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1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes
Autoren: Jason Dark
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haben.«
    »Ja, das stimmt. Aber du kannst sie nicht herbeizaubern.«
    Ich stand auf und reckte mich. »Das brauche ich auch nicht. Ich habe erfahren, wo wir Harold Winter finden können. Und den werden wir jetzt besuchen.«
    »Okay, ich bin dabei!«
    Der Chef fuhr den größten Wagen. Das stand ihm auch dienstrangmäßig zu, und als wir ihn nach unserem Klopfen betraten, da hatten wir den Eindruck, nicht in ein Wohnmobil zu gelangen, sondern in ein beleuchtetes Büro.
    Der Computer war ebenso vorhanden wie eine Telefonanlage.
    Aktenschränke bedeckten die Wände, und auf einem Hocker stand ein helles Faxgerät.
    Harold Winter selbst hielt sich nicht im Büro auf. Wir mussten weiter durchgehen in den zweiten Teil des Wagens, der als Schlaf- und Wohnraum diente. Zwischendurch wurde der Gang schmaler. Es lag daran, dass sich dort die beiden Nasszellen befanden, die sich gegenüberlagen. Sie bildeten praktisch die Grenze zwischen Arbeitsund Wohnraum.
    An den Wänden hingen Bilder. Die Einzelheiten waren nicht zu erkennen, aber sie alle zeigten Motive aus dem Zirkus-Milieu, und das über verschiedene Jahrzehnte verteilt, so dass einige Bilder unter dem schützenden Glas schon sehr vergilbt aussahen.
    Ich sah in das etwas verzerrt lächelnde Gesicht des Mannes, dessen rechte Schulter verwundet war. Dort hatte ihm die Pranke die Haut aufgerissen. Den Arm konnte er bewegen, und das zeigte er uns auch.
    »Nehmen Sie Platz. Wenn Sie etwas trinken möchten, bedienen Sie sich.« Er wies auf eine Hausbar.
    Wir lehnten beide ab, da wir schon genug Kaffee getrunken hatten. Er selbst hatte sich einen Whisky genehmigt. Das leere Glas stand noch vor ihm.
    Harold Winter war um die Vierzig und dunkelhaarig. Man konnte ihn durchaus als einen verwegenen Typen beschreiben, doch jetzt saß uns ein sehr nachdenklicher Mensch gegenüber. Auf der Eckbank konnte man sich wohl fühlen, und die Fenster an den beiden Seiten ließen auch einen guten Blick nach draußen zu.
    »Ich weiß nicht genau, wer Sie sind und weshalb Sie in den Zirkus kamen. Jedenfalls habe ich Sie als meine Lebensretter erlebt. Das hat man mir gesagt. Wenn Sie nicht gewesen wären, hätten mich die Katzen verspeist.«
    »Sehen Sie das nicht so eng«, sagte Glenda.
    »Doch, das tue ich.«
    »Es war Glück.«
    »Nicht nur das. Auch Mut. Und so etwas findet man heutzutage nicht überall.« Er nickte uns zu. »Ich bin Ihnen verdammt dankbar, und Sie können auf mich zählen.«
    »Okay, vergessen wir das Thema.«
    »Sind Sie deshalb zu mir gekommen?«, fragte er.
    »Nein. Sie werden sich denken können, was uns hergetrieben hat.« Ich schaute ihm in die Augen. »Dass die Tiere so anders reagierten, ist ja nicht normal. Es ist etwas passiert, was Sie auch gesehen haben müssen.«
    Winter legte den Kopf schräg. »Sie sprechen von Emily, nehme ich an.«
    »Ja, es geht um sie.«
    Die Flasche stand nicht zu weit entfernt. Der Zirkusdirektor zog sie zu sich heran. »Da brauche ich noch einen Schluck«, sagte er.
    Möglicherweise wollte er auch Zeit gewinnen. Er stellte die Flasche wieder an ihren Platz, trank noch nicht, sondern schaute uns nur an.
    »Wer sind Sie?«
    Die Vorstellung übernahm ich. Winter hob die Augenbrauen, als er hörte, dass wir Polizisten waren. Dann lachte er und meinte: »Scotland-Yard-Leute habe ich mir immer ganz anders vorgestellt.«
    »Den Fehler begehen viele.«
    »Aber wieso Scotland Yard?«
    »Es geht um Emily.«
    Sein Lächeln sah nicht glücklich aus, und die folgenden Worte hörten sich auch nicht so an. »Das konnte ich mir fast denken, und das ist nicht nur einfach so dahergesagt. Emily ist eben ein großes Problem. Unser Problem.«
    »Und es hätte fast zu Ihrem Tod geführt«, sagte Glenda. »Gibt es einen Grund für diesen Hass? Wir sind zu Ihnen gekommen, weil wir von Ihnen mehr über Emily erfahren wollen. Sie haben sie erlebt. Sie wurde hier großgezogen und…«
    »Ja, ja, das stimmt, Miss Perkins. Sie haben völlig Recht. Sie ist so etwas wie ein eigenes Kind gewesen. Es trifft zu. Aber auch zu Kindern kann man unterschiedliche Beziehungen haben, und das ist hier der Fall gewesen, abgesehen davon, dass wir nicht wissen, wer ihre wahren Eltern sind, und wir sie eben ernährt haben.«
    Ich fragte direkt. »War Emily etwas Besonderes?«
    Harold Winter hob das Glas und nahm einen Schluck. »Da sage ich weder ja noch nein. Sie war anders, wenn ich recht darüber nachdenke. Außerdem hat sie in meiner Mutter immer eine Fürsprecherin gefunden.
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