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1165 - Einsteins TrÀnen

Titel: 1165 - Einsteins TrÀnen
Autoren: Unbekannt
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Tränen!
    Vishnas Terror verfolgte Ellert bis in die Tiefen der erlösenden Ohnmacht.
    Als er zu sich kam, fühlte er die angenehme Kühle frischer Leinentücher. Er lag in einem weißen Bett, hatte einen weißen Pyjama an und spürte ein Gefühl, das er fast vergessen zu haben glaubte: Hunger. Der Raum war klein, aber sehr behaglich eingerichtet. Es gab keine Spiegel und kein spiegelnden Gegenstände.
    Wie rücksichtsvoll! dachte er sarkastisch.
    Er hob seine Jacke, tastete über das Gesicht, zog die Hosenbeine hoch.
    Ellert, der Leichnam - es hatte sich nichts geändert.
    Ein Medo-Robot verließ lautlos den Raum.
    Gleich darauf kamen zwei Männer herein, Tifflor und Bully.
    „Ernst!" sagte Bully erschüttert. „Du also bist das Gespenst, von dem Chthon sprach!"
    Aus Ellert sprudelte alles hervor, was er wußte. Er begriff nur langsam, daß die Freunde ihn so kaum verstehen würden. Beharrlich zwang er sich zur Ruhe.
    „Du bist in Sicherheit", beruhigte ihn der untersetzte Mann. Tifflor nickte zustimmend.
    „Erzähle uns der Reihe nach, was du herausgefunden hast."
    Ellert hatte keinen Hang zu dramatischen Auftritten, er war eher ein sachlicher, nüchtern denkender Mensch. Aber alles, was sich in ihm aufgestaut hatte, entlud sich in einem Schluchzen.
    „Es geht dem Ende zu", sagte er und ballte die Fäuste.
    Tifflor legte ihm eine Hand auf die Schulter. Auch Bully kam näher an das Bett heran.
    „Hast du einen Wunsch?" wollte er wissen.
    „Vielleicht einen Kaffee", sagte Ellert, nachdem er kurz nachgedacht hatte. „Einen heißen Kaffee."
    Bull sprach kurz in sein Armbandgerät. „Wird sofort erledigt."
    „Sind die Blasen schon auf der Erde angelangt?" fragte Ellert.
    Die beiden Männer begriffen sofort, was er meinte, und schüttelten die Köpfe. Ellert nickte erleichtert. Vielleicht gab es noch eine Möglichkeit.
    Ein junger Mann kam herein. Er reichte Bull einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit darin. Bull schnüffelte daran und zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
    „Ein Wunder", stellte er fest. „Es ist Kaffee."
    Ellert streckte gierig die Hand aus, aber Bully hatte schon zu trinken begonnen.
    „He!" protestierte der ehemalige Teletemporarier. „Das ist meiner."
    „Ich weiß gar nicht, womit du ihn schlucken willst", sagte Bully. „Ich sage dir, Ernst, Gespenster brauchen keinen Kaffee, aber mir rettet er vielleicht das Leben. Wie du siehst, zeigen die Menschen in solchen Zeiten ihr wahres Gesicht - ich zum Beispiel bin ein reiner Egoist."
    Tifflor machte ein nicht mißzuverstehendes Zeichen zur Stirn.
    „Manchmal spinnt unser Dicker", meinte er.
    Und dann begann Ernst Ellert zu berichten.
    „Es gelang mir, den Grauen Korridor zu verlassen", sagte er und lehnte sich entspannt zurück. „Später, wenn einmal Zeit dazu sein sollte, werde ich euch von meinen Abenteuern zwischen den Dimensionen erzählen, vor allem von den Karzitanen, mit denen ich es zu tun hatte. Doch das ist jetzt unwichtig. Ich erreichte EDEN II, das im geistigen Zentrum der Mächtigkeitsballung von ES steht. Fragt mich nicht, wo das ist, wahrscheinlich läßt sich dieser Ort nicht einmal in Form von Koordinaten beschreiben. Auf EDEN II bekam ich bald Kontakt, vor allem zu Harno, auf dessen Körperoberfläche ich einige Visionen dessen ablaufen sah, was sich nun auf der Erde abspielt. Damals verstand ich nichts von diesen Dingen, aber nun sehe ich allmählich klarer."
    Er unterbrach sich, denn durch die Wand schwebte ein graues Wesen in den Raum, ein überdurchschnittlich großer Mann mit pechschwarzen Augen.
    „Chthon!" sagte Bully. „Er hat mich ins HQ-Hanse begleitet. Laß dich durch ihn nicht stören, Ernst. Wir hoffen, daß euer beider Wissen uns vielleicht weiterhelfen kann."
    „Deine Ankunft wurde mir über eine größere Entfernung hinweg signalisiert", telepathierte Chthon. „Das spricht für deine starke Ausstrahlung. Du bist ein interessantes Wesen, Ernst Ellert."
    Ellert betrachtete den Schatten gründlich. Da war einer, dem es nichts auszumachen schien, wie Ellert aussah.
    Seltsam, dachte Ellert. Er hätte nie gedacht, daß ihm ein Schatten sympathisch sein könnte. Aber vielleicht besaß ein Schatten wie Chthon mehr Seele als ein manifester Mensch. Ellert wünschte, er hätte mehr über diesen Fremdling gewußt.
    Er wandte sich wieder an seine beiden Freunde.
    „Ich will versuchen, meine Visionen von EDEN II in Worte zu kleiden", versprach er. „Die siebente Plage befindet sich bereits im ersten
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