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1166 - Der Erschrecker

1166 - Der Erschrecker

Titel: 1166 - Der Erschrecker
Autoren: Jason Dark
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nichts anfangen. Es ist ja möglich, dass hin und wieder Gestalten hier in der Nacht herumschleichen, aber mehr kann ich auch nicht sagen. Es ist alles nicht in meinem Sinne.« Er deutete auf die Gebäude. »Bitte, ich möchte nichts damit zu tun haben.«
    »Okay, das verstehen wir.«
    »Dann ist es ja gut.« Er atmete auf und trat zwei Schritte nach hinten. Er drehte den Kopf nach rechts, um dorthin zu schauen, wo er sein Moped abgestellt hatte. Der Blick gegen den immer grauer werdenden Himmel, der nur ab und zu helle, inselhafte Flecken zeigte, schien ihn in seinem Entschluss zu bestätigen. »Bitte, wenn Sie es dann schaffen sollten, können wir uns ja in Hamlin treffen. Ich gebe dann sogar einen aus.«
    »Wir freuen uns darauf.«
    Meine Lockerheit konnte er nicht verstehen. Er lächelte etwas verkrampft, schaute noch einmal scheu auf die Mauern, drehte sich dann bei seinem Moped so heftig um, dass er es beinahe umgestoßen hätte. Wenig später war er verschwunden.
    Suko, der ihm nachgeschaut hatte, drehte sich wieder um. Sein Mund zeigte ein Lächeln.
    »Hat er Angst gehabt? Oder war das nur gespielt?«
    »Bestimmt nicht. Etwas geht hier vor.«
    »Ein Versteck für wen auch immer.«
    »Und zugleich eine Falle«, sagte ich.
    »Für Menschen?«
    »Damals und heute.«
    »Okay, John, dann sehen wir uns die Falle mal näher an…«
    ***
    Es war kein weiter Weg bis zu der alten Station. Nur gingen wir nicht auf normalem Pflaster. Es war sicherlich eine schon historische Strecke. Hier waren früher die Kutschen gefahren. Hier hatten die Kutscher die Tiere gewechselt. Hier hatte es bestimmt auch eine Gastwirtschaft gegeben oder sogar ein paar schlichte Zimmer zum Übernachten.
    Das alles war vergangen. Über der Station lag jetzt die Patina der verlorenen Jahre.
    Wir beide blieben dicht beisammen. Der weiche Boden schien unsere Schritte schlucken zu wollen. Bäume ragten außer- und innerhalb des Geländes in die Höhe. Mächtige Kastanien, aber auch schlankere Birken, deren helle Stämme ein wenig an Knochen erinnerten. Dunkle Vogelnester klebten zwischen den Zweigen, und wir hörten auch die gefiederten Freunde, die merkten, dass sich der Tag verabschieden wollte. Deshalb sangen sie noch einmal, als wollten sie beweisen, dass mit ihnen auch am nächsten Tag zu rechnen war.
    Die Hand des Menschen war hier fortgeblieben. So hatte sich die Natur ausbreiten können. Das hohe Gras, die kleinen Bäume und Büsche, wie Haselnüsse und dichtes Beerengesträuch.
    Es gab keine Stelle im Gras, die von irgendwelchen Reifen plattgefahren worden wäre.
    Wir waren die einzigen Besucher, die seit langer Zeit den Weg gefunden hatten.
    Die Station bildete praktisch ein offenes Rechteck. Zur Stirnseite hin schauten wir auf das nach vorn hin offene Gebäude des Pferdestalls mit seiner Haferkrippe und der langen Tränke. An den Wänden hingen noch die verrosteten Haltegriffe, an denen die Tiere festgebunden worden waren, wenn sie sich erholt hatten. Es schimmerte kein Wasser mehr in den Trögen, es war auch kein altes Stroh oder mit Heu gefüllte Fressbecken zu sehen.
    Alles war verlassen.
    Wir hatten die bei Lena gefundenen Unterlagen fotokopiert und dabei bereits verkleinert.
    Aus der Innentasche zog ich die Fotokopie hervor und faltete sie auf.
    Es stimmte alles. Der Ort, an dem wir standen, war eingezeichnet, ebenso wie die anderen Gebäude. Aber mir entgingen auch nicht die Kreuze. Diese Zeichen mussten eine besondere Bedeutung haben.
    Suko sah, dass ich die Zeichnung anschaute und bemerkte auch meinen nachdenklichen Blick. »Ist was?«
    »Ja, einiges. Warum hat sie die Stellen hier markiert?«
    »Vielleicht hatte es was mit dem Vampir zu tun.«
    Es hatte eigentlich keinen Sinn, lange zu diskutieren. Es musste einfach einen Weg geben, um es herauszufinden, doch hier im Stall standen wir verkehrt.
    Wichtiger waren die beiden anderen Gebäude. Der Landwirt hatte von Schreien und Stimmen gesprochen. Von einem heftigen Rumoren. Von unheimlichen Geräuschen. Von Wesen, die zwar da, aber nicht zu sehen gewesen waren und von der Angst der Menschen.
    Wir erlebten bis jetzt nichts davon. Nur die Stille. Ich hätte diesen Ort, der aus einer Mischung aus Licht und Schatten bestand, durchaus als romantisch bezeichnet. Hierher konnten sich Liebespaare zurückziehen, um ungestört zu sein.
    Ich verließ als Erster den offenen Stall und wandte mich nach rechts. Das Gebäude dort zeigte zwar Lücken im Dach auf, auch das Glas der Fenster war nicht
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