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1180 - Das Clansgericht

Titel: 1180 - Das Clansgericht
Autoren: Unbekannt
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sich auf ihn, packte ihn am Hals und schleuderte ihn von sich. Der Bote flog durch die Luft und landete inmitten einer Ansammlung kostbarer Vasen, die allesamt zu Bruch gingen. „Ich bin nicht alt", stöhnte Iralasong. „Wer es wagt, noch einmal so etwas zu behaupten, den bringe ich eigenhändig um!"
    „Ich bin weit davon entfernt, so etwas zu sagen", krächzte der Bote erschrocken und massierte sich den Hals. „Oder auch nur zu denken, Herr. Ich wollte nur ..."
    „Sei still und verschwinde, du Narr."
    Iralasong wartete, bis der Bote hinausgeeilt war, dann ging er langsam zu einem Spiegel und blickte hinein.
    Gelbe, kalte Augen mit winzigen Pupillen starrten ihn an. Er hatte eine scharf gekrümmte Nase, die fast wie der Schnabel eines Raubvogels wirkte. Die oberen Zähne standen weit über die Unterlippe hinaus. Es waren spitze Reißzähne, die einem Raubtier alle Ehre gemacht hätten. Zottiges, braunes Haar fiel ihm tief in die Stirn. Spuren des Alters waren allein an den zahllosen Falten zu sehen, die sein Gesicht durchzogen. Doch Iralasong war noch kein alter Mann. Er war hundertzwanzig Jahre alt und hatte eine weitere Lebenserwartung von etwa achtzig Jahren. Doch das schien ihm nicht genug zu sein. Oder fürchtete er, das er schneller alterte als andere?
    Stöhnend wandte er sich vom Spiegel ab und ging zu einem Arbeitstisch hinüber, der mit zahlreichen Kommunikationsgeräten ausgestattet war.
    Dem Arbeitstisch fehlte jedoch die Nüchternheit und klare Linie, die zu der hochentwickelten Technik gepasst hätte. Wie vieles im Raum, so war auch dieser Tisch mit Schnörkeln, bunten Porzellanfiguren und allerlei überflüssigen Verzierungen versehen. Ein Terraner hätte vermutlich geurteilt: „Das Ding ist mit unerträglichem Kitsch überladen."
    Iralasong jedoch fand den Tisch ausgesprochen schön. Er griff nach der winzigen Figur einer unbekleideten Irtuffin und bog sie zur Seite. Einer der Monitorschirme erhellte sich, und ein breites, aufgeschwemmtes Gesicht erschien. „Kommandant Elsebog", rief der Clanskopf. „Die Flotte der Fremden ist durchgebrochen. Dieser Fyrer-Narr hat sie durchgelassen. Halte sie auf. Sofort."
    „Ich soll sie vernichten?"
    „Nein. Noch nicht. Du sollst sie vorläufig nur aufhalten. Wir haben etwas mit ihrem Kommandanten zu verhandeln."
    „Ich habe verstanden, Herr."
    „Dann rede nicht länger herum, sondern handle endlich", brüllte Iralasong und schaltete ab. „Manchmal habe ich es nur mit Narren zu tun", ächzte er.
    Du solltest deinen Kommandanten ein wenig genauer im Auge behalten, empfahl Tringlejo, der Symbiont. „Du hast recht", erwiderte Iralasong. „Der Kerl sieht genusssüchtig aus."
    Die Tür öffnete sich, und eine schlanke, ungemein schöne Frau kam herein. Sie hatte ausdrucksvolle, gelbe Augen, und ihre Zähne ragten kaum über die Unterlippe hinaus. Grübchen in den Mundwinkeln erweckten den Eindruck ständigen Lächelns. „Veraleß", rief der Clanskopf. Er sprang auf und eilte der Frau entgegen, um sie sogleich in die Arme zu ziehen. Doch sie schob ihn sanft von sich. „Nicht doch", hauchte sie errötend. „Wir sind nicht miteinander verheiratet, mein Lieber."
    „Verheiratet!" stöhnte er. „Du weißt doch, wie schwierig das für mich ist. Ich muss die Töchter der Clanskerne berücksichtigen, diese hässlichen Hexen. Wenn ich schon heirate, muss ich eine von ihnen nehmen, oder ich bringe alle Clanskerne gegen mich auf."
    „Ich weiß", wehrte sie ihn ab. „Du hast es mir schon oft erzählt."
    „Du bist zauberhaft, Liebes, aber leider nicht die Tochter eines Clanskerns. Wenn ich dich heiraten würde, müsste ich mit Mordanschlagen rechnen. Irgendeiner der Clanskerne würde sogleich versuchen, mich aus dem Weg zu räumen, um selbst Clanskopf zu werden. Mord und Totschlag unter den anderen Clanskernen wären die Folge, denn nicht ein einziger von ihnen hat die Befähigung, mein Nachfolger zu werden."
    „Natürlich nicht."
    Er zog sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. „Warum können wir denn nicht auch so die Freuden der Liebe auskosten?" fragte er.
    Tief errötend schüttelte sie den Kopf und löste sich aus seinen Armen. „So sehr ich dich liebe, Iralasong, aber das geht nicht. Denke an meine Ehre. Wie könnte ich das Zimmer mit dir teilen, ohne mit dir verheiratet zu sein? In der Machtnische gäbe es kein anderes Thema mehr als mich."
    „Lass sie doch reden", erwiderte er. „Das wäre nichts als purer Neid."
    „Aber wo wäre der
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