk willkürlich gewählten Definition beruhten, und endete wie abgeschnitten dicht über der Oberfläche der stählernen Spinne. Unmittelbar unterhalb des Strangendes war die Hülle des großen Spinnenrobots leicht verformt. Sie wies eine flache Delle auf. Dort war der Strang auf Landrix gestoßen und hatte die Erschütterung ausgelöst, die Leo Dürk drunten in der Schaltzentrale gespürt hatte. „Was gibt's?" erkundigte sich Callamon ungeduldig. „Ist die Luft rein?"
    Der Waffenmeister hatte ihm aufgetragen, sich hinter ihm zu halten. Er traute der Impulsivität des Admirals nicht. Leo Dürk musterte die kleine Sichtfläche auf der Helminnenseite. Der Orter erfaßte den flekkigen Metallstrang einwandfrei. Die Geräte schienen zu funktionieren. „Sieht harmlos genug
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